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Die Motoren-Frage


Ich kenne bis heute keine Illustration, die mir ein verläßliches Bild jenes Puch-Motors liefert, der im Estaric verbaut wurde. Es ging damals ja flott. Da wurde entwickelt, was das Zeug hält. Die Puch Voiturette von 1906, heute im Besitz von Magna Steyr, sollte laut verschiedener Publikationen einen V2-Motor haben. (Sie hat aber einen Reihen-Zweizylinder.)



Zeichnung aus der illustrierten Kronen Zeitung, 19.10.1909

Die Zeichnung des Puch-Motors im Estaric entstammt einem Cover der Kronenzeitung: [Das komplette Cover] Im Zentrum der Graphik steht Anatol Renner; siehe: [Link]

Ein Prospekt aus der Zeit nennt bezüglich Motor: „Zweizylindrig, in V-Form, 7 bzw. 8 HP". Dokumentationen sind also sehr salopp verfaßt. In jenen Tagen wurde schon berichtet, die Kunden wünschten stärkere Motoren.

Es ging damals ganz zügig Richtung Vierzylinder-Motoren. Ich hab hier schon Ferdinand Micha Lanner erwähnt, der von seinem Großvater, dem Rennfahrer, sagt, der habe technische Entwicklungen vorangetrieben: [Link]



Zart motorisierte Puch Voiturette von 1906

Johann Puch hatte überdies eine Hochkaräter von Laurin & Klement abwerben können. Dem Herrn „Oberingenieur Karl Slevogt“ haftete ein wilder Ruf an. Er war überigens in Graz wegen Raserei verknackt worden, hatte also auf seinen Ausfahrten öfter Menschen und Pferde in Panik versetzt.

Am 22.8.1909 berichtete die Allgemeine Automobil-Zeitung ausführlich über die Rekordfahrt Slevogts in der Landscha-Allee, bei der er mit seinem Puch-Rekordwagen rund 130 Km/h schaffte.



Slevogt im Rekordwagen von 1909 [Große Ansicht mit Daten]

Am 5.9.1909 gab es einen Bericht über die ruppige Fahrt auf den Schöckl, welche Slevogt mit seinen Beifahrer, dem „techn. Beamten Herr Discher“, im 18/22 HP Puch-Wagen absolvierte. (Siehe dazu: Puch am Berg“ (Wie der rasende Ingenieur Karl Slevogt den Berg Schöckl erstmals mit einem Automobil befuhr und was das nach sich zog.)

Zu der Zeit waren die Wagemutigen also nicht mehr auf die Motörchen der zarten Voiturettes angewiesen. Es galt schon damals das Motto des späteren Heimwerker-Königs Tim „The Toolman“ Taylor: „More Power!“



Mein kleiner Blitzen-Benz

Rund fünftausend Jahre lang war das Pferd die bedeutendste Tempomaschine des Menschen gewesen. Der „Hafermotor“ brachte Zugkraft in die Wirtschaft und Geschwindigkeit in verschiedene Lebensbereiche. Dieser „Kentaurische Pakt“ endete allerdings noch nicht im Großen Krieg, da die Kavallerie ihre militärische Bedeutung verlor.

Er endete im Zweiten Weltkrieg, wo auch immer Kraftfahrzeuge aus dem Dreck gezogen werden mußten, indem man Pferde vorspannte. Derweil hatte sich die Geschichte der pferdelosen Wagen breit entfaltet. Motorkraft wirkte längst auch im Wasser und in der Luft.



Blitzen-Benz-Motor
(Foto: Cete/DaimlerChrysler, CC BY-SA 3.0)

Die Beschleunigung wurde etwas Obsessives. Im Jahr 1909 baute man bei Benz & Cie. den einschüchternden Blitzen-Benz. Die 21,5 Liter Hubraum des Triebwerkes machten rund 200 PS möglich.

Im Jahr 1911 fuhr Bob Burman mit einem Blitzen-Benz auf dem Daytona Beach einen Landstreckenrekord von über 220 km/h. Kein Flugzeug war damals auch nur annähernd so schnell und Slevogt – wie oben erwähnt – rund zwei Jahre davor gerade einmal etwas mehr als halb so schnell. Die Progression ist atemberaubend.

-- [Wir Ikarier] --


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