12. Dezember 2018

Momentan regiert in meiner Küche die Eisperle (Apfel). Das ist jener Most, dessen Geschmack meiner Erinnerung aus Kindertagen am nächsten kommt. Die Hirschbirne bleibt mit als milde Sorte im Fokus, die Ilzer Rose (Streuobst) ist draußen. Jetzt hab ich noch die Alte Sorte (Apfel) vor mir.

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Der Winter bleibt moderat, was mir zusagt. (Im Sommer werde ich dafür bezahlen.) Derweil die Papierfresserei, das Kramen in Texten, welche mir Haflinger-Geschichte hinterlegen. Dazu natürlich auch Mythisches. Dazu schreibt etwa Ingomar Balthasar Skof in seiner Diplomarbeit "Von der prometheischen Scham nach Günther Anders zur möglichen Emanzipation des Menschen von der Technik" über den Feuerbringer: "Alle Überlieferungen haben gemein, dass das Feuer als Sinnbild für Kunst und Technik steht. Erst durch das Feuer wird man von der Natur unabhängig und kann diese verändern. Das Feuer lässt uns die Natur kontrollieren und verändern."

Als geübter Automobil-Paparazzo scanne ich den Alltag laufend auf interessante Fundstücke hin. Sommers kommt einem dabei auch gelegentlich ein Haflinger unter. Jetzt ist es dafür einfach zu kalt. Dafür war es dieser Tage ein Versuchsfahrzeug in der üblichen grafischen Folierung. Es ist der Z4 Roadster von BMW, wie er in Graz von Magna auf die Räder gestellt wird, also auf jenem Firmengelände, von dem einst der Haflinger kam.

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Das korrespondiert nun in ein paar Punkten mit dem Thema Most. Dieser einstige Haustrunk der Bauern, anfangs nicht einmal für die Dienstboten verfügbar, die nur Wasser hatten, ist heute freilich geschmacklich sehr verfeinert, um auf dem Markt sein Publikum zu finden. In den Städten war über das Mittelalter herauf der Wein ganz wesentlich, weil aufgrund der hygienischen Verhältnisse in solchen Ballungszentren gutes Wasser eine Rarität blieb. Das erklärt übrigens einen Teil der Wiener Weinkultur, wo man manchmal noch Weinhäuser der alten Art findet.

Das waren seinerzeit quasi die Stadt-Filialen der Weinproduzenten vom Stadtrand oder von außerhalb. War schlechtes Wetter und die Reben bekamen zu wenig Sonne, wurde also der Wein bis an den Rand der Ungenießbarkeit sauer, fiel er der Essigproduktion zu. Dann kam dem Bier die Funktion eines Getränkes zu, das einen nicht gleich krank machte. (Das schloß übrigens die Kinder ein.)

Die Spuren der Subsistenzwirtschaft. Ich hab übrigens ein feines Tondokument gefunden, das vom Wesen der Selbstversorgerwirtschaften erzählt sowie von der Mechanisierung der Landwirtschaft. Martha Tukovits erzählt von Moschendorf; im Dialekt der das Hianzische heißt: [link] (Kabarettist Thomas Stipsits demonstriert ab und zu, wie Hianzisch klingt.)

Zu den gängigen Speisen jener Zeit, wie vorgestern erwähnt, Maisgrieß (scharfes S) hat mit Weizengries (rundes S) nichts gemein, stammt von einer anderen Pflanze. Die gelbe und die weiße Sorte Maisgrieß unterscheiden sich geschmacklich nicht, wie mir scheint.

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Das ist die Polenta. In meinen Kindertagen hieß das Türkensterz. Seltener gab es den dunklen Heidensterz, für den Buchweizen verwendet wird. Mir war allerdings lange nicht klar, daß Sterz hier eine Zubereitungsart meint und nicht diese beiden Speisen allein. Sterz wird auch von Erdäpfeln, Bohnen, ebenso von Weizen und übrigens von Edelkastanien gemacht. Die waren an der Stelle von Kartoffeln üblich, bevor diese ins Land kamen.

Der Buchweizen kommt bei mir diese Woche noch dran. Der ist ja, wie Bauer Richard Hubmann mir von einer Weile erläutert hatte, nicht identisch mit dem Bauwoaz, was Weizen meint. Also: Der Mais ist der Woaz, der Weizen ist der Bauwoaz, der Buchweizen ist der Hoadn. Und den Hafer kriegen die Pferde, damit ihre Zugkraft erhalten bleibt. Damit bin ich wieder beim Haflinger, ein Pony, das sich in Tragtierkompanien bis heute bewährt. Daher die Bezeichnung für den Steyr-Puch 700 AP.

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Die robusten Arbeitspferde waren bei uns dagegen vor allem Noriker und Pinzgauer Noriker. Siehe dazu auch: "In Bewegung bleiben" (Die Museumsstraße der Mobiltätsmuseen)! Ich hab es hier auf der Meta-Ebene natürlich recht komfortabel, wenn ich diesen Themen nachgehe.

In den Schuppen der alten Meister ist es jetzt schon ziemlich kalt, die laufenden Projekte sind also ein wenig in den Kriechgang verfallen. Das macht aber kleine Zeitfenster auf. in denen wir über Details plaudern können. In den kleinen Werkstätten ist diese Zeit immer sehr begrenzt, weil ja an den Fahrzeugen was weitergehen soll. Meister Thaler, ruhelos:

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-- [Das Haflinger-Projekt] --

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