next code: exit / notiz #6

Zu „next code: exit“
Mirjana Peitler-Selakov
[srbska verzija]

„…alle rennen nach dem Glück, das Glück rennt hinterher“
(Berthold Brecht)

Das Projekt untersucht die Möglichkeiten aus dem Unglück zu lernen und einen Ausweg aus Schwierigkeiten zu finden. Im 20.Jahrhundert ist den Menschen bei uns drei-, viermal die Haut abgezogen worden. Das heißt, man ist in einem Wertesystem aufgewachsen, das dann zusammengebrochen ist. Wie der Zusammenbruch nach dem Ersten Weltkrieg. Oder der Umsturz mit den grauenhaften Begleitumständen 1933. Dann 1939, 1945 oder für die Bewohner Südost-Europas in den 1990ern. Das ist für die Menschen jeweils eine schwere Belastung und ein großes Unglück gewesen.

Aber wie kann man das Unglück vermeiden?

Vielleicht kann man als ersten Schritt versuchen, alles was einen unglücklich macht, aus seinem Leben zu verbannen. Die Frage ist allerdings, ob man automatisch glücklich ist, wenn man nicht mehr unglücklich ist. Also: Ist das Glück nur die Abwesenheit von Unglück?

Oder gibt es vielleicht noch ein Zwischenstadium? Etwas Neutrales zwischen Glück und Unglück? (Es gibt sicher dutzende von Zwischenstadien.) Die Frage bleibt, wie man Glück definiert.

In dem Zusammenhang erscheint es sinnvoll, sich alles, was man als Unglück definiert, vom Leib zu halten. Die Frage wäre dann wiederum, was leichter ist, Glück zu finden oder Unglück zu vermeiden.

So leben unsere Gefühle vom Kontrast. Wenn es kein Unglück gäbe, gäbe es kein Glück und umgekehrt. Wobei das Unglück erfahrungsgemäß das länger andauernde ist. Das Ende von Unglück ist das Ende einer schwierigen Periode. Die Beendigung von Schmerz und Leid kann vorübergehend auch die Ursache von starken Glücksgefühlen sein. Sobald dann dieser Zustand andauert, verschwindet das Glück. Das Glück ist anscheinend immer auf einem Kontrast im Leben aufgebaut.

Wir wollen mit „next code: exit“ künstlerische Überlegungen zu Fragen des Glücks und Unglücks aufgreifen, in welchen sich kulturelle Praktiken, aber auch die historische Ereignisse reflektieren. Zugleich wollen wir diskursive Räume eröffnen, die an kulturelle, soziale oder politische Formen der Auseinandersetzung andocken. Ebenso private Erinnerungen, Träume und reale Alltagssituationen berühren.

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14•08