the track / virtuosen der täuschung / avantourismus / page #1

Das Losziehen, das Gehen über die Strecke ist nicht nur ein zentrales, sondern DAS zentrale Motiv des gesamten Projektes "the long distance howl". Es ist zugleich auch Metapher für grundlegende Positionen und die Bereitschaft zum wiederkehrenden Aufbruch.

In dieser Orientierung war eine der wichtigsten Inszenierungen das Bespielen des Zuges zwischen Graz und Wien mit einem Symposium: "the locomotion". Die "rückwärtige Route" über Gleisdorf und Hartberg bot rund fünf Stunden Zeit für eine Veranstaltung. Ich hab dieses Ereignis damals mit einer Session im "Museumsquartier" in Wien abgeschlossen.

page01a.jpg (31752 Byte)

Emil Gruber hat diese Reise mitgemacht. Er gehört zu jenem Personenkreis, als der wir damals (augenzwinkernd) den "Avantourismus" ausgerufen haben.

Emil ist ein erfahrener Reisender und Besitzer einer "Wunderkammer". Das heißt, sein Durchmessen der Welt schlägt sich in einer Kollektion nieder, die stetem Wandel unterzogen ist. Eine Kollektion, mit der sich in verschiedenen Erzählungen soziale, und kulturelle Geschichte, auch Kunstgeschichte erzählen ließe. Allerdings verweigert sich Emil einem musealen Zugriff, verweigert sich ordnenden Konzepten im Kielwasser der Großgeschichtsschreibung. Er bleibt lieber auf Reisen, wechselweise ein Dirigent des Staunens, ein Archäologe in seiner Dachwohnung.

page01b.jpg (18118 Byte)

Vier Tage vor der Eröffnungs-Session mit dem Trio der "Kollektiven Aktionen" (Sabine Hänsgen, Sergej Letov und Sergey Romasko) aus Moskau, trafen wir uns in seiner Wunderkammer zu einer avantouristischen Konferenz. Das bedeutet in der Praxis, über einem vorzüglichen Abendessen und beflügelt von allerhand wohlschmeckenden Weinen, verschiedene Aspekte unserer nächsten Schritte zu debattieren, deren Hintergründe, deren Querverbindungen, bei gleichzeitiger Durchsicht von Artefakten, die damit einen inhaltlichen Zusammenhang ergeben.

page01c.jpg (23247 Byte)

Daraus ergibt sich ein "Reisen auf dem Platz". Es ist ein wenig im Sinne der Vorstellung, die Virilio als "Rasenden Stillstand" beschrieben hat. Ein auf Medien gestütztes "Reisen am Ort", besser noch: auf der Stelle, im Gegensatz zu jenem physischen Reisen, das einen durch die Landschaft bewegt.

page01d.jpg (31284 Byte)

Hier Kuratorin Mirjana Peitzler-Selakov und Emil Gruber am Billard-Tisch. Dieses "Reisen auf der Stelle" ereignet sich hauptsächlich über Kommunikationsakte und Medien, die aufgegriffenen Artefakte sind gewissermaßen die Vehikel.


start | home
40•10