8. August 2023

Rollende Konferenz III

Wenn wir unterwegs sind, debattieren wir freilich auch die Bedingungen von Debatten, von öffentlichen Diskursen. Es geht um Kompetenz und Schlüssigkeit. Norbert Gall und ich sind mit einem Teil der Schrauber- und Sammler-Szene verbunden, da würde jedes Großmaul schnell rausfliegen.



An den Regentagen über der Raab.

Der Mann, den wir – wie eingangs erwähnt – im anderen Atlantis besuchen durften, um über eine Werkstatt in seine Schatzkammer zu gelangen, ist Lehrer in einem technischen Bereich. Von ihm habe ich den Satz: „Was ich lehre, das kann ich auch.“

Bei den alten Meistern ist es selbstverständlich, daß ihre Arbeit klar überprüfbare Ergebnisse hat. Funzt oder funzt nicht. Hält, taugt, oder ist es ein Pfusch? Nein, Stümperei wäre Ausdruck eines Mangels an Selbstachtung.



Die ersten Herrenpilze in meiner Küche.

Es ist einfach unvorstellbar, daß einem jemand in unserem Revier mit Geschwätz die Plomben lockert. Man braucht hier nicht als etwas erscheinen, was man nicht ist. Falls man etwas nicht weiß, ist das Fragen ein klarer Ausdruck von Intelligenz. (Oft bleibt es schon eine interessante Aufgabe, erst einmal herauszufinden, was nun eine gute Frage wäre.)

Dort findet sich die Kategorie „Werkstolz“. Wer eine Sache um ihrer selbst willen gut machen möchte und zu einem passablen Ergebnis kommt, wird dieses Gefühl kennen. Oder - komplementär dazu - ein Begriff, den mir Carmen Dreier-Zwetti grade zugetragen hat: „Materialgerechtigkeit“. Das bedeutet, man macht etwas Gutes nicht schlechter. So wie: Gold wird nicht versilbert...



Beute von den Swedish Street Rod Nationals: amtliches T-Bucket.

Auf immaterielle, auf geistige Belange übertragen wäre da von Kohärenz zu sprechen. Von einer Schlüssigkeit, die sich durch seriöse Arbeit ergibt. Das rührt auch an eine Empfehlung aus der Antike, wobei es um Erkenntnis geht. Ein immaterieller Gewinn, erst einmal um seiner selbst willen: Erkenntnis soll sich nicht bezahlt machen, sondern erweisen!

Das ist ein wenig wie der Unterschied zwischen Grundlagenforschung und angewandten Formen. Das sollten wir nicht verwechseln. Es sind verschiedene Kategorien. Ich lebe in einem Umfeld, wo sehr viele Menschen derlei Überlegungen für müßig halten. Wissenserwerb? Ein Witz!



20 Jahre danach: links Gall, rechts Krusche.

Das wertet unsere Konferenz so sehr auf, denn da geht es immer um Inhalte, Inhalte, Inhalte, um Wahrnehmungserfahrungen und um Emotionen. Was uns freilich umgibt, ist ein mediengestütztes Getöse, das aber vermutlich uralte Wurzeln hat.

Ich will es mit Psychologin Adelheid Kastner sagen: „Die Dummheit schämt sich nicht.“ Im Gegenteil. Sie drängt sich auf, macht sich laut, will Teil des Geschehens und der öffentlichen Diskurse sein. Naja, in einer Demokratie darf man das.

Rollende Konferenz 23 (Bericht)