| 19. Dezember 2009 Ich halte
        mich für einen beneidenswerten Kerl. Selbst wenn Dinge schiefgehen, geschehen
        interessante Ereignisse. Und wenn's gut geht, erst recht. 
 Das beginnt mit ganz banalen Dingen. Wie oft habe ich denn
        hier in Einträgen den Schnee auf die Berge gewünscht und betont, in der Stadt würde ich
        ihn nicht brauchen? Aber heute, als er hier alles verlangsamen ließen, hat mich das sehr
        gefreut. Es waren ein paar taugliche Handschuhe zu diesem Wetter zu kaufen, der Rest also
        erfreulich. 
 Gestern haben ich Schwein gehabt, ganz im Sinne des Wortes.
        Dieses Ferkel lag schließlich vor mir auf dem Tisch, von Äpfeln, Knödeln, Süßkraut
        und Salatblättern umschmeichelt. Design und Gesten. Es hat eine ganz eigentümliche
        physische Qualität, eine Sauciere zu schwenken. Anne Grabenhofer, die Chefredakteurin der
        "WOCHE", hat mich zu diesem Vergnügen eingeladen ... wir hatten diese Woche
        über kommende Prioritäten in regionalen Themenstellungen gesprochen. (Siehe dazu next code:log #219!)
        Ich weiß, solche Regionalblätter werden in meinem Milieu gerne gering geschätzt. Ihr Rang muß freilich daran bemessen werden, in welchem
        Maße sie rezipiert werden und dadurch "gesellschaftliche Realität"
        konstituieren. Wer diesbezüglich von einem hohen Roß herunterfindet, wird vielleicht
        bemerken, daß man es hier mit einem bemerkenswerten Instrument der Meinungsbildung zu tun
        hat. 
 Nach Mitternacht habe ich mich noch in diese Geschichte
        fallen lassen. Robert DeNiro zeigt als Leonard Lowe in "Awakenings" (Penny
        Marshall, 1990), wie hoch die Latte von Schauspielern gelegt werden kann. das Buch dazu
        stammt vom Neurologen Oliver
        Sacks. Ich habe seinerzeit viele seiner Fallschilderungen gelesen, um daraus sehr
        wesentliche Denkanstöße zu gewinnen. An diesem Film fesselt mich immer wieder, in welcher
        Unerbittlichkeit Leonard lebt und um eine Nische der Eigenständigkeit kämpft, aus der er
        unabwendbar herausgeschlagen wird. Dabei spielt eine enorme Rolle, wie sich seine
        Mitmenschen ihm gegenüber verhalten. Diese wechselseitigen Abhängigkeiten sind etwas,
        das unendlich leicht aus dem Blickfeld rutscht. Wechselseitigen Abhängigkeiten. Es ibt einen moderateren
        Begriff für solche Zusammenhänge: Teamwork. Dieser Begriff deckt nicht alles, aber so
        manches davon ab. Es ist für mich recht spannend zu ergründen, wohin uns die Beachtung
        solcher Optionen auf dem Kunstfeld bringt. Seit sich herumspricht, daß ich einen ungewöhnlichen
        Modus deurchetzen konnte, um in der Region ein paar Dinge zu entwickeln, fallen mir
        erstaunliche Vorschläge zu. Und manche Leute versuchen, wie man in Serbien sagt, mir
        warmes Wasser zu verkaufen. Schnelle Ergebnisse. Das scheint en vogue zu sein. Was für
        eine fade Idee: schnelle Ergebnisse. Wie viel aufregender ist es, wenn sich Dinge langsam
        verändern, weil sie unter inspirierten Menschen wachsende Zustimmung erfahren! (Ich hab
        übrigens das Konzept zu meinem Vorläuferprojekt nun auf der "kunst ost"-Website
        publiziert: [link]) 
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