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Diskursbeitrag

 

Neue Medien – Neues Lernen – Neue Arbeitsformen
(Lernen und Arbeiten in der Informationsgesellschaft)

Von Gerolf Kirchmair

 

Begriffe wie "Datenautobahn", "Internet" oder "Multimedia beherrschen gegenwärtig die Diskussionen in unserer Gesellschaft. Bedingt durch die rasante Entwicklung auf dem Gebiet der Telekommunikation wird in vielen Branchen ein geändertes berufliches Handeln erforderlich.

An die Stelle des Faktenwissens treten zusätzliche Qualifikationen im Bereich von Informatik, Kommunikation und Kooperation. Dies ist in Anbetracht der explosionsartig anwachsenden Summe aller Kenntnisse eine Notwendigkeit geworden. Informatiker schätzen, daß sich das Weltwissen alle fünf Jahre verdoppelt. Durch die Möglichkeiten der neuen Technologien sind Informationen immer schneller und überall verfügbar.
Es wird in Zukunft verstärkt notwendig werden, neben Schreiben, Lesen und Rechnen als vierte Kulturtechnik den effizienten und sinnvollen Einsatz elektronischer Geräte bereits in den Grund-schulen zu vermitteln.

Zuwachs an Information
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann die Menge der in Wort und Bild verfügbaren Informationen ins Unermeßliche zu wachsen. Der Prager Kommunikationsphilosoph Vilém Flusser weist in seinem Buch "Die Schrift" darauf hin, dass der Begriff "Information" wie viele andere Ausdrücke einem Bedeutungswandel unterlag. Bedeutete es ursprüng-lich soviel wie "Formen in etwas graben", so sei es bis in unsere Zeit - so Flusser - zu einem Schlagwort geworden, "das sich die Leute um die Ohren schlagen." Seine Betrachtungen führen ihn zur Feststellung:
"Alle diese Bedeutungen haben allerdings einen gemeinsamen Nenner: 'je unwahrscheinlicher, desto informativer." 1)

Dieser ironisch klingende Satz kann nicht unwidersprochen hingenommen werden, obwohl auch ich der Auffassung bin, dass durch die Überfülle der vorhandenen Informationen für die Menschen eine individuelle Selektion nach Möglichem und Unmöglichem kaum mehr durchzuführen ist und dass sich möglicherweise aus dieser Situation heraus der verbreitete Hang zum Sensationellen und Unwahrscheinlichen erklären läßt.

Mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze in Deutschland hängt mit Informationstechnik zusammen
Die Informations- und Medienbranche ist neben dem Tourismus der weltweit bedeutendste Wirtschaftszweig mit einem Umsatz von rund drei Billionen US-Dollar. Mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze in Deutschland hängt jetzt schon direkt oder indirekt mit Informationstechnik zusammen. Diese Entwicklung in Richtung Dienstleistungsgesellschaft stellt sowohl traditionelle Berufsbilder als auch herkömmliche Formen beruflicher Qualifikationen in Frage. Bill Gates schildert dieses Zukunftsszenario in seinem Buch "Der Weg nach vorn" folgendermaßen:
"In zehn Jahren werden Sie in vielen Stellenanzeigen lesen, wie viele Wochenstunden Arbeit man von Ihnen erwartet und wie viele davon gegebenenfalls als 'Innendienst' an einem bestimmten Ort, etwa in einem Büro, zu leisten sind. Bei manchen Stellen wird man zur Bedingung machen, dass der Mitarbeiter einen PC hat, so dass er zu Hause arbeiten kann... Unseren Kindern wird von Anfang an die Vorstellung vertraut sein, dass sich Distanzen mit Infärmationswerkzeugen überwinden lassen. 2)

Akzeptanzverlagerung
Es gilt, die Forderung nach einer Akzentverlagerung in den Zielsetzungen beruflicher Grundqualifikationen und in der Weiterbildung rasch umzusetzen. Der Aufbau von Fachqualifikation ist ohne parallel dazu verlaufende Persönlichkeitsentwicklung zweifellos nicht möglich. Andererseits ist in der hochgradig arbeitsteiligen Gesellschaft ohne fachliche Qualifizierung keine Entwicklung einer Berufspersönlichkeit möglich.
Fachkompetenz inkludiert in zukunftsorientierter Form auch Methoden- und Sozialkompetenz. Der Begriff der Schlüsselqualifikationen beinhaltet gewisse, für das spätere Leben wichtige Qualifikationen, die aus einem Bildungsgang resultieren sollen, wie zum Beispiel die Befähigung, mit anderen zusammenzuarbeiten, zu kommunizieren, sich selbständig neues Wissen anzueignen und bereit zu sein, ein Leben lang weiterzulernen. Man legt vielfach nicht mehr nur auf gute Noten, Fremdsprachenkenntnisse und einschlägige Praktika, sondern immer mehr auf Kommunikationsfähigkeit, persönliche Ausstrahlung und soziale Fähigkeiten Wert.
Durch die Computerisierung der Arbeit werden die zeitlichen und räumlichen Dimensionen für das Lernen verändert. Die Struktur vieler Berufe weist eine hochgradige Spezialisierung der Techniken auf. Der Aufbau und die Ausgestaltung des Informations-Highway, einer Datenautobahn, die uns in das nächste Jahrtausend führen wird, hat gravierende und einschneidende Folgen auf die Gestaltung der Arbeitswelt. Durch die Glasfaser-Technologie wird es zu einer Verschmelzung aller Medien kommen, die bis dato isoliert voneinander in Gebrauch waren.

Dies ist ein Textauszug! Den gesamten Text können sie HIER als rtf-File downloaden. Bitte achten Sie die Urheberrechte. Falls Sie den Text für andere als private Zwecke nutzen möchten, verständigen Sie sich einfach mit dem Autor!

(Erstmals erschienen in den
Steirischen EB-Informationen Nr. 68/ Sept. 1996)


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