22. November 2022

Die Feistritz


Seit einer Weile bemühe ich mich, eine Vorstellung zu bekommen, wie dieses Koordinatensystem der Flüsse aussieht, in dem sich die Oststeiermark entwickelt hat. Die Raab ist für mich ganz naheliegend, sie durchfließt Gleisdorf. Die Lafnitz berührt das Areal jener vormaligen Textilfabrik (Borckenstein) in Neudau, die geradezu exemplarisch für die gesamte Dampfmaschinenmoderne steht („Der milde Leviathan“). Und die Feistritz wird im Moment vorrangig, denn...


Heute wird gehängt. Am Ende der Woche läuft die Pressekonferenz. Vernissage ist dann am Mittwoch, dem 30. November 2022, um 18:00 Uhr im Bürohaus der Feistritzwerke-STEWEAG Gmbh (Gartengasse 36, 8200 Gleisdorf). Dieser Betrieb hat erkennbar seinen Namen vom genannten Fluß bezogen.

Wasserräder muß ich nicht erst in Erinnerung rufen. Mühlen, Sägewerke, Pressen, Turbinen für die Stromerzeugung, das ist auf einem Zeitpfeil angeordnet, der Jahrtausende durchmißt. Ich hab nun an der Feistritz ein schönes Motiv gefunden.


Dieses Banner mit der Botschaft „Die Mühle malt wieda“. Das korrespondiert mit einer Meldung aus dem Jahr 2015: „Nach etwa einjähriger Bauzeit fand am 3. Dezember des Vorjahres die offizielle Inbetriebnahme des neuen Kleinkraftwerks an der Feistritz statt.“

Zwei Varianten, wie Wasserkraft genutzt wird, eine uralte (Mühle) und eine, die seit dem späten 19. Jahrhundert zur Region gehört (Stromerzeugung). Die Brücken, die Wehranlagen, heute auch die strukturellen Einrichtungen, damit Fische über eine Staustufe wandern können, das alles hat nicht bloß seine praktischen Funktionen. Es schafft auch ästhetische Qualitäten, spezielle Wahrnehmungserfahrungen.


Über solche Zugänge bekommen wir vielleicht einige Blickwinkel-Verschiebungen hin, die uns helfen, eine angemessene Balance zwischen Zivilisationskritik und adäquate Beachtung der Natur zu entfalten. Die Ausstellung der Arbeiten von Monika Lafer ist mit einer Serie von Textminiaturen verknüpft, die via QR-Code ins Internet führen. Meine Textminiatur zur Station #6 endet mit dieser Passage: Dazu paßt noch ein anderes Bonmot: „Mit der Natur kann man nicht verhandeln.“ Das bedeutet: man muß ihr gerecht werden.


Die Ausstellung vor Ort ergibt unsere erste Erzählebene. Die Textminiaturen mit ihren Verzweigungen ins Internet ergeben die zweite Ebene. Von da führen wir die Ereignisse zurück in den analogen Raum der realen sozialen Begegnungen. Das ist die dritte Erzählebene. Bleibt noch zu klären, was von den Themen und Aspekten mit künstlerischen Mitteln und was mit anderen Mitteln zu bearbeiten sein wird.

Damit möchte ich klar machen, daß die Autonomie der Kunst gewahrt bleibt, denn was in diesen Fragen konkret am Gemeinwesen bewirkt werden mag, verlangt diese Peripherie von Diskursräumen, Dokumentation, die Quellen nicht zu vergessen, in denen altes Wissen aufbewahrt wurde.

+) Die Natur Mensch. Eine Annäherung (Gleisdorf)
+) Der milde Leviathan (Neudau)


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