Blatt #13 | KW 35/2019

D&U-Wagen Type 1, 1924 (Fahrzeug)

Zwei unternehmungslustige Herren. Ein kleiner Betrieb in der Grazer Schönaugasse. Wesentliche Komponenten wurden zugekauft. Der Profit versprach sich über eine selbst produzierte Basis, den Zusammenbau und den Vertrieb der Fahrzeuge. Oder war es ganz anders? Es hat auf jeden Fall wirtschaftlich nicht funktioniert.

Ich hab schon an verschiedenen Stellen erzählt, was es mit dem D&U-Wagen auf sich hat, jüngst in Ditmar & Urban (Vergebliche Mühe und spätes Gelingen). Rudolf Ditmar und Otto von Urban bauten zwei Einheiten ihres Typ 1, dann war die Firma schon wieder am Ende. (Am 31.1.1925 war alles vorbei.)

Von diesen zwei Fahrzeugen ist bloß eines erhalten geblieben und wurde inzwischen restauriert, wieder fahrtüchtig gemacht. Dazu war eine erhebliche Anstrengung nötig, die von einer engagierten Gruppe erbracht wurde. Das betraf nicht bloß den Wagen in seiner technischen Präsenz, sondern auch Recherchen zu seiner Geschichte.

Die Quellenlage ist schlecht. Aber es gelang doch, ein anschauliches Profil davon zu erarbeiten, womit man es hier zu tun hat. Darin zeigt sich ein praktisches Automobil ohne Glamour. Es wurde in einer Zeit geschaffen, da die Industrie schon enorme Summen investiert hatte, um Stückzahlen hoch- und Verkaufspreise runterzubringen.

Ein Kernereignis der Zweiten Industriellen Revolution, die man in Europa wie in Amerika rund um 1910 feststellen konnte. Das heißt, dieses kühne Vorhaben von Ditmar und Urban hinterließ uns ein interessantes Beispiel der steirischen Automobilproduktion, war aber auf dem Markt chancenlos.

Heinz und Lisl Mesicek, versierte Kräfte der ÖGHK, ließen mich am 21. August 2019 wissen, sie hätten nun die Initiative ergriffen und alle notwendigen Schritte in die Wege geleitet, um dem D&U-Wagen eine Geburtsurkunde zu verschaffen, quasi einen Personalausweis: „Nach viel Vorarbeit ist es gestern soweit gewesen: der D&U hat eine Einzelgenehmigung! Das heißt, wir können ihn auf ein eigenes Kennzeichen anmelden und der Öffentlichkeit, wann immer wir wollen, präsentieren.“

Das ist deshalb so wesentlich, denn die blaue Nummerntafeln, die Werkstattkennzeichen, sind durch öfter sinnwidrige Verwendung von sogenannten Oldtimerfahrern nicht mehr ohne Probleme verwendbar und es kann bei Kontrollen durch die Exekutive ein teuer Spaß werden, so Lisl Mesicek.

Wie schwierig es meist ist, für ein derart altes Fahrzeug eine Straßenzulassung zu erwirken, muß hier nicht weiter ausgeführt werden. Allein der grundlegende Konflikt zwischen den technischen Mindestanforderungen von heute und den Fragen nach dem Originalzustand eines Klassikers macht die Barrieren hoch. Dabei kommt man auch ins Grübeln, wie man einem Auto nach fast hundert Jahren taugliche Scheinwerfer und Blinker verpassen kann, was das gebotene Bremssystem leistet etc.

+) Die Zusammenfassung: "Der letzte seiner Art"

-- [start] [österreichische fahrzeuge] --