Log #101

[Vorlauf] In einer großen Ausstellung in Gleisdorf wurden Bilder zugehängt, andere sogar abgenommen. (Siehe Eintrag #99!) Nicht einmal Kunstschaffende finden das einer Debatte wert. Das ist bemerkenswert!

Ich höre öfter Klagen, es seien ohnehin viel zu viele Informationen im Umlauf, man könne das längst nicht mehr verarbeiten. Blöd gelaufen!

Denn dies ist das sogenannte "Informationszeitalter", was vor allem bedeutet: "Data Overflow" ist die Regel, wie es vor 150 Jahren der Hunger gewesen ist. Wenn nun nicht einmal Kulturschaffende Wege sehen, wie man sich welche neuen Kulturtechniken aneignet, um in diesem Data Overflow handlungsfähig zu bleiben, haben wir offenbar in der Sache ein weit größeres Problem, als ich für möglich gehalten hätte.

Cut!

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Ich hab im vorigen Eintrag das Stichwort "Luxus" notiert. Elfi Scharf (links) und Christa Ecker-Ekhofen haben zugestimmt, daß an diesem Thema zu arbeiten wäre. Wir saßen eigentlich zur Planung der "3 von 3" für "kunst O.ST" beisammen.

Die eben wachsenden Krisen auf dem Finanzmarkt, unbestritten durch maßlose Gier und zu hohen Kapitalbesitz in zu wenigen Händen losgetreten, geben uns Anlaß, diese Zusammenhänge als einen möglichen Projektinhalt ins Auge zu fassen.

Luxus als das demonstrative Verbrennen von Geld und als Subjekt einer Milliardenschweren "Sehnsuchtsmachinerie" ... das wird also mutmaßlich in den Themenkatalog von "kunst O.ST" übernommen werden können.

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Diese Zusammenhänge waren auch Thema eines "round table" auf dem Weizberg, zu dem Fery Berger geladen hatte. (Siehe dazu Krusches Log #1234!) Dabei wurden verschiedene Ideen und Strategien angesprochen, wie der offenbar unabwendbaren Weltwirtschaftskrise regional begegnet werden kann.

Dazu gehört die Frage, wie es denn um die REDLICHKEIT von meinungsbildenden Eliten im Lande bestellt ist, von denen uns ein erheblicher Teil in der jüngeren Vergangenheit offenbar völlig falsch informiert hat.

Vorsätzlich? Muß angenommen werden, wenn man etwa betrachtet, was uns während des eben gelaufenen Wahlkampfes als angebliche "Hauptprobleme" Österreichs vorgestellt wurde. Demnach wird von "kunst O.ST" ein Beitrag entwickelt werden, der sich diesen Aspekten widmet. Als Teil weiterer Bemühungen der "Solidarregion Weiz", das Thema Eigenverantwortung in der Region voranzubringen.

Cut!

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Ein anderer Aspekt kulturpolitisch innovativer Schritte liegt in der gegenwärtigen Praxis der Gemeinde Gleisdorf. So war ich eben mit Sigrid Meister, der Kustodin des "Museum im Rathaus", im Wiener Kunsthistorischen Museum. Meister ging mit Dr. Christian Hölzl, dem Ausstellungsleiter, Details für die Präsentation der kosovarischen Arbeiten durch, die davor in Gleisdorf gezeigt werden. (Siehe dazu auch Krusches Log #1233!)

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Die gesamten Transportangelegenheiten werden vom Österreichischen Bundesheer abgewickelt, die Werke lagern zur Zeit in der Wallenstein-Kaserne in Götzendorf. Diese Geschichte handelt unter anderem davon, daß wir erstens vor Ort zunehmend komplexere Kooperationen zwischen der Kommune, Wirtschaftstreibenden und Privatpersonen realisieren.

Zweitens wird das Kulturgeschehen Gleisdorfs mit überregionalen Projekten und Bezugspunkten verknüpft. Ob das nun nach Bukarest in Rumänien reicht, ob nach Prishtina im Kosovo, ob nach Wien und Innsbruck, wie in diesem Vorhaben ... das kulturelle Bezugssystem der oststeirischen Kleinstadt wächst so ganz erheblich.

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Einmal mehr darf festgestellt werden:
Wir haben in diesem Bereich längst aufgehört, "Provinz" zu sein. Dabei spielt "kunst O.ST" als soziokulturelles Netzwerk eine zunehmend wichtige Rolle. Alleine die allmonatlichen Arbeitstreffen, kontinuierlich seit dem Frühjahr 2007 und jeweils an einem anderen Ort der Region, bieten eine wichtige Basis, über die Kontinuität hergestellt wird.

Fußnote:
Dieser Weg handelt genau NICHT davon, die "Provinz" nun zu "urbanisieren", indem man "Zentrumskonzepte" und "Wiener Salonkultur" in ländliche Regionen überträgt. Statt dessen werden aus diesem Raum heraus eigene Modi entwickelt.


resethome
44•08