21. Oktober 2023

Kunst, Kultur und Politik I

Über den internationalen Kunstbetrieb läßt sich in wesentlichen Bereichen sagen: Das ist ein sehr hartes Pflaster mit recht unfreundlichen Winkeln. Da sollte man nur hin tendieren, wenn man sich solchen Bedingungen gewachsen fühlt.

Oder man darf sich auf ein leistungsfähiges Management verlassen und kann dafür selbst zum Regelbetrieb Abstand halten. Das muß aber erwirtschaftet werden. Es setzt also Marktfähigkeit der eigenen Werke voraus.



Wie antiquiert darf Kulturpolitik sein?

Zu den verbreiteten Blödheiten halbgebildeter Leute gehört die Auffassung, es sei anrüchig, wenn es Künstlern um Geld gehe. Eines der Motive dafür ist das Delegieren von Ethos. Wenn ich schon selbst spitze Ellbogen einsetze, um an Geld zu kommen, sollen wenigstens „Die Künstler“ dem „Wahren, Guten und Schönen“ verpflichtet sein. Moralisches Outsourcing...

Das sind oft die selben Deppen, von denen ich höre, was die „Aufgaben der Kunst“ seien, auch die „Verpflichtung der Künstler gegenüber der Gesellschaft“. Lauter Geschwafel! Hier ist außerdem nicht von Agenda der Kunst die Rede, sondern von sozialen und ökonomischen Fragen.



Der Kunstbetrieb als Amüsier-Branche?

Wie erwähnt, der internationale Kunstbetrieb ist ein sehr hartes Pflaster mit stellenweise schmerzhaft kaltem Klima. Dafür muß man fit sein, falls man in solchen Kategorien reüssieren möchte. Wer nun zu romantischer Verklärung neigt, kann sich mit Hanno Rauterbergs Buch „Und das ist Kunst?“ (Eine Qualitätsprüfung) auf aktuellen Stand bringen.

Wer solche Zustände beklagt, treibt sich einfach auf der falschen Baustelle herum. Hier greift das Bonmot „If you can't stand the heat, get out of the kitchen!“ Es gibt zum Beispiel auch Unterschiede, ob man den Grazer Schloßberg rauf möchte, den Grimming oder den Mount Everest.



Zur Lektüre empfohlen!

Wer aber dem Kunstbetrieb moralisch bekommen möchte, kann gleich loslegen, den Kapitalismus zu revidieren. Viel Glück und gute Reise! Hat man das erst einmal zur Kenntnis genommen, könnte das Augenmerk auf Fragen einer seriösen Kulturpolitik gerichtet werden. Politik, die das geistige Leben eines Landes mit Achtsamkeit verstärkt und mit Kofinanzierungen begleitet.

Dazu bleibt eine Kontinuität in kulturpolitischen Debatten und Kunstdiskursen unverzichtbar. Und zwar als öffentliche Debatten. Haben wir das? Nein! In der Steiermark auf jeden Fall nicht. Meine letzten prägnanten Erfahrungen auf solchem Gebiet sind von zwei Merkwürdigkeiten geprägt.



Wie karg soll ein Künstlerleben denn nun ausgestattet sein?

Erstens haben mir eine Landesbedienstete aus der Kulturabteilung und eine Kulturgewerkschafterin (IG Kultur Steiermark) für zwei meiner kulturpolitischen Glossen per Anwalt mit einem Gang zu Gericht gedroht. Da entfällt der Diskurs also.

Zweitens habe ich erlebt, wie die Weizer Drexler-Konferenz zum Thema „Kulturstrategie 2030“ von Funktionärsseite einfach korrumpiert wurde, um ein fertiges Kulturprojekt in der Schublade zu promoten, statt eine Debatte zu führen, die über den nächsten Horizont hinausweist.

Ich muß zur Kenntnis nehmen, daß solche Usancen vom Kulturvölkchen hingenommen werden. Einwände habe ich noch nicht gehört. Vorerst gehen also faktisch etliche geistige Freiräume in merkwürdigen Arrangements unter, während von Israel bis zur Ukraine die Idee einer liberalen Demokratie sogar mit Waffen angegriffen wird. Halten wir das einfach einmal fest.

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