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Städte werden zunehmend polyzentrisch, was bedeutet, es entstehen abseits der traditionellen Stadtzentren neue Gravitationsfelder. Der Architekt Winfried Lechner ist Geschäftsführer von "ingenos", jener Firma, die im Süden Gleisdorfs einen kompletten "business park" aufgezogen hat.

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In einem Gespräch hat er mir dargelegt, auf welche Art heute die verschiedenen Generationen "auseinanderfallen", was meint: Einander mit höchst unterschiedlichen Wünschen und Erwartungen begegnen, oder eher, statt begegnen: einander gegenüber stehen.

In der zehnminütigen Radiofolge "transit zone #26" schildert er, warum wir selbst dann eine kontrastreiche Multikultigesellschaft sind, wenn wir nur über Einheimische reden, über in Österreich geborene Leute, und Zuwanderer in der Debatte einmal völlig beiseite lassen: [link]

Lechners Ansichten sind interessante Diskussionsgrundlagen, wenn man sich fragt, wie sich öffentlicher und privater Raum zu einander verhalten und wie sich in dieser Stadt die Beziehungen zwischen Zentrum und Peripherie entwickelt haben.

Cut!

Ich hab in früheren Einträgen mehrmals erwähnt, daß ein dominanter Wohntraum wohl der vom "Häuschen mit Garten" sei, wofür natürlich dieses wie jedes andere Land zu klein wäre, wenn der überwiegende Teil der Bevölkerung darauf bestehen würde.

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Die steirische Landesregierung hat einst über das erste Nachkriegsjahrzehnt eine Festschrift herausgeben lassen: "Steirische Bewährung 1945•1955". Darin ist genau das als bemerkenswert hervorgehoben: "Eigenheime mit Kleingärten". [Der komplette Absatz]

Cut!

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Das Haus, in dem ich den Maler Hannes Schwarz in Weiz besuchte, ist eine Arbeit von Werner Hollomey und der "Werkgruppe Graz". Diese Geschichte ist mit der Gründung des "forum stadtpark" verbunden [link], welche einige Initial-Momente in Weiz hat.

Schwarz leidet an Morbus Parkinson, wodurch ihm die Malerei unmöglich wurde. Er und seine Frau Elfriede entschieden daher, aus dem Atelier ein Gästezimmer zu machen, denn sie rechnen damit, in absehbarer Zeit eine Assistenzkraft im Haus unterbringen zu müssen.

"So lange alles geht", sagt Schwarz, "denkt man nicht daran. Und dann ist es plötzlich zu spät." Elfriede Schwarz sagt beispielsweise, sie gehe nur noch in dringenden Fällen in den Keller, das Treppensteigen sei ihr heute zu mühsam, die Stufen wären ihr inzwischen überdies zu hoch.

Das sind diese stillen Geschichten im Abschnitt eines Menschenlebens, die sich meist allgemeiner Wahrnehmung völlig entziehen. Öffentlich ereignet sich davon bestenfalls etwas, wenn alte Menschen an der Supermarktkasse länger brauchen, als man selbst brauchen würde.

Polemisch ausgedrückt: Diese Kultur produziert permanent "Beschleunigungsopfer" und wir verzichten immer noch großzügig darauf, dieser Tendenz wenigstens kulturell gegenzusteuern und öffentliche Debatten darüber zu etablieren.

Eine Paraphrase dieses Themas ist gerade an der Außenwand eines Gleisdorfer Supermarktes zu entdecken; mutmaßlich nicht von einer alten Dame mit der Spraydose angebracht, sondern von Teenagers.

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Power ist hier gewiß im Sinn von "Macht" gemeint und dürfte als "Einfluß" gedeutet werden, wie er von manchen vermutet wird, die kein Gefühl von "Selbstbestimmung" zuwege bringen.

Ich gebe zu, das sind eine Menge Mutmaßungen über ein Statement in so holprigem Englisch. Über eine nicht ganz schlüssige Nachricht, weil wohl "Power" nötig wäre, um "Power" zu zerstören, das klingt also etwas nach Paradoxon.

Aber man versteht sicher, was gemeint sein dürfte. Zum Beispiel, daß jemand sich nicht als getrieben erleben möchte. Das hätten dann sicherlich sehr junge und sehr alte Menschen in dieser Stadt gemeinsam, auch wenn sowas nicht auf erstes Hinsehen auffallen würde. Nämlich: Gemeinsamkeiten von ansonsten grundverschiedenen Generationen ... oder, wie ein Fachausdruck lautet: "Alterskohorten".

Cut!

Der Wirtschaftsteil der "Kleinen Zeitung" hatte vergangene Woche einen kuriosen Aufmacher. Das Fehlen von Nachfolgern hat Bezüge zum Fehlen von Fachkräften, das einem anderen, einem demographischen Rückgang geschuldet ist.

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Eine Kehrtwende sei nicht in Sicht, stand an anderer Stelle in der selben Ausgabe zu lesen, die Situation werde sich verschärfen [Der komplette Artikel]:

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In nur fünf Jahren könnten hierzulande mehr "Über-65-Jährige" leben als "Unter-20- Jährige". Ganz klar, daß damit das Verhältnis zwischen Erwerbstätigen und Leuten im Ruhestand extrem belastet wird. Angesichts solcher Prognosen scheint es nicht sehr smart, diesen Themenkomplex rund um "Generationenwohnen" etc. so langsam anzugehen, wie es derzeit gechieht. Man ahnt außerdem, wie grotesk die allgemeine "Müdigkeit" in der sogenannten "Pflegedebatte" ist.

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6•08