Der offizielle Gleisdorfer Auftakt des Kunstprojektes next code: exit

Es geht hier keineswegs nur hoch motorisiert zu, wenn ich mich mit Fahrzeugen befasse. Vorige Woche hatte ich zum Beispiel dieses Fahrrad zu bestaunen, das in jene Kategorie fällt, die wir in meinen Buben-Tagen "Highriser" nannten.

Zu jener Zeit gab es auf unseren Straßen noch so gut wie keine "Chopper" im Motorradsegment, denn der heimische Mainstream kannte sowas nicht und Motorradfahren war eher was für Freaks, kein Breitensport.

Folglich waren auch die "Highriser", die jene Zweirad-Subkultur zitierten, nicht so fein gedreht und gedrechselt, sondern hatten vor allem ein paar grundlegenden Stilmerkmale, die man auch bei motorisierten "Choppers" fand: Den hochgezogenen Lenker, die lange Sitzbank und die "Sissy-Bar", um sich anlehnen zu können. Dagegen ist nun dieses Fahrrad ein ausgeklügeltes Juwel mit erstaunlichen Details, von eben jenen exklusiveren Chopper-Trends inspiriert, die sich heutige Sonntagsfahrer nicht leisten können.

Ich blättere in meinen Archiven. Ich krame nach Zusammenhängen. Mein Eintrag von gestern hatte einen Querverweis zum Customizing-Fachmann Roman Hold, den ich auf dem Felde meiner trivialen Mythen in einer Ahnenreihe mit Hephaistos dem Schmied stehen sehe. Was ich damit sagen möchte? Daß schon die Mythen der Antike uns Menschen solche Neigungen attestiert haben: Geheimnisvolle Maschinen zu bauen, die von Feuer, Kraft und Tempo handeln.

Damals war deren Nutzung allerdings den Titanen vorbehalten, also ein göttliches Geschäft. Aber der junge Phaeton hatte in dieser Sache eine neue Ära eingeleitet, seinen avantgardistischen Akt schließlich mit dem Leben bezahlt. (Der mutmaßlich erste tödlich verunglückte Raser in unserer Kulturgeschichte.) Es hat also einige kulturelle Berechtigung und einige Tradition, sich mit derlei Maschinen zu befassen.

Ich bin natürlich gespannt, was alles zu hören sein wird, wenn in der Oststeiermark einmal die Viertelmeile abgesteckt wird, an der die Anforderung lautet: Wer macht sie aus dem Stand am schnellsten? Das sind wahrhaft vulkanische Vorhaben.

Cut!

Intellektualität findet allerhand Felder. Sie ist auch Anlaß für Rankings. Michael Roloff hat mir den Link zu so eine Liste gemailt; mit dem kuriosen Nebeneffekt, daß wir beide erfreut bemerkt haben, daß Noam Chomsky gelistet ist. "but there are some real dudes too ... " schrieb Roloff.

Ich finde die thematische und geographische Verteilung der gelisteten Personen sehr aufschlußreich. Und ich erinnere mich an die Lektüre eines Textes, dessen Zusammenhang mir nicht mehr einfällt (Verhaltensforschung?), wo ein Schimpanse, der in einem Labor als Versuchstier zu dienen hatte, von den Leuten "Nim Chimpsky" getauft worden war. (Weiß zufällig jemand, was das für eine Geschichte ist?)

Cut!

Die Kunst! Mich fesseln die Debatten darüber. Mich bewegt die Auseinandersetzung mit anderen Menschen. Antwortvielfalt. Kontroversen. Anregungen.

Dieser Tage traf ich den Kunstsammler Erich Wolf (links) im Zentrum Gleisdorfs, an seiner Seite der Fluxus-Künstler Detlef Hartmann. Wenn alles gut geht, wird Hartmann im kommenden Herbst hier etwas realisieren. Was für eine spannende Aussicht, daß auch abseits des Landeszentrums die Befassung mit anspruchsvollen künstlerischen Konzepten Dauer erhält.

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