Das Thema des perspektivischen Sehens holen
wir derzeit mit den Kompetenzen von
Architekt Joachim Karner in unsere Arbeit
herein. Er ist vor allem auch ein
hochkarätiger Zeichner im künstlerischen
Sinn. Das wird in Gleisdorfs ungarischer
Partnerstadt Nagykanizsa zur Geltung kommen,
wo wir eben den Lokalaugenschein für eine
Ausstellung absolviert haben.
Wir,
das meint Gleisdorfs Kulturreferenten Karl
Bauer, Fotograf Richard Mayr und mich.
Unsere Fahrt zu den Nachbarn war zugleich
eine rollende Konferenz. Dabei konnten wir
mit Bauer klären, daß für uns innerhalb
seines Fachgebietes als Veterinär ein
interessantes Teilthema liegt.
Der Themenkomplex kulturell tradierter
Mensch-Tier-Beziehungen würde mir
komplementär sehr gut zu einem unserer
Arbeitsschwerpunkte passen, zumal unsere
Mobilitätsgeschichte ohne das Augenmerk
auf Ochsen und Pferde gar nicht
darstellbar ist. Ferner hat sich in der
Folge die Beziehung Mensch-Maschine als
ein Kräftespiel entfaltet, welches das
Antlitz der Welt veränderte.
Die
Zusammenhänge von Mensch-Tier und
Mensch-Maschine haben etliche
Querverbindungen. Dazu gehörte am Tag
nach der Ungarn-Fahrt der Besuch von
Wiener Neustadt. Um anläßlich der
Sonderausstellung „Von GRÄF & STIFT bis
ÖAF“ mit Oldtimer-Expertin Lisl Mesicek
und Psychologin Petra Schwarz darüber zu
reden, ob wir einen anregenden Diskurs
zustandebringen, in dem einige
soziokulturelle Aspekte des Themas
Automobil verdeutlicht werden können.
Belange, die sonst meist übergangen
werden.

Richard Mayr (links) und
Karl Bauer.
Das verweist zugleich auf mein
aktuellen Konzept für „Mythos Puch“.
Wir haben heute einen Round Table
vor uns, in dem wir alte Meister und
junge Virtuosen an einen gemeinsamen
Tisch holen. Kein Zufall, daß wir
diese Session im Verlagsbüro der
Edition Keiper realisieren. Ein
Grazer Angelpunkt des
Kulturgeschehens, überaus passend in
der Puchstraße ansässig.
Nun
zurück zur Zentralperspektive. Mit
den rasanten Pferden war der Mensch
noch gut bedient, weil diese
sensiblen und smarten Tiere von
Natur aus sinnlich für jene
Geschwindigkeiten bestens geeignet
waren, die den Menschen noch eher
überforderten. Was also dem Reiter
im Beherrschen von Tempo noch
mangeln konnte, das Pferd erweiterte
des Menschen Möglichkeiten.

Ein Vorbote kompakter
Automobile (Baujahr 1913)..
Mit der Geschwindigkeit von
Automobilen mußten sich die Menschen
dann selbst jene Kompetenzen im
räumlichen Sehen und in der
Einschätzung von Distanzen
erarbeiten, die einen bei hoher
Geschwindigkeit auf die Liste der
bedrohten Arten setzen. Die Maschine
nahm einem das nicht ab. Das
schnelle Auto, eine
Fluchtpunkt-Maschine. So übrigens
der Titel eines legendären 1971er
Road Movies mit Barry Newman in der
Hauptrolle: „
Vanishing
Point“.
Fluchtpunkt.
Weiterführend
+)
Nagykanizsa: Durchlässige Grenzen
(Eine Erkundung)
+)
Vernunft und Obsession (Über die
Endorphin-Maschine nachdenken)
+)
Mythos Puch X (2025: Die
Geschichte im größeren Zusammenhang)
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