22. März 2009

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Vor wenigen Tagen: Ein kurzes und schönes Winter-Comeback. Ich bin immer wieder verblüfft, wenn ich sehe, wie sich Landschaftsbilder unter Schneebelag vollkommen verändern. Schnee ist außerdem ein Stoff, der zur Verlangsamung führt. (Naja, nicht auf den Schi-Pisten, wie ich höre.) Das Hörbare verändert sich auch darunter.

Es ist eine erstaunliche Substanz. Metaphernträchtig. Denn es ist vor allem ... Wasser. Und weil es so verändernd auf die Umgebung einwirken kann, rüttelt es also an der Wahrnehmung. Ich war da gerade auf dem Weg nach Graz:

MedienKunstLabor | Kunsthaus Graz murspace.net: CreativeCommons Filmwettbewerb. CC Party mit
KABELTON-luX (dogsbody, graz)

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Wahrnehmung. "Aisthesis". Also: Ästhetik. ... Links Elektronik-Musiker Winfried Ritsch, rechts Andy Goralczyk, dem ich zuschauen konnte, wie er aus einer winzigen Fläche langsam den Kopf einer Figur herausarbeitete, wie es schließlich in Animationsfilmen zu sehen ist. "Virtual Reality" ist ein verwaschenes Schlagwort, das zumindest anregen würde, unsere Realitätsbegriffe erneut zu überprüfen.

Aber! Goralczyk! Sein Thema ist "Virtual 3D". Ich war erstaunt zu sehen, daß sein Zugriff auf "das Virtuelle" aussah, als wäre ein Schmied am Werk; genauer: Ein Plattner, der einen Helm anfertigt. Dieses Drehen, Wenden, Schneiden, Treiben, Formen ...

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Ich habe selten zuvor so anschaulich zu sehen bekommen, daß der Begriff "Handwerk" auch in diesen EDV-gestützten Dimensionen standhalten kann. (Weitere Motive von diesem Meeting hier: [link]) Vom Handwerk zum Mundwerk: Öffentliche Diskurse! Das Terrain der Frage nach Definitionshoheit.

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Schaufenster und Geschäftsfoyers ... Das ist die Zone meiner Wahl für eine Reihe von öffentlich zugänglichen Dialogsituationen mit Opinion Leaders der Region. Den Auftakt machte freitags der Historiker Robert F. Hausmann: [link]

Dieses Prozeßhafte auf dem Weg zu unserem heurigen Gleisdorfer Festival-Schwerpunkt "steirischer herbst" ist angelegt, in das Geflüster und Raunen der Stadt einzugreifen. Wer leiht wem sein Ohr? Wer stellt sich welcher Debatte? Hierarchisch geordnete Situationen. herbst1.jpg (2496 Byte)

Der Mitschnitt des Gespräches wird Teil einer kleinen Audio-Editon sein. Die Serie führe ich kommenden Freitag fort. Da setzt sich Gleisdorfs Bürgermeister Christoph Stark mit mir an einen Tisch: [link]

Cut!

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Die "Vaterländischen" als Hit für die Jungen. (Quelle: "Kronen Zeitung") Das gibt mir augenblicklich weder über die Jungen, noch über die "Vaterländischen" zu denken. Es macht eher deutlich, wie groß das vielseitige Versagen anderer politischer Lager ist; vor allem das der Sozialdemokratie und der Christlichsozialen.

Denn da ist man in Österreich TROTZ der Erfahrung mit der Ersten Republik und mit den Nazi wieder in die alte Gasse gerannt und hat Krisen der Veränderung vor allem in die Richtung "Ausländerwahlkämpfe" gespielt. Also die selbe, dumme, menschenverachtende, heuchlerische Sündenbock-Nummer, deren Implikationen und Konsequenzen wir alle mehr als genau kennen.

Wie weit die partielle politische Blödheit meiner Generation geht, mit welcher Chuzpe das eigene Versagen schöngeredet wird, demonstriet derzeit ein lächerlicher Fall aus Graz.

Die vormalige ÖVP-Stadträtin Eva Maria Fluch hatte ihrem Lebensgefährten innerhalb ihrer Zuständigkeit einen Auftrag zukommen lassen, war darüber ins Gerede gekommen und hatte zuerst öffentlich behauptet, der Mann sei ihr Ex.

Bürgermeister Nagl hatte anfangs versucht, Fluch dennoch im Amt zu halten. Der öffentlich Druck stieg aber weiter. Fluch hat inzwischen demissioniert. (Quelle: "Kleine Zeitung")

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Als wäre diese Affäre nicht schon peinlich genug und hätte selbstverständlich verlangt, solche Konsequenzen umgehend zu ziehen, als die Sache ins Gerede kam, fand ich neben der oben gezeigten Headline eine weitere, die mich verdutzt hat. Sie lautet so:

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Aha. Neue Art der Politik. Ein prächtiger Beitrag zu einem meiner Themen, der Frage nach Redlichkeit. Offenbar darf sich ein Bürgermeister inzwischen längst auf eine Art von "Nieten-Solidarität" verlassen und hoffen, daß so eine Nummer durchgeht. Naja, zumindest bei meiner Generation, der auch Fluch angehört. Bei den Jungen geht das, wie sich zeigt, ganz offensichtlich NICHT durch. Bloß mit sehr beunruhigenden Konsequenzen ...

[Wir Kinder des Kalten Krieges]

September 2003

Das kollektive Dunkel, Kino, Theater, Dreidimensionalität.

[Hinfällige Notizen] [***]


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12•09