johann puch, seite #1

Das Wichtigste (knapp gefaßt)

Als Puch am 19. Juli 1914 in Zagreb starb, war er erst 52 Jahre alt geworden. Zu diesem Zeitpunkt hatte der begabte Handwerker und rastlose Geschäftsmann schon über 40 Jahre in der Arbeitswelt zugebracht. Ein Hauptteil dieser Arbeitsbiographie war der Stadt Graz verbunden. Doch Puch stammt aus der Untersteiermark, die heute ein Teil Sloweniens ist.

Der Keuschlerbub Janez Puh aus der Gemeinde Sakušak war am 27. Juni 1862 geboren worden. (Sakušak ist heute ein Teil der Gemeinde Juršinci.) Er ist also ethnischer Slowene im alten Österreich gewesen.

In der agrarischen Welt war es allgemein üblich, daß Kinder etwa ab dem sechsten Lebensjahr in das Arbeitsleben eingeführt werden. Das begann mit kleinen Arbeiten im Haushalt und in der Landwirtschaft. Puch begann mit acht Jahren bei einem Draumüller nahe Friedau Handlangerdienste zu leisten. Mit zwölf Jahren ging er zum Schlossermeister Johann Kraner in die Lehre.

1877 erhielt der nun Fünfzehnjährige in Pettau (Ptuj) sein Abschlußzeugnis. Damit lagen Wanderjahre vor dem Gesellen. Die brachten ihn unter anderem nach Radkersburg, wo sich Puch bei Schlossermeister Anton Gerschak bewährte. Dieser Lebensabschnitt war zu Beginn der 1880er-Jahre abgeschlossen.

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Im Hinterhof dieses Hauses, in dem Puch auch gewohnt hat,
richtete er seine erste eigene Werkstatt ein.

Puch trat seinen Militärdienst in Graz an. Seine Fähigkeiten wurden entsprechend honoriert. Er brachte es zum Regimentsschlosser des Feld-Artillerie-Regimentes Nr. 6. Im Jahr 1885 wurde Puch in die Reserve entlassen und strebte Selbstständigkeit an, wollte sein eigener Herr sein.

Die zunehmend populären „Hochräder“ waren (etwa ab 1870) eher ein Freizeitspaß für wohlhabende Leute, allerdings riskante Vehikel, sehr reparaturanfällig. Ab 1890 verbreiteten sich sogenannte „Sicherheitsfahrräder“, die niedriger und kompakter waren. Das „Sicherheits-Niederrad“ hatte in seiner endgültigen Form einen stabilen „Diamantrahmen“, gleich große Räder und eine direkte Lenkung.

Das war der Geschäftszweig, auf den sich Puch konzentrierte. Einerseits Montage und Verkauf von Neurädern, andrerseits Reparaturen. Der „Jungunternehmer“ adaptierte ein Glashaus in einem Hof in der Grazer Strauchergasse. Im straßenseitigen Haupthaus bezog er Quartier und richtete eine Verkaufsstelle ein. Doch die Behörde enthielt ihm eine Betriebsstättengenehmigung vor. Man befürchtete Lärmbelästigung und Feuergefahr.

Puch strengte eine Revision an und erreichte sein Ziel nach rund zwei Jahren. In der Zwischenzeit hatte er an anderen Grazer Standorten schon seinen Betrieb aufgenommen, indem er sich hier bei einem Schlosser, da bei einem Fabrikanten einmietete. Später sollte er mit Erfolg zwei Fahrradfabriken aufbauen. Aber die Zukunft war bald auf Motorisierung gestellt.

Die „Allgemeine Automobil Zeitung“ berichtete 1911, daß Johann Puch schon im Jahre 1898 einen ersten Motor gebaut habe. Das Layout der Maschine galt damals für Straßenfahrzeuge als ungewöhnlich: „Und so sehen wir denn, daß Johann Puch einen Motor gebaut hat, der ein wenig Ähnlichkeit mit einem Luftschiffmotor hat.“ So wurde der luftgekühlte Zweizylinder-Boxer beschrieben.

Ein interessanter Vorbote für jenes Fahrzeug, das Puchs Namen später erneut hochhielt, obwohl der Fabrikant beim Erscheinen des Kleinwagens schon über 40 Jahre tot gewesen ist. Der „Steyr-Puch 500“ hob sich vom Fiat Nuova 500 vor allem durch einen standfesten, luftgekühlten Zweizylinder-Boxer ab.

Puch befaßte sich auch mit Luftfahrt. Aber sein Fokus blieb hauptsächlich auf die Straßen gerichtet. Er habe, so die „Allgemeine Automobil Zeitung“, eine Weile mit dem Motor experimentiert und die Automobilfabrikation dann unterbrochen, „um sie erst auf dem Wege über das Motorrad mit großem Erfolg wieder aufzunehmen“.


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