Log #45

Inzwischen hat sich eine beachtliche Runde formiert, Kunstschaffende nicht bloß aus Gleisdorf und Weiz, sondern auch aus etlichen anderen oststeirischen Orten, um in einem gemeinsamen Vorhaben verschiedene Plätze in der Region zu bespielen.

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Wir sind überein gekommen, daß es eine zweiwöchige Veranstaltung im April 2008 sein wird. Der Modus ist geklärt, die Runde ist vorerst noch offen, die April-Session wird allerdings am bisherigen Stand der Arbeit ausgerichtet. Wer von "weiter draußen" dazu kommen möchte, ist eingeladen, sich in den Prozeß für die nächste Station einzubringen.

Der formelle Auftakt ist also "next code: flow", womit wir das Jahr ausklingen lassen, wodurch auch "next code: love" seinen Abschluß findet. Der Titel für die kommende April-Station wird erst erarbeitet.

Cut!

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In der Stadt ist nun beflaggt. Die Verdichtung des Projektes, diese wachsende Sichtbarkeit der Details im Stadtzentrum macht mich ein wenig nervös, weil nun eben alles auf den Punkt zu kommen hat, sich alles erdachte und erhoffte in Sachen "next code: love" konkret einzulösen hat.

Die Dokumentation der Hauptveranstaltung habe ich HIER eröffnet, denn schon die Woche des Aufbaus zeigt allerhand Qualitäten, von denen zu erzählen ist. Dabei wird auch erahnbar, daß das Arbeiten an so einer Station, das Einrichten der ERGEBNISSE seinerseits Anregungen für weitere Vorhaben generiert.

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Kuratorin Mirjana Selakov und Graphic Novelist in der wachsenden Ausstellung, von der ein Teil auf konventionelle Art in geeigneten Räumen untergebracht ist, ein anderer Teil zieht sich durch die Innenstadt.

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Es wäre zu hoffen, daß Hausherr Peter Lidl Wege findet, das Erdgeschoß für kulturelle Vorhaben offen zu halten. Bisher haben uns alle Kunstschaffenden bestätigt, daß wir da die Qualitäten einer Galerie vorfinden, daß die Räume vorzüglich geeignet sind, Ausstellungen zu zeigen.

Das ist ein absolutes Novum für Gleisdorf, den es gibt keinen anderen Platz in der Stadt, der ausreichende und akzeptable Flächen bietet, um Kunstwerke angemessen zu präsentieren. Das vormalige Pfarrschulhaus zeigt ebenerdig schon jetzt, wo die Baustelle der Renovierung noch nicht restlos verschwunden ist, daß hier eine Galerie geführt werden könnte.

Cut!

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Einer der Schritte für den Beitrag "Wo ist die Kunst?", in dem nun auch der neue Brunnen in der Innenstadt seine Rolle hatte. In diesem Abschnitt entfaltet sich ein Geflecht von Bedeutungszuschreibungen, aus dem wir weitere Projektschritte ableiten werden.

Cut!

Apropos weitere Projektschritte. Wie sich Osten und Westen zu einander verhalten, was es mit den Bezügen zwischen "Orient" und "Okzident" auf sich hat, beschäftigt Kulturschaffende offenbar zunehmend. Bei uns ist das unter anderem schon in "next code: reel" angeklungen, das wird sich wohl noch verdichten.

Zum Beispiel kommenden November, wenn wir in Graz "next code: coffee" realisieren. Dabei gehen wir von einigen Motiven markanter Stereotypen aus. Zumindest in meiner Generation wird man sich erinnern, wie Vico Torriani nach dem Zweiten Weltkrieg das Klischeegeschäft abgehandelt hat.

Eben noch waren "Herrenmenschen" daran gegangen, der Welt die "Untermenschen" auszutreiben; oder wenigstens diese aus den fruchtbaren und einträglichen Gegenden der Welt nach Kräften zu vertreiben. Das hatte in einem Fiasko geendet, also begann man  aus neuer Kleinheit sich wieder mit der Welt anzufreunden. Auf Umwegen. Das "Fremde" wurde mit Klischees überlagert. Vico Torriani brüllte zum Beispiel:

Leidei, leidei, leideidei,
Leidei, leideidei!
Leidei, leidei, leideidei!
Jey, jey, jey, jey, jey!

Danach ging es etwa in folgender Gemütslage dahin:

Im Orient gibts ein Lokal, das Cafe Oriental
jeder Scheich war schon einmal, im Cafe Oriental.
Dies Lokal ist ein Magnet, dort gibts Frauen ohne Zahl
und wer so was sucht, der geht ins Cafe Oriental.

Einige Härtegrade skurriler, amüsanter, aber auch abwegiger ist der aus Trinidad stammende Peter Mico Joachim, der als Kunstfigur "Billy Mo" jene glühenden Verse vortrug, die etwa so holperten:

Da sprach der Scheich zum Emir:
Zuerst zahln wir und dann gehn wir.
Der Emir sprach zum Scheih:
Zahln wir später, gehn wir gleich.

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Wie lustig! Und unterschwellig der Behauptung gewidmet, daß man es hier mit unredlichen Leuten zu tun habe, denn, man erinnere sich, da empfiehlt dann jemand in dieser erbaulichen Geschichte, auch noch das Tischtuch mitzunehmen. Billy Mo war ferner zu folgenden Reimen des Genres "Trost und Rat" aufgelegt:

Aus Las Vegas kam ein Mann,
Bot mir tausend Dollar an,
Er sagt, Du wirst großer Star,
Doch als ich nach drüben kam,
War alles gar nicht wahr.

Ich kauf mir lieber einen Tirolerhut,
Der steht mir so gut,
Der steht mir so gut.
Dann mach ich Sonntag abend Blasmusik,
Immer nur dasselbe Stück.

Nicht zu vergessen: Die ultimative Partygranatae "Humbta-Humbta-Täterääää!" (Flipside: "Wir versaufen unsrer Oma ihr klein Häuschen") Ich will nicht mit aller Kraft gegen billige Unterhaltung angehen, denn mir schwant, wir haben alle ein gewisses Recht auf billige Unterhaltung.

Ich mache dieses Recht selbst ganz gerne geltend. Aber es ist im Stadel der Ressentiements doch ein wenig Arbeit zu leisten. Weshalb wir im Rahmen der Grazer "NetArt-Community-Convention 07" also ein "orientalische Café" einrichten. (Wie erwähnt: next code: coffee.) [nächste Seite]


resethome
40•07