Log #107

Auf den letzten Metern im ablaufenden Jahr. Da war gelegentliches Gedränge, weil viele Funktionstragende ihrem Weihnachtsurlaub zustreben, wozu offenbar ihre Schreibtische aufgeräumt sein müssen.

Was ist nun klarer? Klarer scheint mir, wie Intentionen und Kräfte der Kulturschaffenden in der Region angelegt und fokussiert sind. Das läßt sich, polemisch verkürzt, etwa so zusammenfassen: Geht es um größere Vorhaben im Kunstkontext, was auch bedeutet: größere Sichtbarkeit, sobald man die Bühne betritt, wollen zwar alle mitreden, aber nur wenige davon im wenigstens annähernd gleichen Maße mitarbeiten.

Das ist für mich ein vor allem kulturpolitisch eminent wichtiges Fazit. Denn dieser Stand der Dinge wirkt vor einem Hintergrund durch a) das Fehlen eines jeglichen Rechtsanspruches auf Kulturförderung und b) der Tatsache, daß es in der Region (bisher) kaum einen politischen Rückhalt für neue Entwicklungen auf diesem Feld gibt.

Wobei ich in Gleisdorf sicher eine ungewöhnliche Situation genießen darf, denn die Stadt hat einen Bürgermeister, der vieles zuläßt, im Gemeinderat gibt es einige Leute, die für Experimente offen sind, auf der Verwaltungsbene ist genau im Rahmen solcher experimenteller Schritte verläßliche Kooperation möglich. (Solche Bedingungen sind nicht selbstverständlich.)

Das ist ein vorzüglicher Ausgangspunkt, um die Wege auf Neuland zu erproben. Ich hab im vorigen Eintrag außerdem die kommende Kultur-Konferenz erwähnt, welche einen neuen Abschnitt markiert, um Mittel und Möglichkeiten für den Kunstbereich in der Region weiter zu entwickeln:

„Leader-Kulturkonferenz“
Donnerstag, 29. Jänner 2009
18:00 Uhr, „Forum Kloster“, Gleisdorf
[Details]

Viele Leute in meiner Umgebung beharren zwar noch auf der Vorstellung, es müsse die primäre Kunstproduktion finanziert werden. Das wird aber, so weit ich sehen kann, vorerst keine neuen Dimensionen erreichen und sich weitgehend darin erschöpfen, daß die Kommunen gelegentlich Werke ankaufen.

Vor dem Hintergrund, daß einerseits die Gemeinden ohnehin quer durchs Land wirtschaftliche Probleme haben, daß diese Problemlage andrerseits jüngst durch die losgebrochene Weltwirtschaftskrise   enorm verschärft wurde, wird man bei der Politik vermutlich keine erhöhten Aufwendungen für die Kunstproduktion erreichen können.

Wo wir damit stehen, ist in der nebenstehenden Einleitung (Quelle: "Der Standard") deutlich skizziert.

In solchen Zusammenhängen ist meine Betonung soziokultureller Agenda zu verstehen, bei denen die Gegenwartskunst allerdings eine Rolle spielen KANN.

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Das erweist sich eben als mit den Funktionstragenden durchaus diskutierbar. Das ergibt offenbar auch finanzierbare Projekte. Es ist ja klar, daß der Künstler in mir sich am liebsten nur der künstlerischen Praxis widmen würde. Beim beschrieben Stand der Dinge kommt eben mehr der Bürger in mir zum Zug.

Zugleich weist einiges darauf hin, daß bei der Regionalpolitik inhaltlich etwas Boden zu gewinnen ist, wenn da wahrgenommen wird, daß die Vorhaben Kunstschaffender eben AUCH eine soziokulturelle Relevanz entfalten können. Das ist für viele Leute aus der Politik eher ein Zugang, als eine direkte und ausschließliche Befassung mit der Kunstpraxis.

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Um in der Sache mehr Klarheiten zu erarbeiten, habe ich im Rahmen des Labors von "kunst O.ST" nun zu einer speziellen Arbeitsgruppe geladen. Künstler Walter Kratner, Kunst-Promotorin Nina Strassegger-Tipl und Kunsthandwerkerin Christa Ecker-Eckhofen sind bereit, sich mit mir auf dieses Vorhaben einzulassen.

Wir gehen jetzt daran, für das Jahr 2010 ein größeres Projekt zu erarbeiten, das die oben vorgebrachten Aspekte berücksichtigt und das angelegt ist, selbst unter den sich verhärtenden Rahmenbedingungen eine Verbesserung unserer Möglichkeiten zu erwirken.

Es geht um solide mittelfristige Planungen für komplexe Themenstellungen, die zwar im Kern der Gegenwartskunst gewidmet sind, die aber einen Gesamtzusammenhang zeigen, bei dem die Kommunalpolitik gute Gründe finden mag, ein positives Engagement zu entfalten. [Fortsetzung]


resethome
52•08