Selbstverständlich ist eine blauschwarze Koalition
erwartungsgemäß eher rechtskonservativ einzuordnen.
Was sonst? Hinzu kommt, daß nach den Corona-Jahren
nur ein Agent der Blödheit annehmen kann, wir kämen
um erhebliche Einbußen an Ressourcen und Wohlstand
herum. Hätten wir uns auf all das inhaltlich und
strategisch vorbereiten können? Gewiß!
Was
haben wir zwischen 2008 und 2010 erlebt? Damals
trafen Kürzungen im Kielwasser der
Weltwirtschaftskrise zuerst den Sozialbereich, dann
die Kultur. Nach der Corona-Krise scheint es
umgekehrt gekommen zu sein, es traf erst erkennbar
die Kultur, dann den Sozialbereich.
Aber ich
vermute, das ergab sich bloß aus dem Arbeitstempo
der Verwaltung, also daher, welcher Bereich zuerst
nächste Entscheidungen zustande gebracht hatte. Wie
auch immer, ich dachte, wenn unserem Metier das Dach
brennt, würden wir in einer auffallenden
Konzentration mit einem kulturpolitischen Diskurs
ernst machen. Und zwar einen öffentlichen Diskurs.

Der 2025er Kampagnen-Slogan.
Damit meine ich, diesen Diskurs öffentlich zu
führen, um klar zu machen, wovon genau unser Metier
handelt, was die Bedingungen sind und der Bedarf
ist, um Vorschläge vorzubringen, wie das in der
Kooperation mit der öffentlichen Hand geregelt
werden könne. Wir sind dir primären Kräfte, die
Sachpromotoren, hier sollte das Schwergewicht von
Definitionsmacht sein.
Ich halte in genau
diesem Zusammenhang den Begriff Förderung für
antiquiert. Wenn ich für ein Vorhaben die
Zusammenarbeit mit Stadt oder Land erreiche, dazu
einen „Fördervertrag“ unterschreibe, in dem die
Ziele und die Schritte dahin genau definiert sind,
werde ich nicht „gefördert“, sondern wir haben einen
Deal. Und zwar einen Deal, in dem die Beteiligten
verschiedene Ressourcen einbringen: Geld,
Arbeitszeit, Kompetenzen…
Ich hätte einen
neuen Sachdiskurs erwartet, damit es nicht bloß bei
Protestakten bleibt. Verkünden, statt begründen, das
ist mir viel zu wenig. Ich habe jüngst zwei
Themenleisten aufgemacht, um etwas zu so einem
öffentlichen Diskurs beizutragen.
a)
Mars (Zu Krieg und Faschismus)
b)
Hurra, wir sind Bachmann! (Zum sterischen
Literaturbetrieb)

(Quelle: Kleine Zeitung)
Weil ich meine, daß wir in Europa längst mit
einem aktualisierten Faschismus konfrontiert sind,
der unsere Freiheiten bedroht. Und weil ich sehe,
wie sehr unter anderem die aktuelle Mediensituation
im Rahmen der Vierten Industriellen Revolution den
Literaturbetrieb nicht bloß radikal verändert,
sondern auch schwer belastet hat.
Bisher kann
ich nicht feststellen, daß sich Kunstschaffende bei
mir oder sonst wo eine auffallende Diskursteilnahme
zu diesen großen Themen gönnen. Das finde ich mehr
als beunruhigend.
+)
Hurra, wir sind Bachmann!
(Eine Debatte)