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ph: prehistory, post history, post hierarchy
Von Michael Petrowitsch

Die Eintragung von Zeichen in Orte in einen Ort, die Hinterfragung jener Zeichen, soll im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen. Das Pavelhaus in Laafeld hat sich als funktionelles Element vor zehn Jahren in ein Gebiet eingetragen. Diese Eintragung war ein Eingriff in Geschichts-Schreibung, in gängige Verläufe, eine Gegenläufigkeit im Sinne von "prozessorientierten" Abläufen.

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Ahistoriziät wird im Sinne der klassischen Aufklärung gesetzt, als Geist, der dem Material widerarbeitet, und im Sinne der Realpolitik nicht geplant. Arbeit am Menschen vor Ort macht umdenken (vielleicht). Steinerne Verhältnisse zum Tanzen bringen, klassisch gesprochen, nachhaltige Kulturarbeit meinetwegen. Das Wesen der asynchronen Vorgangsweise (Geschichte und Eigensinn, Kluge/Negt) war die Programmierung, war das Schaffen einer neuen Sprache und eines neuen Schriftbildes des gängigen Codes. Die Sichtbarmachung des Unsichtbaren, das in der Öffentlichkeit und Verschriftlichung wie z. B. Ortstafeln ihren populären Höhepunkt findet. Standesdünkel und merkantile Ignoranz versus Privatsprachliches und öffentlich Verkaufbares. Medienpartnerschaft versus Inhaltsarbeit.

10 Jahre ph steht vordergründig für a-urbane Kulturarbeit, für Minderheitenarbeit in der Provinz, für Dezentriertheit, Peripherie, Rand, Grenze, Gegenstrategie zu Machtsystemen, Überschreitung usw. Im Hindergrund spulen sich vielschichtige, gar nicht so revolutionäre Systeme ab und arbeiten mit an ökonomischen Interessen, an Werten, funktionierenden Sozialsystemen und ähnlichem, und somit an Prosperierendem, war nicht immer so, wird so, ist so. Das Haus als Substanz war Ruine und wurde über den Umweg des symbolischen Kapitals einer anderen Bedeutung überführt.

Post Hierarchy denkt auch den nach wie vor Idealzustand mit. Dass Macht eines Tages allen auf den Wecker fällt (Theweleit) oder umgekehrt die Abnutzung aller verfügbaren Strukturen und deren Benutzung. Machtverhältnisse, nicht nur die ökonomischen, transnationalen Kapitalströme, Eroberung-Unterwerfung. Die Macht des paternalistischen Blicks, des Professors, des Chefs etc. Die Pornografie des Bildes. Der pornografische Blick auf den "Orient". Abbildungsverbot als Generalmaßnahme der Sanktion. Hier also möge die Künstlerkritik (Boltanski/Chiapello) zum Tragen kommen. Kunst als Stellenwert. Künstler und Veränderer. Kunst als Kritik an der Ware.

Aber auch quadratisch-praktisch gedacht: Zum Beispiel postpostkolonial: China haut 200.000 Millionen Euro auf den Tisch und schaut sich an, was am Weltmarkt passiert. Oder volksnaher: Die Zahl der Muslime in Österreich hat sich von 1991 bis heute von 150.000 auf mehr als 400.000 faktisch verdreifacht. In Graz gibt es mittlerweile mehr als zehn muslimische Gebetshäuser. Die katholische Arigona geht durch die katholischen Medien und durch die Berichterstattung wieder in die Schule. Anlasspolitik steuert den Alltag. Anlass-Sein das Bewusstsein.

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10•08