9. September 2025

Elektrisierende Fuhren


Ich kann redlich behaupten, daß ich mit Fachleuten aus verschiedenen Bereichen der Automobilbranche in Verbindung bin. Das reicht von der Chipentwicklung bis zum Marketing. Da kann mir aktuell niemand so genau sagen, wohin die Entwicklung führen wird. Was Inhalte und Standorte Europas betrifft, herrschen derzeit große Unklarheiten.

Im Gegensatz dazu erklären mir Laien und Privatpersonen äußerst energisch, wohin die Reise gehen soll und was am Status quo alles Unfug sei. Da wird so allerhand besser gewußt als auf der Prodi-Seite. Sie ahnen es gewiß, das handelt sehr wesentlich von Kritik an der Elektromobilität.



Elektrischer Zweisitzer Twizy.

Ich verzichte auf das Geschäft der Prophetie und konzentriere mich auf einen anderen Teilbereich des Genres. Industriedesign ist eines der maßgeblichen Kommunikationssysteme unserer Gesellschaft. Über das Automobildesign teilt sich einiges davon alltäglich auf den Straßen mit.

Ich habe den Eindruck, seit dem Reüssieren der Keilform hat es bei den Karosserien keinen so gravierenden Umbruch mehr gegeben, wie er sich augenblicklich zeigt. Es liegt gerade eine Phase hinter uns, in der alte Designs unterschiedlich erfolgreich zitiert wurden.

Mini und Käfer sind häufig zu sehen. Und der vermutlich größte Markterfolg neben dem New Mini, der Fiat 500. Der Ford Mustang war eben noch gut identifizierbar, ist es aktuell nicht mehr, der Ford Capri schon gar nicht. Im aktuellen Alpine A110 erkennt man mühelos sein historisches Vorbild.

Die letzten Jahre wurden von einem auffallenden Boom der SUV und riesige Pickups geprägt. Dazwischen viel Beliebiges, neben dem langsam neuere Formensprachen auftauchen. Da hybride und rein elektrische Antriebssysteme sich auf Bodengruppen anders verteilen als der konventionelle Verbrenner im Vorbau des Boxdesigns, müssen sich ja neue Linienführungen abzeichnen.



Elektrische Müllabfuhr: Volvo FM Electric.

Ich sehe mich derweil laufend nach Elektrikern um. Was zeigt sich da formal? Nun war die Gelegenheit, innerhalb weniger Tage in Gleisdorf zwei einschlägige Grundmotive zu entdecken. Gewissermaßen die Kleinsten und den Größten der Gegend.

Darunter ist der Citroen Ami das jüngste Beispiel, welches ich bei „Mythos Puch“ schon ausführlich beschrieben hab. Dem Fahrzeug traue ich das Zeug zum Meilenstein zu. Älter und äußerst markant ist der Renault Twizy, der mir jüngst wieder um die Ohren fuhr.

Und dann, überraschend, der größte Brocken, ein Volvo FM Electric. Zwei bis drei Elektromotoren, I-Shift-Getriebe, eine Dauerleistung zwischen zirka 450 und 670 PS. Der wird für die Müllabfuhr eingesetzt. (Zum Vergleich, das einstige Spitzenmodell aus Steyr, der Typ 580 Allrad aus dem Jahr 1958, hatte satte 95 PS.)

Ich habe einen Müllex-Mitarbeiter nach dem Thema Wasserstoff gefragt. Er meinte, da mangle es derzeit noch an einem Versorgungsnetzwerk. Über Brennstoffzellen höre ich derzeit wenig. Konstrukteur Markus Rudolf, der uns bei „Mythos Puch“ begleitet, war 2022 Projektleiter auf einem Renn-LKW bei der Dakar-Rallye gewesen.

Gaussin Renn-Lastwagen (Foto: Rudolf Markus)

Jener Gaussin H2 Racing Truck hatte mit zwei Brennstoffzellen, die jeweils 300 kW, also 408 PS lieferten. Das bedeutete: mit rund 140 km/h durch die Wüste. Was bedeuten solche Erfahrungen allenfalls für unsere Straßen?

+) Der elektrische Freund (Endlich eine Überraschung auf der Straße)
+) Sand und Sterne (Der Gaussin H2 Racing Truck)
+) Endorphin-Maschine (Mythos Puch Nr. 11)


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