19. Jänner 2024

Archipel: Drei Genres

Unsere Fahrt nach Neufelden war naturgemäß mit einem Sturm der Eindrücke und Reflexionen verbunden.Das Andere zu suchen, die Außenansichten, die Rückblicke und Querverweise, sind unverzichtbare Bestandteile laufender Kultur- und Wissensarbeit.

Ein Kulturprojekt, wie es sich im Gleisdorfer Archipel abzeichnet, bündelt sehr unterschiedliche Agenda. Wir haben nun eine Reihe von Arbeitstreffen erlebt, die unter anderem wichtige Funktionen darin hatten, nicht bloß die Inhalte und Aufgaben zu klären, sondern auch die sehr verschiedenen Stile und Codes zu harmonisieren.


Was das meint? Das Konsortium der Investoren setzt sich aus wirtschaftlich erfolgreichen Geschäftsleuten zusammen, die übrigens ausnahmslos der Kunst zugetan sind, teils auch selbst Sammlungen besitzen. Da muß die Sache der Kunst nicht erst erklärt werden, aber Fokus, Prioritäten und Arbeitsweisen zeigen so manche Kontraste zu den anderen zwei Feldern.

Diese Felder handeln einerseits von Aufgaben des Kulturmanagements, was auch einen klugen Umgang mit dem Kunstmarkt bedingt. Da ist andrerseits mein bevorzugtes Genre, für das ich meine Kompetenzen anfangs aus subkulturellen Zusammenhängen erworben hab, um mich dann im Kleinkunstbereich zu profilieren.


Das sind aus meiner Sicht die drei Metiers, von denen bewältigt werden muß, was der Archipel verlangt: Unternehmertum, Kulturmanagement, Kleinkunstformate. (Über große Events werden wir auch noch zu reden haben.) Auf dem Boden der Synergien, die da möglich werden, hat die Kunst ihren Handlungsspielraum. Genauer: die Gegenwartskunst.

Österreich ist noch etwas schwach darin, diese Genres kategorial zu unterscheiden: Gegenwartskunst und Voluntary Arts. (Aber Team Member Monika Lafer arbeitet derzeit als Kunsthistorikerin daran, die Genres unterscheidbar zu machen.)


Das alles hatten wir nicht bloß in unserer Neufelden-Session vor Ort zu erörtern. Jede der Fahrten nimmt mehr als drei Stunden in Anspruch. Das ergibt fast einen kompletten Arbeitstag auf Rädern, wobei wir ja auch nicht bloß über das Wetter geplaudert haben.

Für mich liegt ein enormer Reiz in eben dieser Komplexität, mit der wir derzeit beschäftigt sind, zumal der Konsolidierungsprozeß des gesamten Teams noch lebhaft in Gang ist. Dabei war es natürlich auch anregend, dieses Projekt von Joachim Eckl im Detail ansehen zu können.


Damit hat das Mühlviertel ein erstaunliches Beispiel, wie eine Struktur aus der alten Arbeitswelt in einen neuen Kontext gestellt wird, während an der Rückseite des Anwesens gelegentlich Garnituren der Lokalbahn vorbeiziehen. Und davor dieser Fluß, der schon durch seinen Namen die einstige Funktion als Kraftquelle offenbart: Große Mühl.

Wir haben heute keine Vorstellung mehr, wie dicht einst Mühlen gesetzt waren, um zur Ernährung der Bevölkerung beizutragen. Ein Thema, in das ich immer wieder gerate, weil es eine enorme Tiefe hat; siehe: "Mühle“ (Eine Jahrtausendgeschichte in etlichen radikalen Veränderungsschritten)

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