16. März 2007

Heute! "next code: love" (Der Auftakt)

Es ist kurios. Heute beginnen wir bei "next code: love" mit den Schritten nach außen. Wobei die gedachte Linie zwischen Wien, Belgrad und Istanbul eine maßgebliche symbolische Anordnung ist. Der Vorabend dazu ist von meiner Begegnung mit Dzevad Karahasan bestimmt, der genau dieses Spannungsfeld im Blickfeld hat und in seinem Werk bearbeitet. (Sie auch den Eintrag von gestern!)

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Dzevad ist ein bosnischer Moslem, der Sarajevo während des Sezessionskrieges unter wachsender Gefährdung verlassen mußte. Gerade dieser Krieg ist einer der gewichtigsten Anlässe für ihn, gegen Simplifizierung anzugehen und den Dienst am Banalen anzuprangern.

Über die triviale Aufarbeitung dieses Krieges in den Massenmedien und das Herunterbrechen der Vorgänge auf eine simple Aufstellung von Klischees, in der südslawisch Völker quasi als notorische Barbaren gegen einander gerichtet erscheinen, sagt er zum Beispiel: "Ich hatte während des Krieges in Belgrad mehr Freunde als Milosevic."

Ich habe erst Stunden später sehen können, welch grimmiger Witz in solchen Sätzen von Dzevad steckt. Man ahnt, wie unangemessen die Unterstellung ist, "alle Serben" seien "Moslemfresser" gewesen und man darf vermuten, daß Milosevic keineswegs everybody's darling war.

Wenn er erzählt, daß es natürlich eine Zeit gab, wo man für eine "Mischehe" angefochten werden konnte, Serbe und Muslima oder welche Kombination auch immer, nennt er seine Lieblingsreplik auf solche Fragen: "Ja, auch ich bin in einer Mischehe. Sie ist eine Frau und ich bin ein Mann."

Man ahnt, ich habe aus unserem mehrstündigen Gespräch allerhand weitere Stunden darauf zu verwenden, mir selbst aufzublättern, was da alles gewesen ist.

[Der "Balkan-Reflex"]

Unmittelbar danach bin ich in eine völlig andere Welt eingetaucht. Werner Musil (links), der bei Magna Steyr für den LKW-Bereich zuständig ist, verschaffte mir eine Einladung bei Ferdinand Thaler. Der hat seinerzeit bei Steyr-Puch als Lehrling begonnen, war dabei, als die ersten Motoren für den Puch 500 auf den Prüfständen in Stücke flogen, und ist als Beifahrer in Monte Carlo gewesen, wo das "Puch-Schammerl" zum allgemeinen Erstaunen in seiner Klasse die Monte Carlo-Rallye gewann.

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Eine Ära, wo aus recht wenig Auto [link] erstaunliche Leistungen geholt wurden. Freilich mit kühnen Improvisationen. Dabei wurde radikal Gewicht gespart. Die Empfehlung lautete: Keine Münzen einstecken, nur Papiergeld. Praktisch hieß das, für die Gewichtsersparnis wurde sogar auf die Mitnahme eines Wagenhebers verzichtet.

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Wenn nun unter dem Wagen etwas zu richten war, stemmte sich einer in den Türrahmen und hob das Auto an, der Andere kroch drunter. Schwer zu glauben, aber so soll es gewesen sein ...


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11•07