7. Februar 2010

Gegenüber dem Kunsthaus in Weiz ein Block, wie aus dem Vollen gefräst, das Siemens-Logo beim Eingang paßt weder zum Architekturstil des Hauses, noch zu dieser Figur, einem idealisierten Arbeiter.

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Die Statue ist freilich nicht so irritierend wie der Kontrast zwischen Bau und gegenwärtiger Firmen-Typographie. Das könnte durchaus ein Kumpel von jenem Mechaniker und vormaligem Elin-Schöpfer sein, den ich kürzlich aufgesucht hab: [link]

Ich war eigentlich auf dem Weg nach Naas. Die nördlichste Gemeinde der "Energie-Region". Es ist ein von Gleisdorf her entlegener Ort am Eingang zur Weizklamm. Während aktuelle Regionalbegriffe meist von oben zugeschrieben werden, gibt es dabei natürlich auch eine Realität von unten. e-reg_log70.jpg (1376 Byte)

Die basiert nicht unbedingt auf den Vorstellungen einer akademischen Mittelschicht, eines ländlichen Bildungsbürgertums oder auf den Annahmen zugereister Berater-Stäbe. In Naas wohnt der Fotograf Franz Sattler, selbst Sohn eines Elin-Hacklers. "Die Bude" ist heute noch prägend, drückt dem gesamten Raum Weiz ihre Eigenheiten auf.

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Sattler sitzt hier in seiner Küche vor dem Selbstportrait eines vormaligen Elin-Hacklers. Ich hatte Albin Schrey noch gekannt, er lebt nicht mehr. Blechzieher. (Das soll eine der schwersten Arbeiten in der "Bude" gewesen sein.) Und darüber hinaus der Kunst verfallen, so könnte man sagen. Ewig zu wenig Geld und zu wenig Spielraum, um dieser seiner Seiten mehr Platz zu gewähren. Schrey war aus ärmsten Verhältnissen gekommen. Er hatte vor dem Hintergrund der harten Arbeit in einer Welt immaterieller Werte reüssiert ...

Auf dem Weg nach Naas passiert man mehrere Standorte, verschiedene Fabrikshallen, hinter dem Ort liegen Steinbrüche. Was sind das für Geschichten, wo die Kunst Fuß fast, sich festsetzt, im Leben eines proletarischen Milieus solches Gewicht erlangt?

Sattlers Gefährtin Elfi erzählt von ihrem Vater, dem Tischler, daß er alles selbst gemacht habe. Haus bauen, Möbel anfertigen, diese und jene handwerklichen Arbeiten ausführen: "Er war von niemandem abhängig."

Was für ein Satz! Er handelt davon, wie sich innerhalb von ein, zwei Generationen den drückenden Verhältnissen dieser vormals armen Region vor Ort entkommen ließ. Ich denke, wer von diesen Geschichten nichts weiß oder nichts wissen will, wird in dieser Region nichts tun können, was Gewicht erlangt.

Cut!

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Jaaaa, da hat er sicher recht, der Herr Björn Korschinowski von der "Credit Suisse". (Quelle: "Der Standard") Wie schließlich auch der Herr Gaston Glock nicht dafür verantwortlich ist, was mit der von ihm produzierten wahrscheinlich besten Pistole der Welt getan wir.

Das ist schon klar. Zugleich ist der Zynismus, ist die Arroganz dieser Haltung unübersehbar. Korschinowski kann kein Dummer sein, also weiß er, daß sein Geschäft dem Ausplündern von Republiken dient.

Das produziert Verteilungsungerechtigkeit, bedroht permanent den sozialen Frieden und fördert das Produzieren von Feindbildern, dem letztlich laufend Menschen zum Opfer fallen. So hängen diese Dinge zusammen. Es ist ganz einfach.

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Geldbewegungen. Damit eine Relation sichtbar wird, was die oben im Zeitungsausschnitt erwähnen 23,1 Milliarden Euro ausmachen: Österreichs Staatsschulden werden laufend mit 190,6 bis 191 Milliarden Euro beziffert. (Siehe dazu den "Schuldenzähler" im Eintrag vom 4. Februar 2009! Oder "Geldmarie" und "Staatsschulden".) Die Österreichische Nationalbank gibt quasi amtliche Auskunft: [link] Ein paar Vergleiche:

>>Die USA haben weltweit die höchste Staatsverschuldung mit über 12 Billionen Dollar. Darauf folgen Japan mit 6 Billionen Dollar an zweiter Stelle, gefolgt von Deutschland mit 1,502 Billionen Euro. In der Schweiz liegt sie bei 184 Milliarden Dollar. Österreich hat eine Verschuldung von 165 Milliarden Dollar. Während Liechtenstein keine Verschuldung kennt, hat Luxemburg 2006 erstmals eine Staatsverschuldung.<< [Quelle: Wiki]

Wenn bloß dann die ausgewiesene Korruption in Österreich unterbleiben würde, wäre das Defizit um einen zweistelligen Milliardenbetrag geringer. (Siehe dazu den Eintrag vom 31. Oktober 2008!) Die ist, wie ich schon mehrfach betont habe, sicher nicht das Werk von Kleinkriminellen, Delinquenten im Asylantenstatus etc.

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Wie bemerkenswert, daß DIESE Aspekte in den Kampfschriften von rechts so schwer zu finden sind. Dieser Ausschnitt aus dem Flugblatt "Nationalismus oder Untergang" belegt, daß jene Leute nicht gerüstet sind, selbst einfachste Zusammenhänge zu begreifen und darzustellen; respektive sie hängen der Option an, die schon von den Nazi gepflegt wurde: Der Pöbel möchte selber Herrschaft sein. )Besser ein inländischer Steuerhinterzieher als ein "ausländischer Sozialfall".)

Historisch: Der Parvenü Hitler mußte sich mindestens bei wirtschaftlichen Eliten andienen, bis er sich mächtig genug fühlen durfte, diesen Leuten Vorschriften zu machen. Der Pöbel möchte Herrschaft sein, also attackiert er lieber die Habenichtse ...


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