| 14. April 2016 "Keiner
        kann die Zeit anhalten. Alles geht weiter und wer dagegen ankämpft, geht unter",
        sagt Beatrice Eischer (Marie Robertson) in der schwedischen TV-Serie "Echte
        Menschen", was in der Originalsprache bezaubernd klingt: "Äkta
        människor" (Seit 2012) [link] 
 Bea ist ein Android mit weiblicher Gestalt. In der
        zweiten Staffel muß sich Roger (Leif Andrée) darlegen lassen, was Stand der
        Dinge sei: "Erst hab ihr uns erschaffen und nun schaffen wir gemeinsam eine neue
        Welt. Das, was war, ist nur noch Asche." Man kann sich Rogers Erschrecken ausmalen. Er
        hatte davor schon seinen Arbeitsplatz an Androiden verloren, sich schließlich unwissend
        in eine Androiden-Frau verliebt. "Das Einzige, was zählt, ist das, was noch
        kommt", sagt Bea, um zusammenzufassen: "Die einzige Art, eurer
        natürlichen Vergänglichkeit zu entgehen, ist einer von uns zu werden." Zu diesem Fazit führt übrigens auch der Film "Automata"
        (2014) [link] Dort ist
        allerdings die Konfrontation weiter gediehen, denn die Erde ließ den Menschen keinen
        Lebensraum mehr, weil sie den ganzen Planeten kontaminiert hatten, das Leben daher
        verlöschen mußte. (Von diesem Film werde ich später noch erzählen.) Die schwedische TV-Serie reicht über pures Entertainment
        erheblich hinaus. Es werden darin nicht bloß eher tabuisierte Standards menschlicher
        Gemeinschaft thematisiert, Gewalt in der Familie, Trennungskinder, gleichgeschlechtliche
        Liebe etc., es kommen auch die noch neuen Tabu-Themen zur Sprache. 
 Worum ringen Vater und Sohn, wenn der Teenager entdeckt,
        daß er "transhumansexuell" ist, also sich in Androidenfrauen verliebt?
        Was passiert in einer Männerwelt, die seit zehntausend Jahren weibliche Sexualität zu
        bändigen versucht, wenn Frauen plötzlich Beziehungen mit Adroidenmännern eingehen? Wer das bloß für amüsant hält, hat vielleicht
        übersehen, daß nicht bloß Sex mit Robotern längst ein ernsthaft diskutiertes
        Thema ist, sondern auch das Verlieben in Maschinen zur Debatte steht, wie
        übrigens all die ethischen Fragen und Probleme, denen wir uns eigentlich schon stellen
        sollten. Ich hab im vorigen Dezember erwähnt, daß es Debatten
        darüber gibt, ob es akzeptabel sei, den Maschinen eine Art von Schmerzempfinden
        einzubauen: [link] Ein paar Tage
        später ging es in meinen Notizen um Sex mit Robotern und um die romantische
        Liebe, die ja auch zu Maschinen entbrennen könne: [link] 
 Natürlich kam da die fulminante Philip K. Dick-Verfilmung
        von Ridley Scott zur Sprache, der "Balde Runner" (1982) [link] -- in diesem Genre
        ein Maß der cineastischen Dinge. Ich werde hier weiter die Welt der trivialen Mythen
        durchstreifen und davon berichten. Im Kino gibt es seit Jahren eine merkliche Zunahme der
        Filme, die solche Themen aufgreifen. Unser Weg in die Vierte Industrielle Revolution
        ist von einem bunten Treiben begleitet. In diese Darstellungen passen natürlich auch die
        inzwischen boomenden Zombie-Paraphrasen, sei es als Kinofilme, sei es als Serien. Der Zombie geht gewissermaßen als fleischlicher Android
        daher; auf jeden Fall als eine Art Nicht-Mensch, der sich doch annähernd Menschengestalt
        anmaßt. Das ist übrigens, was den Androiden vom Roboter unterscheidet,
        die Menschengestalt. Dagegen ist der Cyborg ein technisch
        aufgerüsteter Mensch, wofür etwa Iron Man (Robert Downey Jr., seit 2008) [link] ein prägnantes
        Beispiel wäre, weiter zurückliegend: 1987 Peter Weller als "RoboCop"
        [link] oder Tsukamotos "Tetsuo",
        der Eisenmann (1989) [link] Die Androiden in "Äkta människor"
        träumen davon, "freie Transhumane" zu sei und als menschlich
        akzeptiert zu werden. Zeichnen Literatur und Filme etwas an die Wand, was wir erleben
        werden? Die literarische Vorlage zu "Blade Runner"
        trägt den schönen Titel "Do Androids Dream of Electric Sheep?" Autor
        Philip K. Dick führt im zweiten Kapitel eine Kriegswaffe ein: "a weapon of war,
        the Synthetic Freedom Fighter". Der wurde modifiziert: "...able to
        function on an alien world the humanoid robot - strictly speaking, the organic android -
        had become the mobile donkey engine of the colonization program." Jeder Auswanderer bekam so einen Androiden, wie man sich
        seinerzeit ein Auto zulegte, bei entsprechendr Vielfalt der Typen: "Under U.N.
        law each emigrant automatically received possession of an android subtype of his choice,
        and, by 1990, the variety of subtypes passed all understanding, in the manner of American
        automobiles of the 1960ies." -- [Fiat Lux: Android]
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