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Am 25. Februar 2008 wurde die "Regionale 08" offiziell präsentiert und für ein Gruppenfoto ein fröhliches Gedränge herbeigeführt. Davor konnte man zwei Exponenten des Kunstfestivals noch in luftigerer Aufstellung antreffen.

Landeskulturreferent Kurt Flecker (rechts) betonte, im Gegensatz zu den früheren Landesausstellungen sei bei der „Regionale“ der Schwerpunkt nicht auf die Infrastruktur gesetzt, sondern auf das künstlerische Leben. Der künstlerische Leiter Dieter Spath betonte die Themenstellung von „Diwan“ in den Aspekten „regional, oriental, trans(l)ational“. Das ist freilich hoch gezielt.

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Ich hatte davor mit "Pavelhaus"-Chef Michael Petrowitsch und "Ausreißer"- Chefredakteurin Evelyn Schalk eine Erörterung der Topographie und der "Stadtlandschaft" geführt. Näherte man sich einer Eröffnungsveranstaltung, wurde es ja alleine durch das anwesende Publikum plötzlich sehr urban. (Siehe dazu auch Logbuch-Eintrag # 1092!)

Das ist natürlich KEINESWEGS völlig abwegig. Ich übe seit einiger Zeit mögliche Positionen, die von Augenhöhe handeln können, wenn die Bezugspunkte etwa mit Gleisdorf/Beograd oder Gleisdorf/Istanbul beschriftet sind. Siehe da, das ist eine "Milieu-Sache", die in ihren INSZENIERUNGEN fast beliebig transferierbar ist. (Aber darüber muß ich erst noch ein wenig nachdenken.)

Cut!

Die Betonung des „Regionalen“ ist eine in vielen Aspekten recht problematische Entwicklung. Sie erweist sich unterm Strich letztlich den Konzepten des Nationalismus geschuldet. In diesen Konzepten sind Auschwitz und Srebrenica in kräftiger Schrift notiert. (In etwas blasserer Schrift auch Jasenovac.)

Was hindert uns, unter dieser historischen Bürde sanft gebeugt, mit kräftigen Bewegungen nach Möglichkeiten eines „postnationalistischen“ Europas zu suchen? Bisher reicht es eben gerade erst für „Das Regionale“. (Bleibt zu hoffen, daß sich so was nicht als Sprint in einer Schleife erweist.)

Dieses Betonen des „Regionalen“ ist aber auf jeden Fall ein pragmatischer Schritt, ein vielleicht unausweichliches Zugeständnis an reale Bürgermeister und Leute der Verwaltung. Unter ihnen beginnt man zwar, in der Anbindung an diverse EU-Projekte zu ahnen, daß Gemeinde- und Bezirksgrenzen als Markierungen des Orientierungsraumes zu knapp gefaßt wären. Doch „in der Region“ verschließen sich Funktionstragende an vielen Ecken nach wie vor ihren eigenen, praktischen Erfahrungen, die vor allem davon handeln, daß die meisten Kommunen an ihren üblichen Agenda längst zu scheitern drohen, noch ehe der nächste strenge Winter anfällt.

So werden Gemeinden aus derlei wachsendem Scheitern heraus in sogenannte „Kleinregionen“ gezwungen. Praxisverbände, in denen man sich Aufgaben und Kosten teilt. Aber das erprobte Selbstverständnis legt sich solchen Entwicklungen mindestens emotional erheblich quer.

Die kursierenden Auffassungen von „Region“ und „Regionalem“ sind ein Kompromiß, durch den augenblicklich wenigstens ein Mindestmaß an „raumübergreifender“ Kommunikation möglich erscheint. Polemisch verkürzt: „Das Regionale“ ist der schmutzige Kompromiß, dieses Enkelchen des Nationalismus mit reichlich Dreck unter den Fingernägeln, das wir offenbar zu Tisch bitten müssen, wenn Gespräche möglich sein sollen, die über den Dorfrand hinaus wollen.

Daß unter solchen Bedingungen tatsächlich DIALOG gelingen möchte, bleibt schon überraschend, wo es bloß um eine größere Runde oststeirischer Bürgermeister geht. (Gleisdorfs Bürgermeister Christoph Stark hat einmal erwähnt, es brauche in der Regel zwei Monate, um die acht Bürgermeister der oststeirischen „Städtekooperation“ an einen Tisch zu bekommen.) Geht es nun beispielsweise um die „Regionale 08“, dann geht es um nicht weniger als einen Dialog zwischen Orient und Okzident. Das ist äußerst kühn angelegt.

Ich stimme natürlich zu, daß man nicht bescheiden sein soll, wenn man sich wichtige Dinge vornimmt. Es wäre bei solchen Agenda dann aber auch zu klären, welche Mittel wir anwenden möchten, um zu überprüfen, wohin wir unterwegs sind, wo wir allenfalls ankommen.

Was mich gerade an eines der schönsten Lieder denken läßt, das ich unter den „Sevdalinke“ kennen gelernt habe ... [Siehe Eintrag #4!]

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10•08