projekt prisma, seite #5

Der Lagler und ich I

Die Gleisdorfer Protestmärsche sind ein junges Phänomen. Also muß sich erst deutlicher herauskristallisieren, welche weltanschaulichen Lager da sichtbar und hörbar sein wollen, welche ideologischen Positionen in unserem öffentlichen Raum Manifestation suchen.

Ich habe an anderer Stelle schon erwähnt, daß ich mit einem Exponenten dieser gemischten Szene vertraut bin. Ich kenne den Wirt Gottfried Lagler seit über 20 Jahren. Wir haben eine Menge anregender Stunden miteinander verbracht. Ich hab Lagler in der Kooperation bei einigen Kulturprojekten als engagierten und verläßlichen Partner erlebt.



Gottfried Lagler

Lagler ist ferner das, was man im Showgeschäft eine „Rampensau“ nennt. Er liebt die Bühne. Vor Publikum zeigt er mit großem Verve Talente, die er am Pizza-Ofen nicht braucht. Wir waren übrigens heuer etliche Male gemeinsam unterwegs, haben dabei natürlich über den Stand der Dinge geredet. Es war unüberhörbar, daß er sich von staatlichen Reglements zunehmend eingeengt, aber auch gelegentlich von der Behörde schikaniert fühlt.

Wenig überraschend, daß man mich inzwischen öfter auf Lagler angesprochen hat. So auch mit der Frage, wie es mir denn mit jemandem gehe, der zum Rechtsradikalismus neige. Ich halte Lagler nicht für rechtsradikal. Mir sind an ihm in all den Jahren keinerlei Merkmale aufgefallen, die so eine Annahme rechtfertigen würden.

Aber ich sehe, daß sich neuerdings Leute um ihn scharen, die eindeutig präfaschistische Positionen vertreten. Sie tun das auf geradezu amüsant irrationale Art, indem sie laut vor dem Faschismus warnen und nebenher in einigen Beispielen genau dessen Grundlagen propagieren.

Ich will Ihnen hier nicht mit der Habermas-Kontroverse oder jüngeren wissenschaftlichen Diskursbeiträgen kommen, um zu klären, wovon Faschismus handelt. Ich empfehle zur leichteren Orientierung gerne die „14 Merkmale des Ur-Faschismus“ nach Umberto Eco, wie sie zum Beispiel Valentin Grünn hier referiert: [Link]



Fascho-Fachfrau Fide

Sie finden dafür bei Bedarf auch problemlos andere Quellen. Die Kriterien von Eco helfen beim Sortieren und Einschätzen. Hier ein ergänzendes Dokument in englischer Sprache: [Link]

Fide Veritas („Ich liebe Meine Familie und meine Heimat. Dafür lebe ich!“) schreibt bei Lagler auf Facebook: „Wer in der demokratie schläft, wacht in de Diktatur auf! Habt Ihr es noch nicht mitbekommen??? Wir haben bereits wieder eine faschistische Diktatur! Da ist leider keine Zeit für besinnlichen Advent!“

Ich muß „Fide Veritas“ hier nicht anonymisieren, denn das ist ohnehin ein Pseudonym rund um Optionen wie Glaube, Vertrauen, Treue und Wahrheit. Sie mahnt: „Guten Morgen! Wer noch an ein gefährliches Virus glaubt, hat den Schuss noch nicht gehört! Das Virus dient nur dazu ein faschistisches System zu errichten! WACHT ENDLCIH AUF!!!!“

Fide Veritas meint überdies: „Es gibt genug Beweise, dafür, dass wir nie eine Pandemie hatten.“ Ja, diese „Beweise“ würde ich gerne sehen und die Quellen erfahren, um deren Qualität beurteilen zu können. (Bibelzitate akzeptiere ich dabei nicht!)

Fide Veritas betont bei Lagler an anderer Stelle: „Komm morgen mit nach Wien auf die Demos und schau Dir an was für Leute da sind. Mach Dir einfach Dein eigenes Bild und sag mir dann wie viele Rechtsradikale Du da siehst. Sind die Gerlinde und ich auch rechtsradikal ja?“

Na, schauen wir mal, dann sehn wir schon. Auf jeden Fall macht die Frau kein Geheimnis aus ihrer Verbindung zu „Die Artgemeinschaft - Germanische Glaubens Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung e.V.“ Und das ist eine heimelige Interessensgemeinschaft.

„Herzlich Willkommen auf der Weltnetzpräsenz der Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung e.V. Die Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung e.V. ist die größte heidnische Gemeinschaft Deutschlands (dazu noch Mitglieder in anderen germanischen Völkern) mit tiefreichenden Wurzeln.“ Na schau! Eine linke Zelle, nehme ich an… [Teil II]

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