| 27. Jänner 2010 Das sei
        heute der bisher kälteste Tag dieses Winters. Ich genieße den Vorteil, meist nicht schon
        ganz früh aus dem Haus zu müssen. (Oft gar nicht.) Also kann die Wintersonne etwas von
        dem leisten, was mir dann noch von Hand an Arbeit bleibt, um die Karre fahrbereit zu
        machen. 
 Ich vergesse manchmal, wie robust und belastbar Autos heute
        in der Regel sind. Pannen sind längst die Ausnahme. Mein Vater erzählte einmal, er habe
        in meinen Kindertagen, wenn er in Tirol zu tun hatte, über Nacht eine Petroleumlampe in
        den Motorraum seines Opel Olympia gehängt, damit das Teil nicht völlig kältestarr werde
        und der Wagen sich anderntags anstarten ließe. Ich halte das für einen verläßlichen Weg, sein Auto
        abzufackeln. Aber so ist es offenbar nicht gekommen. Heute wäre in Motorräumen gar kein
        Platz mehr, um so eine Lampe hineinzuhängen. Ich habe übrigens später gehört, daß
        LKW-Fahrer in strengen Wintern Getriebeöl in der Wanne und Diesel im Tank sogar
        gelegentlich mit offenen Feuern anwärmen, um die Fahrzeuge in Gang zu bekommen. All diese Unannehmlichkeiten muß ich nicht auf mich
        nehmen. Meist habe ich nur bescheidene Strecken zu bewältigen. Für größere Distanzen
        ziehe ich die Eisenbahn vor, denn die Verkehrslagen sind längst mehr als abschreckend.
        Heute ist mir der Weg in die Kälte auch noch besonders versüßt worden. 
 Fotograf Franz Sattler erschließt hier, was auch mir
        blühte: Die "Haustorte" zum "Hauskaffee"; Stoffe mit denen man jeden
        Diätberater in den Wahnsinn treiben kann. Wir waren dabei Gäste von Herbert Pregartner,
        dem Bürgermeister von St. Ruprecht. (Siehe dazu den "mezblog"- Eintrag!) Einmal mehr steht fest,
        das regionale Kulturengagement ist stets auch eine "Reise zur Speise". Darum
        beneide ich mich selbst! Cut! Ich habe kürzlich auf einer Web2-Plattform die Ansicht
        vertreten, es könnte uns das Gehampel von allerhand parfümiertem Gesindel erspart
        bleiben, es könnte dieses und jenes Charity-Theater unterbleiben, wenn die Ehemänner von
        "Charity-Ladies" (mit ihrer vieln Tagesfreizeit) angemessene Steuern zahlen
        würden. Dann hätte das Gemeinwesen weit mehr von den Mitteln, die eben nötig sind, wenn
        es zum Beispiel in Haiti kracht und Menschen in großer Not sind. Es gibt ja auf der ganzen Welt genug Reichtum, Know how und
        Gerätschaft in den Händen erfahrener Leute, sodaß eigentlich an fast jedem
        Katastrophenort der Welt sehr schnell jene Hilfe verfügbar wäre, die angemessen und/oder
        nötig ist. Ich lasse mir nicht einreden, daß es anders sei. Was im Wege steht, sind
        meist Verteilungsungerechtigkeit und politische Desaster. Das ist natürlich eine polemische Verkürzung, aber im
        Kern, das meine ich, liegen die Dinge genau so. Man erinnere sich an die Schande von New
        Orleans und ähnliche Vorfälle. Immer, naja: meistens sind solche Katastrophen zugleich
        Bühne der Inkompetenz und Gelegenheit für Profite. Da habe ich natürlich einige unfreundliche Antworten
        erhalten. So als würde ich in Abrede stellen, daß große Anstrengungen zur schnellen
        Hilfe unverzichtbar sind. Vereinzelt lese ich inzwischen Diskursbeiträge, die an solchen
        Zusammenhängen rühren. 
 Erhard Stackl erhielt in "Der Standard" auch
        einigen Gegenwind für "Das 9/11 der Unterentwicklung", wie man online
        nachlesen kann: [link]
        (trestigres) schrieb etwa: "Auf der anderen Seite der Grenze (Dominikanische
        Republik) verdient man 6 Mal mehr pro Kopf; die Lebenserwartung liegt 11 Jahre höher; und
        die Analphabetenquote liegt 4 Mal tiefer." Und er zitiert den haitianischen Soziologe Laënnec Hurbon:
        "Früher konnte man den Franzosen, später den Amerikanern, dann den Diktatoren
        François und Jean-Claude Duvalier die Schuld geben« Es dürfte schwierig sein, bis in
        alle Ewigkeit an unsere Unschuld und Heiligkeit zu glauben und die Weissen,
        die Imperialisten, für die Ursache all unserer Übel und Fehltritte zu
        halten», ..." Bleiben zum Beispiel Fragen offen, wann, wie und wo wir
        welche Debatten und Prozesse initiieren und weitertragen möchten, können, durch die
        Verantwortungsgefühl und Solidarität unter Menschen zu einem ebenso weltumspannenden
        Phänomen würden, wie der grenzenlose Geldverkehr. Können wir darüber einmal ernsthaft
        reden? Oder belassen wir es beim anlaßgbezogenen Charity-Gehampel des parfümierten
        Gesindels? (Jaja, dazwischen gibt's auch noch was, weiß ich eh!) 
 [kontakt] [reset] [krusche] |