martin krusches [flame] logbuch / blatt #38


Ich hab im vorigen Eintrag notiert: "In Europa scheint schon klar, daß man mit smart gebauten und flott gestalteten Kleinwagen durchaus beachtliche Auftritte hinbekommt." Ein dezenter Anlaß, mich hier wieder etwas dem Thema Werbung zu widmen, also mit den Visualisierungen, durch die uns empfohlen wird, was wir uns unter "Automobil" vorstellen sollen.

In der 2009er Februar-Ausgabe der "auto revue" befindet sich ein sehr eindringliches Ford-Insert, das nicht allgemein repräsentativ ist, weil es ein spezielles Sondermodell des Ford Ka bewirbt; den Ford Ka Individual "Grand Prix".

Ganz oben steht auf der Seite klein gedruckt: "Symbolfoto". Die Kampagne läuft also, bevor diese Renn-Semmel real verfügbar ist.

Die Sache hat mit dem Ford Ka Mark II zu tun, den Olga Kurylenko im James Bond-Film "Quantum of Solace" fährt.

Ein polnischer Auto-Freak meinte dazu etwas goschert: "Was für ein netter kleiner Peugeot, den Fiat da gebaut hat." Das ist gar nicht abwegig, denn der Ka teilt sich die Panda-Plattform mit dem neuen Fiat 500. (Ich muß einmal nachforschen, seit wann dieses Plattform-Sache breite Praxis ist.)

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[1/2009] [Werbung]
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In dieser Kategorie laufen die fast baugleichen Peugeot 107, Citroen C1 und Toyota Aygo neben dem 2er Twingo von Renault, der mit dem 2er Clio ziemlich verwandt ist. Daneben kommt der Toyota iQ sogar noch etwas kleiner daher etc. etc.

Durch diese Entwicklung fällt inzwischen deutlich auf: Kleine Autos sind nicht mehr der Hinweis, daß sich jemand etwas Stattlicheres versagen muß, weil es an Geld mangelt. Diese handlichen und hübschen Wagen mach so allerhand zwischen Understatement und kecker Smartness möglich.

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[2/2008] [Werbung]
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Das wurde zwar mit dem neuen Fiat 500 nicht erst eingeführt, aber er ist in kürzester Zeit zu everybody's darling und überdies Auto des Jahres 2008 geworden; wovon auch dieses große Poster im Zentrum von Bukarest erzählt, das ich im Zentrum der Stadt entdeckt habe ... äh, nicht übersehen konnte.

Ich hab im vorigen Eintrag außerdem notiert: "Das Auto ist eine radikale Ego-Maschine." Das zeigt sich nicht bloß über die Maschine selbst, die meist -- weit mehr denn als Transportmittel -- zur persönlichen Selbstdarstellung genutzt wird. Gut oder schlecht, es ist so und es speist eine Milliarden-Industrie. Auch wenn diese Branche gerade ordentlich einknickt.

In der Autoproduktion und der Zulieferung sowie im gesamten Vertrieb sind augenscheinlich derart viele Menschen beschäftigt, weltweit, daß die Regierungen gerade viel Geld investieren, um die Autoindustrie nicht völlig zusammenbrechen zu lassen. Das wäre freilich die passende Zeit, um so manche unsinnige Entwicklung im Konsumverhalten der Menschen, folglich in der Produktion (oder umgekehrt?), zu korrigieren.

Sehr interessant fand ich diesbezüglich ein Interview mit dem US-Investor Jim Rogers, der im "profil" als "Legende" vorgestellt wurde. So denkt er also über Bankrott großer Companies. (Siehe rechts.)

Er sagte weiters: "Ich bin dabei, meine US-Dollar zu verkaufen. Der Dollar ist am Ende."

Rogers ist übrigens inzwischen nach Asien gezogen. Seine beiden Töchter wachsen da auf und lernen Mandarin, die Sprache der gebildeten Chinesen. Ein deutlicher Hinweis, wie von Wirtschafts-Profis solchen Kalibers die aktuelle Entwicklung Chinas eingeschätzt wird.

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Der Investor sagt außerdem: "Asien gehört die Zukunft." Naja, Europa hatte über Jahrhunderte wahrlich eine prächtige Vergangenheit auf Kosten anderer Erdteile. So wird es anscheinend nicht bleiben.

Zum Abschluß für diesmal noch ein kurzer Schwenk zu kleinen Autos, die ihre Silhouette per Coolness zu vergrößern suchen. In der 2007er Februar-Ausgabe der "auto revue", also vor recht genau zwei Jahren, war dieses spaßige Insert zu finden:

Fußnote: "Jetzt auch als Poster!" Es gab eine ganze Reiher schriller Swift-Designs. Dieses zitiert den 1974er Dodge Monaco aus dem Film "Blues Brothers". Ich war vor zwei Jahren genau im richtigen Alter, um die Blues Brother immer noch cool zu finden, aber definitiv zu alt, um so einen Suzuki in Erwägung zu ziehen.

Für wen mochte also dieses Outfit 2007 passen? Für meinen sechzehnjährigen Sohn dürfte sowas genauso cool sein wie die Königin der Nacht in Mozarts "Zauberflöte", also ein bißchen üüüüüberhaupt nicht.

Egal, ich hab von diesen Swifts nie einen live gesehen. Wenn sie also also eventuell bloß durch Zeitschriften und Prospekte gegeistert wären, bliebe es schon eine lustige Sache. Aber einige davon werden doch zu verkaufen gewesen sein. Den Kleinen fehlt eindeutig der Hang zu aggressivem Auftreten. Das geht also.

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[1/2007] [Werbung]
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