martin krusches [flame] logbuch / blatt #22


Daß ich ein „bildhungriger“ Mensch bin, ist für einen Kunstschaffenden nicht unbedingt ein Nachteil. Meine Neigung, Automobilen mit der Kamera hinterherzujagen, wird mir inzwischen allgemein als Schrulligkeit angerechnet, die niemandem, vorerst auch mir nicht schadet. Ich fotografiere sogar während meiner Träume Autos und spüre gelegentlich Unmut, weil ich die Bilder nicht mit „herüber“ nehmen kann. Das bringt aber meine Frustrationstoleranz keinesfalls in den roten Bereich.

Unter anderem, weil mir immer wieder unerwartete Geschenke zufallen. So waren Edith Hemmrich und Mark Blaschitz vom „SPLITTERWERK“ unlängst gar nicht ungehalten, als ich in Wien ihr Auto sehr energisch verlassen mußte, um einen raren Toyota Crown deluxe zu kriegen. Während wir eigentlich auf dem Weg zu einem Modellbauer waren. Der eines ihrer Werke für eine Architekturausstellung en Miniature anfertigt.

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(Was ich dort gefunden hab, sieht man auf der "Gästeliste".) Da das „SPLITTERWERK“ demnächst in China einige Ausstellungen absolvieren wird, hab ich Mark nachdrücklich gebeten, für mich dort etwas zu fotografieren, vielleicht auch ein chinesisches Nutzfahrzeug. Er versprach es mir leichten Herzens.

Musiker Chuck LeMonds hatte vor einiger Zeit auf die Erwähnung eines 57er Chevy Bel Air mit Reminiszenzen reagiert: „... ich bin kein großer Auto-Fetischist, aber wenn du ein Bild von ein 57 Chevy zeigst, erinnert es mich an Front Royal, Virginia. Redneck Hauptstadt USA. Am Freitag und Samstagabend sind die Jungs ...“ (Siehe: LINK!) Nun sah er auf einem Spaziergang diese Kuriosität und dachte an mich:

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Ich tippe auf einen Mercedes-Benz 260 D oder 320, im Mangel der Nachkriegszeit mit allerhand Fremdteilen aufgebrezelt und schließlich in diesem Eck verrottet. (Tom Kada meint: "... 230er,  vielleicht aus Kriegsfertigung, wäre leichter zu sagen wenn man den Übergang der Kotbleche, und die Stoßstange sehen würde ...")

Dem Schriftsteller Franz Weinzettl wird man vermutlich ein Faible für Anton Tschechow nachsagen können, ein Faible für italienisches Edelmetall wohl eher nicht. Als ihn jüngst, bei einem Wochenende auf dem Lande, ein Rudel Ferraristi aufgeschreckt hatte, verzichtete er offenbar auf das Werfen von Steinen, dachte an meinen Spleen und zückte die Kamera.

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Wir sehen die Nase des ziemlich hochpreisigen Ferrari 550 Maranello (unter Freunden ca. 70 bis 80.000 Euro), danach zwei Coupés und einen Spider des etwas moderater ausgepreisten 360er Modena. Somit also eine Anschauung der „Kontinentaldrift“: vorne die versunkene Frontmotor-Ära, dahinter drei Mittelmotor-Düsen.

Wäre noch der zwölfjährige Jacob Perk zu erwähnen, ein Niederländer, dem ich noch nie real begegnet bin. Er sandte mir diese breite Vorderansicht des feudalen Bentley Continental GT aus seiner Nachbarschaft. Was gut und ergänzend zur gequetschten Front dieses Typs aus meiner Nachbarschaft paßt. (Unter meinem Küchenfenster ordiniert ein Steuerberater. Die Kunden stellen mir ihre Schätze aber immer zu knapp an die Wand.)

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Die Welt meint es also gut mit mir. Und falls jemand denkt, ich sei ziemlich „hooked on“, ha! Da gibt es noch ganz andere Geschichten. Ich hab eben in Sinabelkirchen einen Mann kennengelernt, der war 18 Jahre lang den verschworensten Alfisti zugehörig. Und sagt, er konnte sich mit den Strafzetteln sein Zimmer tapezieren. Bis er sich „als Therapie“ einen Citroen CX verschrieb, um schließlich bei einem 750er BMW zu landen. Von dem er nicht gewußt haben will, daß der von einem Zwölfzylinder befeuert ist.

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Johannes-Georg Mandl hat es bisher auf insgesamt 103 Autos gebracht, die auf seinen Namen angemeldet waren. Dazu brauchte er zwischendurch zwei Nummerntafeln, weil man auf eine nur maximal drei Autos anmelden darf. „Und die müssen ja bewegt werden“, sagte er grinsend. Übrigens! Sein Vater brachte es auf 184 Automobile. Was wohl ungefähr besagt: Die Radkappe fällt nicht weit von der Felge. Nun hat Mandl aus seiner Leidenschaft ein Geschäft gemacht. Mein Verdacht: vor allem, um sich die Stellflächen für neue Funde zu finanzieren ;-)))

Und, das sei noch angemerkt, als ich seinen Laden gesucht hab, bin ich erst beim lokalen Freibad (der "Siniwelt") gelandet. Klar, wenn ich wo einen großen Parkplatz sehe, wird gescannt. Was stand dort herum? Ein früher "Civilian Jeep", 1966 von der Kaiser-Frazer Corp. produziert. (Von diesem Laden heißt es, dort habe man den Typus "Ponton-Karosserie" entwickelt, von dem die Post War-Ära geprägt wurde.)

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