5. Februar 2025

Festung Österreich II


Ich denke, um meine Argumentationsweise einordnen zu können, ist es nützlich zu wissen, daß ich kein Pazifist bin. Aber ich anerkenne selbstverständlich die soziokulturellen Leistungen der pazifistischen Leute, stehe bloß selbst in einem anderen Lager.

Ich halte den pazifistischen Part für absolut unverzichtbar, um vom gesellschaftlichen Ideal „Der soldatische Mann“ und von protofaschistischen Staats-Konzepten wegzukommen. Allein die Metapher „Festung Österreich“ belegt ja, daß da jemand noch in Kategorien der mittelalterlichen Stadt denkt und die politischen Ideen der 1930er Jahre durch kein zeitgemäßes Denken ersetzen konnte. Das korrespondiert noch nicht einmal mit den praktischen Erfahrungen aus den Anfängen Österreichs als moderner Nationalstaat.

Zur Erinnerung, als die Habsburger das fast vollkommen erfüllte Ultimatum an Serbien ignorierten und mit ihrem Angriff den Großen Krieg auslösten, wandte sich der Kaiser anläßlich der Kriegserklärung „An meine Völker“.


Der gute Katholik, ein begabter Heuchler. Zitat: „Es war Mein sehnlichster Wunsch, die Jahre, die Mir durch Gottes Gnade noch beschieden sind, Werken des Friedens zu weihen und Meine Völker vor den schweren Opfern und Lasten des Krieges zu bewahren. Im Rate der Vorsehung ward es anders beschlossen.“

An „die Vorsehung“ wandte sich später auch ganz gerne der Gröfaz = „Größter Führer aller Zeiten“, woran mich übrigens der Grökaz erinnert = „Größter Kanzler aller Zeiten“, ein präsumtives Figürchen, welches jüngst (etwas mehr durch die Blume) ebenfalls höhere Instanzen beschworen hat.

Was ich sagen wollte, Österreich war kürzlich noch ein multiethnisches Imperium und zuletzt der nach Rußland zweitgrößte slawische Staat der Welt. Ab da wurde es dann ethnisch ernst und eng. Immerhin war Österreich nach 1919 markant kleiner als davor, doch zur Festung nicht geeignet. Als Teil einer Tyrannei haben viele unserer Leute versucht, sich im nächsten Festungskonzept zu bewähren. Der Zweite Weltkrieg, keine Erfolgsgeschichte!

Mit der Zweiten Republik fanden wir eine neue Gelegenheit, uns als moderner Nationalstaat zu bewähren. Für den inneren, den sozialen Frieden mußten wir ab da selbst sorgen, um zu merken, daß wir sowas ohne Verteilungsgerechtigkeit und weitreichende Chancengleichheit der Menschen im Land nicht hinkriegen.


Für die Sicherheit gegenüber Bedrohungen von außen waren wir in dieser Zweiten Republik noch nie ausreichend gerüstet und haben dafür nötiges Geld lieber für andere Dinge ausgegeben. Ich hab mir gestern erst von einem versierten Major unseres Bundesheeres erklären lassen, wie Österreichs Armee derzeit noch nach den Standards alter Waffensysteme ausgebildet werde. Auf einem zeitgemäßen Kriegsschauplatz würden unsere Kinder vermutlich sterben wie die Hasen im Sturm.

Ich hab im vorigen Eintrag schon betont, wie sehr wir (unter dem Schutzschirm der Nato) als sicherheitspolitisches Protektorat der USA profitiert haben und was wir uns dadurch an Budgets ersparen konnten; in Verletzung unserer Verfassung, denn sie können im gestrigen Eintrag nachlesen, was uns das Neutralitätsgesetz vorschreibt.

Da hält mich also wer für den Dorftrottel, wenn er mir erzählt: a) Raus aus der EU! b) Neutralität unbedingt beibehalten. c) Österreich zur Festung umbauen. Das ist in der Kombination konzeptionell purer Blödsinn, finanziell nicht machbar und keinesfalls mit hinreichend geburtenreichen Jahrgängen unterfüttert. Vom Mangel an ausreichender Tauglichkeit für den Dienst unter Waffen ganz zu schweigen. Also was nun?

+) Politik


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