| 20. Jänner 2010 Ich hab
        zum gestrigen Eintrag etliche Reaktionen
        erhalten. Das scheint also ein Themenkomplex zu sein, der sich zu einer intensiveren
        Auseinandersetzung empfiehlt. Es ging ging parallel mit einem "in real life"-Moment;
        ich bin ja mit vielen Leuten auf Web2-Ebenen verbunden, doch es bleibt unverzichtbar, sich
        auch real, Face to Face, zu begegnen. Ich bin seit vielen Jahren der Überzeugung, daß die
        leibliche Anwesenheit erst den "politischen Raum" konstituiert, der ein
        zentraler Raum von Demokratie ist. Auch darüber haben wir gestern gesprochen. Was denn
        Fundamente einer Demokratie seien. 
 Richard Hubmann ist ein Bauer aus der Gegend. Ein wacher
        Mann mit klaren Ansichten und mit einiger Erfahrung, was die Fragen "eigenständiger
        Regionalentwicklung" angeht. Worüber reden wir also, wenn wir uns mit den "Fundamenten
        einer Demokratie" befassen? Partizipation. Das ist ein Kernbereich. Teilnahme am
        sozialen, kulturellen und politischen Leben einer Gesellschaft. Teilnahme am ÖFFENTLICHEN
        Leben. Dabei stellt sich nicht bloß die Frage nach den niedrigschwelligen Zugängen ZU
        diesem öffentlichen leben, sondern auch nach Intentionen, Antrieb und ... nach
        Kompetenzen, um daran teilzunehmen. Deswegen scheiß ich auf all die Hurrapolitik, auf das
        Macher- und Mackergeschwätz, auf so viel an Getue und Gerede unserer Innenpolitik, bei
        dem uns die Augen ausgewischt werden sollen, wenn ich merke, DARUM geht es also dann DOCH
        nicht: Partizipation. (Und wie wir unsere Mitmenschen dazu anregen könnten.) 
          
            | Ich denke mir oft: Haben Sie doch die
            Freundlichkeit, eine klare eigene Meinung zustande zu bringen, auch wenn sie meiner
            widersprechen sollte. (Ja, ich weiß schon, ein fernes Echo der Französischen
            Revolution.) Und zeigen Sie bitte Selbstbewußtsein!
            Gehen Sie nicht gebeugt, wo man sich aufrecht halten könne. |  | Ich habe im aktuellen "profil" gerade so ein Beispiel
        vorgefunden, wie ein mutmaßlich gut situierter Herr, immerhin Diplom-Ingenieur, auf den
        Knien herumrutscht, gebeugt von seiner Selbstergriffenheit und Larmoyanz, intellektuell
        offenbar nicht gerüstet, um zu erkennen, wie erbärmlich es ist, die Idee von "guten
        Menschen" im leider längst negativ konnotierten Begriff "Gutmensch"
        herabzuwürdigen. Hier der vollständige Leserbrief: [link] Was für eine deprimierende Selbstdarstellung!
        Aber so kenne ich meine Leute; viele. Sich stets rausreden, auf Schwächeren herumhacken.
        Gerade ein Herr Ingenieur könnte ja von Welt und Wirtschaft etwas wissen, könnte eine
        Vorstellung haben, daß unsere ökonomischen und sozialen Probleme sehr viel mehr mit Verteilungsungerechtigkeiten
        zu tun haben. Aber da müßte der Herr Ingenieur mutmaßlich genau jenes Milieu anfechten,
        dem er selbst zugehören möchte. Nein, da arbeitet er seine Schwächen lieber an
        "Zigeunern" und an "arbeitscheuen Negern" ab. Man kann es drehen wie man will, niemand
        rutscht so prächtig auf seinen Knien herum, wie diese traurigen Kinder der
        Gegenreformation, diese sich nach oben verzehrenden, kleinen Gestalten, denen die
        Bitterkeit offenbar besser schmeckt als der Stolz, egal wie sattgefressen sie schon sind. Cut! Wie sehr sich Menschen oft in dem quälen
        müssen, was bleibt, wenn Gier und Eigennutz zu weit gediehen sind. Anthony Minghella hat
        das 2003 im Film "Cold
        Mountain" bearbeitet. Wie besteht eine individuelle Liebe in Zeiten hemmungsloser
        Gewalttätigkeit? (Hier ergibt der Amerikanische Bürgerkrieg den Handlungsrahmen.) 
 Das Epos ist allein wegen jener Sequenz
        sehenswert, in der Renée Zellweger als Wanderarbeiterin Ruby Thewes auftritt,
        die den Stand der Dinge klärt und einem aggressiven Hahn mit lapidarer Geste den Kopf
        abreißt. Apropos! Ich hatte gestern ein Plauderstündchen mit
        Anton (links) und Bernhard Kober. Anton hält den Bausatz eines Sherman-Tank in Händen.
        Maßstab 1:35. Das Modell kommt jenem Original sehr nahe, das wir im serbischen Novi Sad
        entdeckt haben und bearbeiten wollen. (Siehe den Eintrag im "balkan
        büro"!) 
 Bei der Gelegenheit sprachen wir über die Panzerschlacht
        von Kursk. Ein vollkommen außerirdisches Ereignis im Zweiten Weltkrieg, bei dem nicht nur
        Tausende Menschen ihr Leben verloren. Das gruselige daran ist der Aspekt einer
        unvorstellbaren Materialschlacht. TAUSENDE Panzer, Sturmgeschütze und Flugzeuge gingen
        dabei zu Schrott. Tausende. Da male ich mir natürlich aus, wie viel Arbeit ganzer
        Volkswirtschaften geleistet werden mußte, die dort in Flammen aufging, folglich da
        fehlte, also bei den Menschen und bei ihrem Wohlergehen. Das Verhältnis von Profiteuren
        und dem Rest der Beteiligten sollte dabei im Auge behalten werden. (Das ist heute nicht
        anders!) 
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