23. März 2010

Nun geht es endlich ohne Heizung. Selbst wenn der Himmel bedeckt ist. Bleibt noch ein Fundstück vom 11. März zu zeigen, das von ganz anderen Verhältnissen geprägt ist. Irgendwo auf dem Rückweg von Pöllau:

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Pininfarina. Scharfe Bügelfalten, klare Konturen. Peugeot 404 aus den 1960er-Jahren. Wenn man französische Spielfilme aus dieser Ära sieht, sind manchmal drei Minuten an Straßenszenen wie eine exquisite Autoschau unverkennbarer Modelle. Das würde heut nur schwer gelingen. (Der Franzose gehört in den selben Tag wie der beschneite Mustang: [link])

Nur am Rande dazu passend, was mir aus dem letzten Gespräch mit meinem Sohn hängengeblieben ist; nämlich der Unterschied zwischen Fräse und Drehbank. Bei der Fräse dreht sich das Werkzeug und das Werkstück ist fixiert. Bei der Drehbank ist es umgekehrt.

Nein, es ist nicht essenziell, so etwas zu wissen. Aber manchmal geht es mir mit ganz banalen Dingen wie mit Lyrik; daß mir eine bestimmte Passage hängenbleibt, mich tagelang beschäftigt, weil ein besonderen Klang darin ist und ein besonderes Bild.

Klänge und Bilder. Kinder. Ich habe gestern mit einem Freund zu Mittag gegessen und diese Dinge erörtert. Was sind unsere Positionen gegenüber unseren Kindern, die nun reihum erwachen werden? Was liegt (noch) in unseren Händen und was haben wir ihnen zu überlassen? Das knüpft an die Themen meines vorigen Eintrages an.

Definitionsmacht. Verfügungsgewalt. Und worum es geht, wenn in diesen Bereichen die Dinge aus dem Geleise fahren. Im medialen Getöse der letzten Wochen ist dieser Vorfall eventuell etwas übertönt worden:

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Als wäre es nicht schon entsetzlich genug, daß ein 38-Jähriger sich ein 13-Jähriges Mädchen in's Bett zerrt, was erahnen läßt, wie wenig der Kerl unter Erwachsenen zu beeindrucken weiß, illustriert genau diese Geschichte, wie tief die Manipulation und die Gewaltausübung des Mannes reichen.

Diese Art, ein Kind zu korrumpieren, und zwar in seiner Möglichkeit, sich selbst und andere angemessen wahrzunehmen, also dem Mädchen das Vertrauen in die eigene Gefühlswelt zu beschädigen, ist die Attacke auf die Fundamente eines Kindes.

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Genau das ist aber nicht bloß die Domäne eines derart schäbigen Burschen. Das ist nach wie vor ein dominantes Konzept in den Kinderstuben unseres Landes. Diese Art der Attacken haben raffinierte Verläufe. Erst muß das Kind also diese Übergriffe erleiden, dann muß es seinen Gefühlen mißtrauen; in diesem Fall darf ja davon ausgegangen werden, daß eine 13-Jährige zwar eine blühende Sexualität hat, was aber keinesfalls den Wunsch inkludiert, mit einem dreimal älteren Mann im Bett zu liegen.

Dann darf sie also keine Sprache für das Erlebte haben und wird möglichst noch von einer Mauer des Schweigens umstellt, darf und kann sich niemandem über all das mitteilen. Falls sie es doch tut, ist das Risiko extrem hoch, daß ihr nicht geglaubt wird. Wenn sie aber diesen Wellen der Überwältigung entrissen wird, ist das Geschäft des Angreifers schon so weit gediehen, daß die Kleine bei der Einvernahme fragt: "Und welche Strafe bekomme ich?"

Umfassender kann Überwältigung wohl nicht gelingen. Auf diese Art ist sie freilich kein "Sonderfall", sondern pädagogischer Standard.


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