11. Februar 2025
Politik-Karaoke:
Konsequenzen VII
Reden wir doch über Strategien und Handlungspläne, denn
ich bin es müde, mir dieses Gejammer anzuhören, meine Ohren
vor allerhand Gezänk zu verschließen und die Ausdrucksformen
gängiger Ömpörung wegzublenden. Das langweilt mich und stört
meinen Seelenfrieden. Ich brauche mein
Konzentrationsvermögen und meine Kraft dazu, mich
individuell den Problemen zu stellen, die Österreich hat,
Europa ebenso.
Unter uns Chorknaben und
Betschwestern: Wie doof mußte man eigentlich sein, um
spätestens nach zwei, drei Monaten Corona-Lockdown folgendes
nicht zu kapieren? Wir werden an Budgets, Wohlstand und
Komfort verlieren. Das ist unausweichlich, weil die Pandemie
Land und Gesellschaft nennenswert beschädigt hat.

Könnten wir erst einmal klären, welches
"Wir" sich da exponiert?.
Es werden uns Möglichkeiten und Spielraum
verloren gehen, weil verbleibende Ressourcen
vielfach in anderen Genres zum Einsatz
kommen. Das ist unausweichlich, weil
zwischen Sachpromotoren und Machtpromotoren
neu geordnete Allianzen entstehen, denen
gegenüber das Kulturvölkchen nicht zu
starken Netzwerken fähig ist. Wem das
dann spätestens 2022 dämmerte, hätte
wenigstens beginnen können, sich nach einem
geschützten Arbeitsplatz umzusehen. Für
Freelancers wie mich stand das alles in
großen Lettern nicht bloß an der Wand,
sondern am Himmel.

Auf welche ethischen und
intellektuellen Grundlagen stützt sch so ein
Statement, das Verhandlungen gewählter
Parteien abseztzen möchte?
Da ist mir folglich für den Augenblick
völlig schnurz, wer in der steirischen
Landesregierung aktuell den Ton angibt.
Die anschwellende Bürde hätte uns
Kulturleuten sowieso keine Partei von
den Schultern genommen, auch nicht Grüne
oder Kommunisten. Ich kenne freilich
keinen Hauch eines eigenständigen
Strategiepapiers, das vielleicht ab 2023
in unserem Metier kursiert wäre. Als
Ausdruck eines professionellen
Selbstverständnisses. Aber ich
hab noch jenen Anwaltsbrief in meiner
Korrespondenzmappe, der für mich sehr
teuer wurde, als eine Oberamtsrätin aus
der steirischen Kulturabteilung und ein
Vorstandsmitglied der IG Kultur
Steiermark mir mitten in der Corona-Zeit
drohten, mich für meine
kulturpolitischen Glossen wegen
Rufschädigung vor Gericht zu zerren.
Vielleicht sollten wir innerhalb des
Kulturvölkchens erst einmal unsere
Verhältnisse klären und dazu unsere
Begriffe auf aktuellen Stand bringen.
Vielleicht könnten wir uns wieder einmal
etwas in intellektueller Selbstachtung
üben. Es ist völlig nutzlos, politisches
Personal anzubrüllen und mit Petitionen
zu beschicken. Unser Sachdiskurs muß in
die Gänge kommen und sich im
öffentlichen Diskurs etablieren.

Ersten muß die Kunst gar
nichts bestimmtes und zweitens:
Wie macht Literatur denn das,
wehrhaft zu sein?
Es sieht ganz so aus, als müßte wir
im Kulturbetrieb einige Begriffe auf
jene Gebrauchsspuren hin
untersuchen, die sie unterwegs
abbekommen haben. Es ist etwa sehr
populär, von Autonomie zu sprechen.
Nomos ist das altgriechische Wort
für Gesetz, Übereinkunft. Mit
Autonomie meine ich daher, daß ich
mir selbst die Regeln gebe.
Das ist ein Schritt zur
Selbstverantwortung. Die hat eine
wenig komfortable Konsequenz. Wenn
ich selbst die Verantwortung trage
und es geht was schief, kann ich
zwar behaupten, es sei jemand
anderer schuld, aber das bleibt
irrelevant. Ich habe jene Schritte
gesetzt, die mich in die aktuelle
Situation geführt haben. Blöd
gelaufen? Das geht allemal auf mein
Konto und sollte mir helfen, meine
Kriterien zu verfeinern, meine
Deppen-Allergie nachzujustieren, in
der Wahl Verbündeter achtsamer zu
sein. Und klar, die Welt ist
schlecht, das Leben ist ungerecht.
Und der Papst ist katholisch, das
Wasser naß. Noch was? +)
Kulturpolitik
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