17. Februar 2025
Der zarte Winter
Die Mitte des Februars ist überschritten und ich erinnere
mich für diesen Winter an vielleicht drei, maximal vier Tage
mit einem Hauch von Schnee in der Stadt. Letzte Nacht kam
einer daher. Wenn ich noch ein paar Tage mir Schneeresten
dazurechne, ergibt das kaum mehr als eine Woche Winter.
Ich will mich nicht beschweren, denn das bedeutet
vorerst einen Gewinn an Komfort. Es ist ohne Frage ein
zarter Winter im Alpenraum. Andernorts mag es fette
Schneelagen geben, wie sie in meinen Kindertagen rundum
üblich waren. Was bedeutet das?

Ich kann an keiner Debatte teilnehmen, in
der es darum geht, ob dies nun eine Wetter-
oder Klimadiskussion werden müsse, denn ich
bin in Fragen der Meteorologie nicht
sachkundig. Aber ich bestaune jene, die mir
mit Verve versichern, wer all das für
bemerkenswert halte sei ein Idiot und von
Klimawandel könne man nicht reden.
Ich ahne, es sind ähnliche Motive im Spiel
wie bei jenem Predigtdienst, von dem ich
erfahre, das Elektroauto werde sich nicht
durchsetzen. Ich kenne Leute aus der
Branche, von Motorentechnik bis zur
Chip-Entwicklung. Da erzählt man mir in
Varianten, wie konfus manche Bosse zur Zeit
sind, weil niemand so recht wisse, wo es
langgehen werde; zumal in Europas Industrie.
Aber die Hobby-Prediger wissen Bescheid.
Wie erstaunlich! Immerhin könne mir
einige de Propheten gute Gründe nennen,
weshalb die Gesellschaft so in Unruhe
gekommen sei. Es läge, so sagt man mir, an
den Idioten in Brüssel und an
„Grünfaschisten“. Grünfaschisten? Das ist
ein semantischer Schwachsinn, denn schon im
vorigen Jahrhundert war mehr als geklärt,
wofür der Begriff Faschismus steht.

Quelle: ORF
Wer mit einem wenig belastbaren Verstand
auskommen muß, ahnt wenigstens, daß
Faschismus etwas „ganz, ganz Schlimmes“
sein dürfte, also kombiniert man das
Wort am besten mit dem, was man selbst
„ganz, ganz schlimm“ findet: Grüne.
In dieser Intelligenzliga hab ich
jüngst auch den kuriosen Begriff
„FemiFaschismus“ entdeckt, mit dem ein
Herr Anthony S., der einmal zu meinen
Facebook-Kontakten gehörte, sein
Mannsein aufpoliert hatte. Sie kennen
diese Schlamperei? Selbstdefinition
durch Feindmarkierung. Ich verweise auf
das „ganz, ganz Schlimme“, um
herauszuarbeiten, daß ich ein „ganz,
ganz Guter“ bin.

Der Maskulist geht in
Deckung.
Sir Anthony bekennt übrigens,
daß er unter „Hyperfeminismus“
leidet. Unter uns Patriarchen: so
ein richtiger Kerl ist er ja
offenkundig nicht, sondern eher eine
Art Schisser, der womöglich noch
nach dem 20. Geburtstag von Muttern
Unterhosen geschenkt bekam. Wo er
behauptet, daß er ein „Maskulist“
sei, sehen wir überdies, daß es ihm
an Esprit fehlt. Erstens holpert
diese Sprachschöpfung entsetzlich,
wenn man sie ausspricht und zweitens
hätte ein Hauch von Rhythmusgefühl
unausweichlich zum Wort
„Maskulinist“ führen müssen.
Ich freu mich über den zarten
Winter, denn er erlaubt mir
ausreichendes Spazierengehen, wenn’s
mir zuhause zu eng geworden ist. Da
kann ich unterwegs über solche
brennenden Fragen unserer Zeit
nachdenken, um erneut zu diesem
Schluß zu gelangen: Ich weiß über
dies und das einfach zu wenig, um
klare Aussagen machen zu können.
Wetter, Klima, Elektroautos, naja,
beim Thema Feminismus komme ich
langsam voran. Und überdies:
Womöglich wird Allgemeinbildung von
mir eh überschätzt…
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