Log #25

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„Ich gehe doch nicht durch die Welt und such mir Kunstwerke. Oder schau, daß es zu meinem Teppich paßt. Ich brauch es auch nicht als Wertanlage.“ Arzt Georg Kurtz, bei dem wir nun unsere nächste Station absolvieren, ist ein Liebhaber der Kunst auf eine ganz eigensinnige Art. Er verzichtet auf die Zurufe von Deutungseliten und setzt auf seine eigenen Erlebnisse: "Ich tu mir schwer, hinter Kunstwerken immer gleiche die große Philosophie zu sehen."

Er will seine Rezeption von Kunstwerken mit Erfahrungen verbunden sehen. Da geht es nicht bloß um ästhetische Erfahrungen, sondern auch um Lebenssituationen, die bei ihm offenbar immer mit dem Kauf eines Werkes verknüpft sind. Oder mit dem Besuch einer Veranstaltung ...

next code: love
nobody want’s to be nobody
Ausstellung: 11. Mai 2007, 19:30 Uhr

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Das Booklet zu "next code: love" ist nun da. Es hat das handliche Format von CD-Booklets. Die graphische Arbeit von Jörg Vogeltanz löst sich sehr schön und markant ein. Die Publikation liegt nun an verschiedenen Stellen in Gleisdorf auf, vor allem auch im "Büro für Kultur und Marketing" bei Winfried Kuckenberger.

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Apropos Winfried Kuckenberger (oben links neben Theologe Fery Berger und Gleisdorfs Kulturreferent Hannes Felgitsch). Er hat zugestimmt, daß wir das kommende Arbeitstreffen für Kunstschaffende im Juni gemeinsam in Sankt Ruprecht realisieren. Das ist nun schon ein praktischer Schritt, die Basisarbeit konkreter Vernetzung in die Region zu tragen und dabei nicht bloß im eigenen Ort zu verharren.

Ein wichtiger Aspekt für die nahe Zukunft. Wir können gegenüber dem Landeszentrum nicht an Gewicht zulegen, falls wir darauf verzichten, eigene Strategien zu entwickeln, die das ausgleichen, was wir von großen Städten nun mal NIE übernehmen können: Die Dichte von Angeboten und die räumlich konzentrierte Präsenz inspirierter Menschen. In der Region braucht es dazu andere Verfahrensweisen ...

Cut!

Bei einem weiteren Plauderstündchen mit "Falter Steiermark"-Boß Thomas Wolkinger waren wir auf die Frage fokussiert, was dem steirischen Kunstfeld fehlen mag, da es so auffallend viel Selbstgenügsamkeit zeigt, sich inhaltlich breiter voran zu kommen.

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Wolkinger meint ganz pragmatisch, daß es einem großen Teil Kunstschaffender völlig genügen würde, Teil des Betriebes zu sein. Über das bloße Ankommen auf diesem Feld gehe dann für viele die eigene Ambition nicht hinaus.

Welchen Debatten und welchen Kriterien sollten sich nun Kunstschaffende eigentlich stellen? Was wäre zeitgemäß oder gar zukunftsweisend? Da sind mehr offene Fragen als Antworten. Das korrespondiert nicht nur mit der Kritik, die Herbert Nichols aus dem Büro des Landeskulturreferenten geäußert hat. (Siehe den vorigen Eintrag!)

Einschub: Praktische Übersicht "Die Kulturreferenten/Innen im Bezirk Weiz"
auf dem Kulturserver: [link]

Ich habe eben erst mit Philosoph Erwin Fiala eine Debatte darüber gehabt, wobei er vor allem dieses Tendenz zu "l'art por l'art", der sich seiner Ansicht nach so viele Leute hingeben, kritisiert hat. Derart selbstreferenzielles Getue, das sich über Medienpräsenz wichtig zu machen wünscht, hat der Weizer Kulturreferent Christian Faul in einer Gesprächsrunde mit uns auch bei der Regionalpolitik konstatiert: "Medial sind sie vorne und hintennach ein leerer Rucksack." Diese Attitüde ist also populär.

Solche Annahmen und Ansichten sollten wir mit mehr Aufmerksamkeit überprüfen. Denn die ganze Region ist in Bewegung geraten. Dabei zeigt sich, daß die Funktionstragenden der Politik unter wachsendem Druck stehen, eingefahrene Bahnen endlich zu verlassen. Das sollte auch für Kulturschaffende ein Signal sein, mit Selbstreflexion und brauchbaren neuen Plänen ernst zu machen. Ich habe nicht den geringsten Zweifel, daß alle, die solche Schritte aktuell verweigern, schon demnächst mit erheblichen Einbußen an Budgets und Strukturen konfrontiert sein werden.

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Einen sehr starken weiteren Impuls zu solchen Überlegungen hab ich aus dem Vortrag von Gerald Gigler, der zur Generalversammlung des Verbandes Energie-Region Weiz-Gleisdorf darlegte, was den Kommunen abverlangt werde, falls sie zu einer LEADER-Region werden wollen.

Gigler leitet das „Referat für Innovations- und Kooperationsentwicklung im ländlichen Raum“ [link]. Er hat, wie mir schien, den zahlreich anwesenden Dorfhonoratioren mit seinen Ausführungen einige Unruhe verursacht. (Ich werde seine Ansichten in den wesentlichen Punkten demnächst zusammenfassen und hier online stellen.)

Ich hatte übrigens im Vorjahr schon einmal Gelegenheit gehabt, solche Fragen mit Gigler zu erörtern. Er war dafür auf einen Sprung nach Ludersdorf gekommen. Was insofern eine kuriose Notiz ergeben hat, als dieser Eintrag im Projekt-Logbuch auch davon handelt, daß Stadtrat Hans Getto mich damals hat definitiv wissen lassen, er werde sich für das Projekt "next code" engagieren.

Damit war ein SPÖ-Mandatar der Sache zugetan, während Gerwald Hierzi sich schon bemüht hatte, in der ÖVP Rückhalt zu erwirken. Denn wie man es auch drehen und wenden möchte: Gelingt es letztlich NICHT, die Sach- und Machtpromotoren zusammen zu bringen, ist ein größeres Vorhaben unrealisierbar.

Wie erwähnt, bald schon etwas mehr darüber, was das alles mit der gesamten Region zu tun hat. (Siehe dazu auch den Eintrag vom 5. Mai in meinem privaten Logbuch!)


resethome
19•07