| 11. April 2016 Oh Rosmarin! Was für ein erhebendes Pflänzchen; egal ob frisch oder
        getrocknet. Ich brauche nur dran zu denken, schon hab ich eine entlegene Landschaft in
        Sonne und Wind vor Augen. Ich höre das Meer. Davon erzählt ja auch der Name: Tau des
        Meeres. 
 Manchmal versuche ich mir bei solchen Dingen
        auszumalen, was es am ersten Menschen bewirkt haben mag, als er darauf stieß. Manchmal
        mag ich so in der Welt sein; als wäre ich der erste Mensch, dem dieses oder jenes
        auffällt. Es ist eine merkwürdige Schlüssigkeit in
        diesen Wundern, die mich staunen lassen. Ich bleibe ganz unersättlich in solchem Wissens-
        und Erlebnishunger. Das ist einer der Gründe, warum mir mein Gefühl sagt: Ich brauche
        noch 50 Jahre. Nichts spricht dafür, daß dies möglich wäre. Ein schwacher Grund, es
        nicht zu wollen. 
 Wir waren gerade wieder in Küchendingen
        fröhlich. Kunsthandwerkerin Ida Kreutzer sorgte für das zentrale Artefakt unserer
        jüngsten Session, einen gebackenen Highboy, den wir im Lauf der Debatten
        verzehrt haben. Ich hab den sozial- und kulturgeschichtlichen
        Kontext hier dargelegt, denn die prägnante Volkskultur in der technischen Welt,
        welcher wir den Highboy zurechnen, ist hierzulande auf kuriose Art tabuisiert: [link] Es nehmen sich seiner keine Kulturreferenten
        an, auch das Feuilleton schweigt sich aus. In den Redaktionen ist man ratlos und offenbar
        auch nicht dafür qualifiziert. Da ist alles, was nach seltsamem Blech aussieht, gleich
        ein "Oldtimer". Kürzlich las ich sogar von einem
        pleonastischen "Renn-Boliden"; als ob ein Bolide für sich nicht schon
        ein Rennfahrzeug wäre. Der Pleonasmus, sagen wir gesellig: Onkel
        Pleo, lebt als Dauergast in unserer Kultur, plustert die Sätze auf, um das Fehlen
        von Inhalten zu kaschieren. Aber! Na gut. "Renn-Bolide". Soll sein. Wir
        nehmen es jedenfalls ein wenig genauer. 
 Hier sieht man Graphic Novelist Chris Scheuer,
        wie er zu unserem Kuchen-Hot Rod einen toten Mann anfertigt: [link] Ich hab noch einiges
        nachzudenken, auf welche Arten die Küchen stärker in der regionalen Wissens- und
        Kulturarbeit vorkommen sollten. Mir wird nur sehr langsam klar, wie ich diesen
        gegenwärtigen Zustand der Popkultur, soweit sie uns ausmacht, an welchen
        Referenzpunkten festmachen muß. -- [Konvergenz: Pop] -- |