Ich verzichte auf das Geschäft der Prophetie und
konzentriere mich auf einen anderen Teilbereich des
Genres. Industriedesign ist eines der maßgeblichen
Kommunikationssysteme unserer Gesellschaft. Über das
Automobildesign teilt sich einiges davon alltäglich
auf den Straßen mit.
Ich habe den Eindruck,
seit dem Reüssieren der Keilform hat es bei den
Karosserien keinen so gravierenden Umbruch mehr
gegeben, wie er sich augenblicklich zeigt. Es liegt
gerade eine Phase hinter uns, in der alte Designs
unterschiedlich erfolgreich zitiert wurden.
Mini und Käfer sind häufig zu sehen. Und der
vermutlich größte Markterfolg neben dem New Mini,
der Fiat 500. Der Ford Mustang war eben noch gut
identifizierbar, ist es aktuell nicht mehr, der Ford
Capri schon gar nicht. Im aktuellen Alpine A110
erkennt man mühelos sein historisches Vorbild.
Die letzten Jahre
wurden von einem auffallenden Boom der SUV und
riesige Pickups geprägt. Dazwischen viel Beliebiges,
neben dem langsam neuere Formensprachen auftauchen.
Da hybride und rein elektrische Antriebssysteme sich
auf Bodengruppen anders verteilen als der
konventionelle Verbrenner im Vorbau des Boxdesigns,
müssen sich ja neue Linienführungen abzeichnen.

Elektrische Müllabfuhr: Volvo FM
Electric.
Ich sehe mich derweil laufend nach Elektrikern um.
Was zeigt sich da formal? Nun war die Gelegenheit,
innerhalb weniger Tage in Gleisdorf zwei
einschlägige Grundmotive zu entdecken. Gewissermaßen
die Kleinsten und den Größten der Gegend.
Darunter ist der Citroen Ami das jüngste Beispiel,
welches ich bei „Mythos Puch“ schon ausführlich
beschrieben hab. Dem Fahrzeug traue ich das Zeug zum
Meilenstein zu. Älter und äußerst markant ist der
Renault Twizy, der mir jüngst wieder um die Ohren
fuhr.
Und dann, überraschend, der größte
Brocken, ein Volvo FM Electric. Zwei bis drei
Elektromotoren, I-Shift-Getriebe, eine Dauerleistung
zwischen zirka 450 und 670 PS. Der wird für die
Müllabfuhr eingesetzt. (Zum Vergleich, das einstige
Spitzenmodell aus Steyr, der Typ 580 Allrad aus dem
Jahr 1958, hatte satte 95 PS.)
Ich habe einen
Müllex-Mitarbeiter nach dem Thema Wasserstoff
gefragt. Er meinte, da mangle es derzeit noch an
einem Versorgungsnetzwerk. Über Brennstoffzellen
höre ich derzeit wenig. Konstrukteur Markus Rudolf,
der uns bei „Mythos Puch“ begleitet, war 2022
Projektleiter auf einem Renn-LKW bei der
Dakar-Rallye gewesen.

Gaussin Renn-Lastwagen (Foto: Rudolf
Markus)
Jener Gaussin H2 Racing Truck hatte mit zwei
Brennstoffzellen, die jeweils 300 kW, also 408 PS
lieferten. Das bedeutete: mit rund 140 km/h durch
die Wüste. Was bedeuten solche Erfahrungen
allenfalls für unsere Straßen?
+)
Der elektrische Freund (Endlich eine Überraschung
auf der Straße)+)
Sand und Sterne (Der Gaussin H2 Racing Truck)
+)
Endorphin-Maschine (Mythos Puch Nr. 11)