log #368: fahrtenbuch, seite #23

Nie aufgeben!
(Ein Fall von Big Business)

Wie tickt ein Mann, der eine Company mit weltweit 26.000 Mitarbeitern dirigiert? Frank J. Polzler hat die Oststeiermark in den 1950ern Richtung Kanada verlassen.

Der vormalige Geselle aus der Gleisdorfer Dampfbäckerei Wurm wurde schließlich eine Größe in der Immobilienbranche. Polzler ist „Chairman“ von „Remax Europa“. Er sagt: „Ich bin jetzt 78 und arbeite noch immer.“ In Pension zu gehen hieße bloß, auf den Tod zu warten, meint er.

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Andere träumen Jahrzehnte vom Ruhestand, Sie suchen neue Aufgaben.
Polzler: Ich habe immer gelernt. Ich lerne jetzt noch.

Wie beginnt so eine Geschichte?
Polzler: Ich hab mein Puch-Motorrad verkauft. Für die Überfahrt mit dem Schiff. Von Bremerhaven nach Quebec City. Drei volle Wochen. Ich war ja nur seekrank. Hab kaum Englisch können. Vierzig Dollar in der Tasche.

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Wie lernt man das Geschäft?
Polzler: Wir sind halt reingeköpfelt und haben schwimmen gelernt. Meine Ausbildung war an der „University of hard knocks“. Die Universität der harten Schläge. Wenn ich ein geschulter Geschäftsmann gewesen wäre, hätte ich das gar nicht gemacht.

Und die erste Zeit?
Polzler: Der Aufbau ist gut gelaufen. Ein 16 Stunden-Tag war Standard. Wir sind herumgesaust. Die Provinz Ontario ist ja fast so groß wie Deutschland und Frankreich zusammen. Wir sind Tag und Nacht unterwegs gewesen, haben in Motels übernachtet, schleißiges Essen gegessen, aber wir haben verkauft.

Und dann Amerika?
Polzler: Ja, wir haben dort was aufgebaut. Heute haben wir fünf Provinzen in Kanada und neun US Bundesstaaten. Dann hat sich 1992 die Möglichkeit für Europa ergeben. Ich bin mir vorgekommen, wie Kapitän Kirk vom „Raumschiff Enterprise“, der auf einen anderen Planeten kommt.

Was macht den Unterschied?
Polzler: Ein Immobilienmakler in Amerika ist wie hier ein Steuerberater oder Notar. Darum wird in den USA fast nichts privat verkauft, sondern von Immobilienfirmen.

Wie erschließt man einen ganzen Kontinent?
Polzler: 1995 ist es losgegangen. Da bin ich nach Europa und hab angefangen, Regionen zu vergeben. Wir haben einen Entwicklungsplan mitgebracht, denn jedes Land ist anders. Zur Vergabe der Regionen mußten wir noch die regionalen Chefs ausbilden. Jetzt haben wir ungefähr 1.500 Büros in Europa. Und 11.500 Mitarbeiter.

Wie bewältigt man so eine Dimension?
Polzler: Never give up! Niemals aufgeben.

Wie sieht das konkret aus?
Polzler: Wir sind im Service-Business. Wir verkaufen niemandem was. 600 Millionen Menschen brauchen ein Dach über dem Kopf. Und wir helfen ihnen, das zu finden. Darum hab ich nie aufgegeben, obwohl es manchmal fast so weit war.

Ihr Credo?
Polzler: Man darf keine Angst haben, ein Problem zu lösen. Eines der Probleme in Europa ist, daß man nur Sicherheit, Sicherheit, Sicherheit will. Die einzige Sicherheit, die eine Person hat, ist die Gesundheit und was sie im Kopf hat.

Remax ist ein Franchise-Unternehmen. Das bedeutet, man steigt als Unternehmer auf eigene Kosten ein, kann aber als Teil des größeren Ganzen jene Mittel und Möglichkeiten des Konzerns nutzen, die man als einzelne Person niemals greifbar hätte. Heute gibt es praktisch für jede Branche Franchise-Möglichkeiten.
http://www.remax.at/
http://www.franchisedirekt.com

[Oststeirisches Kernland] [kunst ost: fahrtenbuch]


coreresethome
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