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Walter Grond: Bücher

"Landnahme"
"Ein junger Mann, Karl wender, will seiner verganenheit entkommen und macht eine Reise in das Land seiner Kindheitsträume. Ist sein Phantasieland eine ungetrübte Landschaft des Gemüts? Er taucht in ihre Unendlichkeit ein, er genießt die Abgeschiedenheit eines Gasthauses, arbeitet auf einem Bauernhof, wo er neue Lehrjahre des gefühls durchlebt. Doch die harmonische Einstimmung wird mehr und mehr aufgehoben durch die Erzählungen von Franz Tschois im Gasthof. Jetzt erst wird dem jungen Wender bewußt, wie sehr er Nomade aus einer anderen Welt ist, wie sehr der Alltag des Maschinenlands sein Handeln und seine Wünsche bestimmt. Aus größerer Ferne rückt erst eigentlich der Untergang der Welt in die unmittelbare Nähe: da verwandelt ein Industrieller den Geburtstag seiner Frau in einen Leichenschmaus, ein Archäologe beschreibt die Städte als nekropolen und Totenpaläste. Riesige Heere von Arbeitslosen werden zu Nomadenvölkern. Die mögliche Zerstörung der Welt durch die Bombe wird als Schauspiel gefeiert.
Wender entdeckt in seiner Wunschlandschaft ein Jagdhaus, an dessen besitznahme er auf geheimnisvolle Weise mit Gewalt gehindert wird. Sind die Geschicke der welt durch eine Verschwörung vorausbestimmbar?

Walter Grond, "Landnahme"
Roman, Hoffmann und Campe, Hamburg 1984
ISBN 3-455-02552-8


"GROND ABSOLUT HOMER"
"Mit ABSOLUT HOMER. wurde 1992 ein Unternehmen ins Leben gerufen, das wahrscheinlich das gewaltigste Stück Concept-Art auf literarischen Gebiet darstellt. Die Literaturfabrik ABSOLUT, die ihren Sitz im Forum Stadtpark Graz hatte, zog mit 22 Autoren aus Österreich, Deutschland, Frankreich, Ungarn und Japan den Auftrag an Land, die Odyssee, den Beginn der Autorenliteratur, an deren mutmaßlichem Ende ein weiteres Mal zu schreiben. Ausgehend von der These der Wiener Ethnologin Christine Pellech, die Odyssee sei der reflex einer phönizischen Weltumseglung, suchen die 22 Autoren die Stationen der Odyssee zwischen Sinai und den Lofoten, den Niagarfällen und Feuerland, Australien, Indien und Arabien neu auf.
Aber ABSOLUT HOMER. ist mehr als die Paraphrase eines von Homer bis Joyce klassisch gewordenen textes. Es ist auch ein absolut zeitgemäßes Stück Reiseliteratur, das das Literatur- und Urlaubsland Österreich mit Joyce zum verbotenen Territorium erklärt. ABSOLUT HOMER. sichtet die Trümmer und Scherben des Museums Europa in der Welt und erzeugt auf diese Weise ein weitverzweigtes, zum aktiven Lesen einladendes Netz von Korrespondenzen und Überlagerungen.
ABSOLUT HOMER. erkundet damit auch die Idee der Autorschaft unter den bedingungen zeitgenössischer Literaturproduktion und entdeckt den Autor als Unternehmer, Manager, Archivar, Sekretär und Auftragsempfänger, kurzum: als GROND - als Sammlung, Batterie, Aggregat, wie die gleichnamige Beuys' sche Büro-Installation.
beinhaltet die AKTE ODYSSEUS
Telemachie: Walter Grond
Phäaken/Ägypten: Elfriede Czurda
Lotophagen/ Lybien: Ferdinand Schmatz
Kyklopen/ Tunesien: Dezsö Tandori
Kirke/ Lofoten: Julian Schutting
Yoko Tawada
Patrick Deville
Unterwelt/ Niagara: Ingram Hartinger
Sabine Scholl
Sirenen/ Brasilien: Kurt Neumann
Plankten/ Feuerland: Hans Jürgen Heinrichs
Skylla/ Anden: Ludwig Fels
Charybdis/ Torres-Straße: Lucas Cejpek
Helios/ Benares: Josef Winkler
Kalypso: Helga Glantschnig
Jürgen Ritte
Scheria/ nach Kairo
Die Heimfahrt/ Alexandria - Triest: Jean Pierre Lefebvre
Heimkehr: Günther Freitag
Angela Krauß
Ilma Rakusa
Paul Wühr

Walter Grond, "GROND ABSOLUT HOMER."
Verlag Droschl, Graz 1995
ISBN 3-85420-410-8


"Labrys"
"Labrys erzählt die geschichte des Lukas Allmer, rückwärts, von seinem Tod bis zur Geburt. Im Laufe seines Lebens sterben eine Reihe ihm nahestehender Menschen. Mit dem Tod einer bestimmten Person aber tritt in der Rückwärtsbewegung eine neue Figur in den Roman. Mit jedem Tod belebt sich der Erzählraum.
Walter Grond schreibt mit dem Wissen, daß es heute kein Ritual des sozialen Todes mehr gibt, daß aber andererseits der Tod ungezügelt, fast pornographisch über die Medien ins Leben zurückkehrt. Nicht vom Tod, sondern von den - sich verändernden - Bildern des Todes ist in diesem Roman die Rede.
Labrys - das Wort bedeutet minoische Doppelaxt, ein bis heute nicht enträtseltes Kulturzeichen - ist als Kulturgeschichte des Todes aber nicht notwendigerweise ein pessimistisches Buch.

Walter Grond, "Labrys"
Roman. Verlag Sonderzahl, Wien 1989. ISBN: 3 85449 025 9


"Das Feld"
"Auf der Suche nach Lukas und seinen ethnographgischen Schriften gelangt der Erzähler, - vielleicht sind es auch mehrere: das sachliche, verschleiernde Wir verrät sich erst im letzten Teil des Romans, aber dann doch wieder nicht -, selbst Ethnograph, zu einem Kunsthändler, der ihm eine Kellerwohnung unter seiner Galerie vermietet. Mit dem Einzug in die Wohnung - der Leser ist eingeladen, den Keller als bevorzugten Ort archäologischer Grabarbeit zu deuten - eröffnet ssich der Forschungstätigkeit ein Feld, dessen Ausdehnung ungewiß, dessen Beschaffenheit unergründlich scheint. Unheimliche Vorfälle prägen von Anfang an den Aufenthalt.
Renovierungsarbeiten bringen ein Skelett zum Vorschein, die Person des Kunsthändlers gerät in ein immer schieferes Licht: Ist er gar selbst der gesuchte Lukas? Und wer deckt hier wen auf? Lukas` Schriften finden sich heftweise in einem verbotenen Regal. Mehrere Indizien deuten darauf hin, daß Geheimgesellschaften im Spiel sind: die Rosenkreuzer, die Freimaurer, die Lord-Jim-Loge, Anhänger des Ägyptischen Totenkults. der Forscher verfolgt seine Spur ...

Walter Grond, "Das Feld"
Roman. Verlag Droschl, Graz 1991
ISBN 3-85420-207-5


"Stimmen"
Essays:
Labrys und Trockenwohner: eine Selbstbestimmung
Romane:
Gerhard Roths "Landläufiger Tod"
"Ludwig" von Lucas Cejpek
Reisen:
Das Ägypten Michel Butors
Das Deutschland Yoko Tawadas
Das Österreich Elfriede Czurdas
Kunst:
Martin Kippenberger und die Kippenbergerisierung
Jörg Schlick und die Lord Jim Loge
Grond. Ein Roman

Walter Grond, Stimmen
Essays. Verlag Droschl, Graz 1993
ISBN 3-85420-238-5


"ABSOLUT GROND."
"Malo, Journalist für diverse zeitgeist-Magazine in Wien, erhält im Sommer 1992 ein mysteriöses Telegramm seines Freundes Thomas Pynchon, gleich darauf einen Anruf von dessen Frau Oedipa aus kalifornien. Noch am selben Abend gerät er in ein Netz aus niedershcmetternden Gerüchten und Fakten, in deren Zentrum der internationale Organhandel und seine Verknüpfung mit allerlei Organisationen stehen. Jede reise, die der Laien-Detektiv Malo ab jetzt unternimmt, zieht die Fäden dieser Nachrichten, der paranoiden Verbindungen und Machenschaften noch enger. Zwischen Los Angeles, Amsterdam, London, Wien, Paris und South Carolina sieht Malo die Beziehungen von Opus Dei oder Canaris, aber auch der Kunstmafia und der Lord Jim Loge immer bedrohlicher verflochten.
Was wie ein schamloser Kolportageroman beginnt, endet mit einer unerwartet aufgetauchten, unveröffentlichten Fassung eines Kapitels von Joseph Conrads Lord Jim.
Ein tatsachen- und faktenreicher Dokumentationsroman? Eine Däniken-Imititation? Eine böse verunglipfung des Romans als unwahr gewordene Ausdrucksform? Eine Travestie aller ernsthaften Kategorien der Literatur überhaupt? Vielleicht ist das alles ein schlechter Scherz, erklärt der Reisende und Pilger o'Ferry dem protagonisten. Ganz sich ist ABSOLUT GROND. mit jedem Satz einm hinterhältiger Angriff auf das, was gemeinhin schöne Literatur genannt wird.

Walter Grond, ABSOLUT GROND.
Roman verlag Droschl, Graz 1994
ISBN 3-854320-366-7


"Der Soldat und das Schöne"
"Mehrere Personen und ihre Beziehungen zueinander im Spannungsfeld von Freundschaft, Kulturbetrieb und Politik, unter den Zwängen von öffentlichem Engagement, Karrierestreben, wirtschaftlichem Druck und schlechtem Gewissen stehen im Mittelpunkt von Gronds Roman. Der Künstler, gemäß klassischem selbstverständnis dem "Guten und Schönen" verpflichtet, agiert als Soldat, Kunst dient der Politik als Kriegswerkzeug.
Grond stellt Selbstgerechtigkeit, Eitelkeit, Intrigenspiel und Rufmord im Kulturbereich bloß, seine Helden erleben hautnah, analysieren aber auch in Gesprächen und reflexionen die ewig gleichen Methoden der Machterhaltung. Die erzählte Geschichte wird zur Parabel:
Der von seinem Freund Alfons Schrei, einem Bildenden Künstler, geförderte und beratene Robert Brand übernimmt von Utz Kapp, dem altenHerrscher über den Kulturbetrieb, die Leitung des Avantgarde-Künstlerhauses in einer österreichischen Landeshauptstadt. Mit seinen ehrgeizigen Plänen begibt sich Brand in eine Maschinerie der Macht und gerät unter die Räder ... Die Kunstszene als Schlachtfeld auf den Kriegsschauplätzen der Macht, wo eine Hand die andere wäscht und Geld als Ziel und Mittel der Politik, aber auch als Waffe eine beherrschende Rolle spielt."

Walter Grond, "Der Soldat und das Schöne"
Roman. Haymon Verlag, Innsbruck 1998
ISBN 3-85218-274-3


"Der Erzähler und der Cyberspace"
"Ausgangspunkt und Anlaß für die Essaysammlung ist die Debatte um den gegenwärtigen Kulturwandel, in welcher unter anderem auch der Untergang bzw. die Bedrohung der Buchkultur beschworen wird, die von einer computergestützten Unkultur abgelöst werde. Damit, so die These, werde die hohe Literatur um ihre Existenzgrundlage gebracht, und mit ihr würden Komplexität, Distanz und Ironie aus unserer Wissensordnung verschwinden. Walter Grond nähert sich dieser Debatte von einer anderen Seite und gibt zu bedenken, daß der vielbeschworene Kulturverlust nicht nur ein Verschwinden von Identität, sondern auch eine Zerstörung von bestehenden Hierarchien und damit einen Gewinn an Freiheit bedeuten könnte. davon ausgehend untersucht er neue Möglichkeiten, die sich dem Schriftsteller, konkret dem Erzähler, bieten werden.
Penibel betrachtet Grond die Entwicklung der vergangenen 40 Jahre, um die notwendigen Schlüsse für Gegenwart und Zukunft zu ziehen: "Meinen Überlegungen liegt eine Untersuchung der Kunstvorstellungen zugrunde, die seit den 60er Jahren die Avantgarde zur hohen Literatur befördert haben. Dann eine Untersuchung, wie Popkultur rund um die Welt zirkuliert und seit den 70er Jahren Avantgardeanspruch stellt. Schließlich eine Untersuchung, wie sich in der Debatte um die elektronischen Netzwerke Moderne wie Postmoderne vollenden."

Walter Grond, "Der Erzähler und der Cyberspace"
Essays, Haymon Verlag, Innsbruck, 1999
ISBN 3-85218-294-8


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