15. November 2018

Fotograf Franz Satter schrieb gestern: "...ich habe nur 2 Dinge gefunden: In der Pose (falsch eine) eines Firmlings und..." Diese zähe Suche nach Tippfehlern, Flüchtigkeitsfehlern, um vor der Drucklegung möglichst jeden Schnitzer aufzuspüren.

Das ist ein Ringen mit den Dispositionen des Verstandes, der eigenständig Lücken schließt, um die Wahrnehmung in Fluß zu halten. Das heißt, wir sind beim Lesen darauf festgelegt, Fehler zu übersehen, weil einen das ja bei der Rezeption nur unnötig aufhalten würde. Zugleich sollten wir für manche Aufgaben eben jene Details verläßlich aufstöbern können.

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Wir haben hier den Fabrikarbeiter Albin Schrey zum Gegenstand einer kleinen Reflexion gemacht. Sein Broterwerb als Blechzieher in der Elin stand im Kontrast zu seiner künstlerischen Entwicklung. Sattler, Fotografenmeister, hätte bezüglich seiner Erwerbstätigkeit ebenfalls einfach Dienstleister bleiben können, ging aber mit jedem Jahr tiefer in die Kunst. Außerdem ist er ein leidenschaftlicher Sammler. Das ergibt für uns etliche Schnittpunkte.

Nun entsteht gerade dieses Bändchen mit einer kleinen Auswahl von Schrey-Arbeiten und einem Kommentar. Eine Publikation als eine Art Angelpunkt von Prozessen, die in Summe ein geistiges Leben ausmachen, welches uns jenseits der Alltagsbewältigung in dieser Welt gedeihen läßt.

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Franz Sattler

Mich beschäftigt in diesem Abschnitt unserer regionalen Wissens- und Kulturarbeit das Gewicht des Dialogs. Den könnte man als Tondokument aufzeichnen. Aber er ist ja etwas Vollzogenes, hat Wirkung gezeigt, sich ereignet, auch ohne entsprechende Dokumentation. Das bedeutet, was nun als Druckwerk erscheint, repräsentiert diesen Dialog zwischen Sattler und mir, ohne ihn wiederzugeben. Er ist nicht in Worten festgehalten, sondern durch das Ereignis.

Das ist zugleich ein Verweis auf Optionen der Konzeptkunst, die in wesentlichen Bereichen nicht durch Artefakte in Erscheinung tritt, sondern sich durch geistige Vorgänge manifestiert. Wenn man dieses Bändchen in Händen halten wird, ist darin übrigens auch keine kunstgeschichtliche Deutung von Schreys Arbeit verfügbar. Sie erfahren etwas über den Kontext. Das Übrige muß sich in Ihnen, aus Ihren Erfahrungen heraus, ergeben.

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Das heißt, Sattler und ich greifen dabei nicht auf Ihre Denkprozesse zu, sondern wir bleiben auf das konzentriert, was die Befassung mit Schreys Arbeit an uns bewirkt hat. Und das ist nun kein Akt der Belehrung. (So etwas hätte Schrey vermutlich mit Ironie quittiert.) Es ist vor allem Evidenz eines Moments jener Prozesse, die ein geistiges Leben nahelegt.

Damit gehe ich nun mit einigen inspirierten Leuten in den zweiten Teil des 2018er Kunstsymposions. Dieser Teil ist stärker nach innen gerichtet, obwohl er Momente hat, die öffentlich zugänglich sind.

Ich hab seit 2012 alljährlich mit Verbündeten ein Kunstsymposion realisiert. Daraus hat sich, wie man heute sehen kann, einiges verselbstständigt. Daher denke ich zur Zeit darüber nach, welche neuen Aufgaben mir liegen würden. Das hat seine erste, noch sehr schwebende Anordnung im "Konsortium 18"...

-- [Das 2018er Kunstsymposion] --

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