| 15. April 2016 Die
        Literatur war öfter Vorbote von Begriffen und Verhältnissen, die uns schließlich aus
        technischen Neuerungen erwachsen sind. Von Karel Capeks Roboter bis zu William
        Gibsons Cyberspace. Wenn ich gestern den
        Balde Runner angeführt habe, der einem Buch von Philip K. Dick entstammt, dann
        ist damit nicht nur einer der einflußreichsten Science Fiction-Filme des letzten
        Jahrhunderts genannt. Dick beschreibt darin Replikanten. Das sind Androiden,
        die sich physisch von Menschen kaum noch unterscheiden lassen, was sie von den Huborgs
        der genannten schwedischen Fernsehserie trennt. Die sind menschlich erscheinende Maschinenwesen,
        wie zum Beispiel der populäre Lieutenant Commander Data vom Raumschiff Enterprise. 
 Ortlos: Golem-Falle Dagegen müßte der Andy bei Dick zu solcher
        Klärung einer aufwendigen Knochenmarks- Analyse unterzogen werden, wahlweise einem Empathie-Test.
        Dick unterscheidet Mensch und Android vor allem durch die Empathiefähigkeit des
        Menschen. 
          
            | Bei Androiden finden wir ein breites Spektrum
            zwischen Maschine und biologischem Organismus. Da erscheint Frankensteins moderner
            Prometheus deutlich in der Vorgeschichte, auch Vampire und Zombies
            stehen gut in dieser Abteilung von leiblichen Menschengestalten, die wir nicht
            als Menschen deuten. Ihnen geht der Golem
            voran, eine Gestalt aus der jüdischen Literatur des Mittelalters. Der Homunkulus
            wurde aus Lehm geformt. Rabbi Löw erweckte ihn zum Leben, indem er ihm einen Zettel mit
            dem Namen Gottes auf die Zunge legte. Text aktiviert den künstlichen Körper. Das ist eine
            Analogie zu Robotern, die über Software gesteuert werden; Software ist ja nichts anderes
            als Text. Ich hab das Thema Golem in Jahr 2005 intensiver bearbeitet. |  Boris
            Karloff alsFrankensteins Kreatur
 | Architekt Ivan Redi hatte zu
        diesem Thema damals notiert:+ man muss alles erfinden - auch die realität. ergebnis: das strategic image.
 + unsere golem-falle, die die prozesse einer global vernetzten gesellschaft aufgreift,
        sollte
 aus pappkarton sein. die golem-falle ist ein schiff. [Quelle]
 Siehe dazu ferner:+) 2005, Ortlos: Golem-Falle [link]
 +) 2005, Martin Krusche: Golem reloaded [link]
 +) 2005, Christine Werner: Golem [link]
 
          
            | Auch Gustav Meyrinks Deutung des Golem
            tauchte damals im Projekt und in meinem Grid of Books auf; neben Vorltaire, Kant
            und Zweig: [link]
            Das war alles in eine Vitrine gepackt, der Gleisdorf und Graz verknüpfte: [link] Wir haben also in unserer Erkundung des von Gibson literarisch
            avisierten Cyberspace immer wieder Bezugspunkte in der Kunst aufgegriffen und
            markiert. Das sind teilweise alte Erzählungen. Im Jahr 2015 taucht der Golem
            dann kurz wieder in einem unserer Projekte auf: "Fiat lux: Das geschwätzige
            Automobil" [link] |  | Kurz gefaßt, der Roboter
        ist eine Maschine, die uns Arbeiten abnimmt. Der Android ist eine Maschine in
        Menschengestalt, wahlweise auch ein künstlicher Mensch aus Fleisch und Blut, wie im Film
        "Blade Runner", wo dafür der Begriff Replikant verwendet wird. Dagegen ist der Cyborg ein technisch
        aufgerüsteter Mensch. Meine Brillen, die seit Kindertagen meine Sehschwäche ausgleichen,
        reichen dafür noch nicht, das ist simple Prothetik. Auch die Muskelplastik in meinem
        rechten Oberarm, wo ich durch einen Motorradunfall meinen Bizeps verloren hab,
        konstituiert noch keinen Cyborg.  
          
            | Allerdings waren meine Tage
            in künstlicher Beatmung auf der Intensivstation Cyborg-Kram, ergänzt um
            Automaten, die mir Medikamente verabreichten, maschinelles Monitoring etc. Würde ich dereinst einen Herzschrittmacher
            bekommen, ergäbe das freilich einen anderen Status. In den letzten Jahren machten
            außerdem immer wieder emotional gefärbte Videos Furore, die uns gehörlose Menschen
            zeigen, welche durch ein technisches Implantat erste Hörerlebnisse haben. Das ist
            definitiv Cyborg-Kram. Hier zum Beispiel die taub geborene Sloan Churman: [link] Auf den Frauenverächter Pygmalion,
            der sich eine künstliche Geliebte nach eigenem Geschmack schafft, komme ich noch später.
            In meiner subjektiven Wahrnehmung hat die Unterhaltungsindustrie während der jüngeren
            Vergangenheit mit Filmen zum Thema massiv zugelegt. Zombies und künstliche
            Intelligenzen in künstlichen Leibern boomen im Kino. |  Charles
            Ogleals Frankensteins Kreatur
 | Dazwischen tauchen auch
        einigermaßen furchterregende Kreaturen aus Menschenhand auf, wie etwa das Mischwesen Dren
        in Vincenzo Natalis Shocker "Splice" (2009) [link] Die Kreatur entsteht
        durch das illegale Kombinieren von menschlichem und tierischem Erbgut. Sie ahnen nun vielleicht, was sich hier
        abzeichnet. Unsere laufenden Projekte sind auf ein Wechselspiel zwischen Kunst,
        Wirtschaft und Wissenschaft abgestellt. Ich hab das eben in einer Notiz umrissen: [link] Das kommt in der zweiten Phase des Projektes "Fiat
        Lux" deutlich zum Ausdruck und wird in der Themenleiste "Fiat Lux:
        Panorama" nachvollziehbar gemacht. Hier möchte ich nun die literarischen und
        cineastischen Hintergründe besser ausleuchten, denn unsere Arbeit ruht auf den
        Vorleistungen anderer... -- [Fiat Lux: Android]
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