2. Februar 2025

Durchdringend


Werkzeug zählt! Zum Beispiel. Eine präzise Schneidelade und ein frisches Rollmesser, das sanft durch die Papiere fährt. Der verebbende Widerstand fühlt sich dabei völlig anders an als bei einer gröberen Klinge. Oder. Im Kontrast dazu. Jenes lange Messer aus billigem Stahl, das sich beim Andrücken verwindet. (Was für ein Schrott!)

Das alles hat nach außen eher keine Bedeutung. Dort zählen die Ergebnisse, nicht die Mühen auf dem Weg. Aber nach innen macht die Schärfe der Klinge bei der Arbeit einen Unterschied zwischen Vergnügen und Erledigung. Siehe dazu aktuell meine „Episode #48: Die Erfindung“ (Ein Beitrag zu Mythos Puch X) im Gleisdorfer „Zeit.Raum“!



Schittig, so nannte man einst gute Sensen.

Andere kennen solche Unterschiede ebenso. Wie mein bevorzugter Wirt, der manchmal an Details herumjustiert. Wenn er das Küchenmesser schwingt, finde ich nachher mitunter etwas auf meinem Teller, das ich mir erst einmal gar nicht erklären kann. Die Konsistenz. Kraut? Nein. Der Geschmack! Mehmed hat es mir schließlich erläutert. Geschabter Kohlrabi in der Begegnung mit frischem Knoblauch, Ingwer, Balsamico und noch einigen Kleinigkeiten.

Wie sehr es mich vergnügt, wenn ich mit Menschen zu tun hab, denen Nuancen etwas bedeuten. So habe ich hier von Meister Lukas schon erzählt. Franz Lukas. Handwerker. Ein Mann, der mit blankem Werkzeug, ganz ohne Maschinen, Stahl und andere Materialien derart fein fügsam machen kann, daß es mit unerklärlich ist.

Und wie kann es sein, daß Stahl auf Stahl nicht verreibt, wenn man alles richtig anordnet, egal welche Hitze sich dabei breit macht? Es beginnt eventuell mit einem schnörkellosen Stahlwürfel, wie ich bald wieder einen feilen werde, um diesem Stofflichen besser auf die Spur zu kommen. Wie verhalten sich unsere Leiber zu den Dingen, zu den leblosen Gegenständen? (An der Basis sind sie eins. Quantenphysik!) Siehe dazu auch: "27. Jänner 2022: Vergeigt"!



Links unten: Kohlrabi special Edition.

Das ergibt dann übrigens auch Grundlagen für eine Obsession der Frau von Atlantis, die im Autismus-Spektrum eine eigentümliche Position hat. Über die Objekte ihrer Obsession sind wir miteinander in Kontakt gekommen, denn ich weiß so allerhand von klassischen und exotischen Automobilen.

Sie aber fährt vorzugsweise diese Endorphin-Maschinen in einem Bereich, den ich mir nicht zutraue. High Performance. Ich weiß aus meinen Motorrad-Zeiten noch zu gut, welchen Kick das liefert. Derlei hat etwas von einer wuchtigen Durchdringung.

Genau davon ist das Universum ja überreich. Ein Beispiel: „Tatsächlich schießen rund 66 Milliarden Neutrinos aus dem Sonneninneren in jeder Sekunde durch jeden Quadratzentimeter der Erdoberfläche – und durch die Menschen darauf –, ohne eine Spur zu hinterlassen.“ (Rüdiger Vaas in „Abscheu vor dem Nichts“.)



Stahl: Man kann nur wegfeilen, nichts dazufeilen.

Vom Rollmesser übers Küchenmesser zur Stahlsäge und zu den Feilen, nun die Neutrinos. Ich flimmere in unserer komplexen Welt, diesem Hauch im Universum, bestehe vermutlich zu einem erheblichen Anteil aus Wißbegier, ahnend, daß man sich mit allem, was erfahrbar ist, nicht anfüllen kann. Sonst wäre ich nämlich seit Jahrzehnten randvoll und nichts hätte mehr in mir Platz. Aber es ist mit dem Erlebbaren wie mit der Welt und mit den Neutrinos. Durchdringungen!

Da war übrigens noch etwas im Zusammenhang mit dem Thema Geist und Materie. Während einer unserer Erörterungen waren wir grade am Konstruktivisten Heinz von Foerster vorbeigeschrammt, da ging es auch darum, wie unsere Kognition eigentlich funktioniert. Dazu meinte die Atlantikerin unter anderem ganz lapidar: „Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt. Und das Hirn ist zum Denken da & das Herz zum Fühlen.“ Ich vermute, dem hätte auch Foerster nichts mehr hinzuzufügen gehabt.

+) Atlantis (Die Praxis des Kontrastes)


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