2. Okrober 2022

Smooth Roadtrip

Die Einladung für einen weiteren Vortrag zur „Langen Nacht der Museen“ im Puchmuseum Judenburg hatte bei mir ein heftiges Blätterrauschen ausgelöst. Es ging um rund zweihundert Jahre permanenter technischer Revolution, in der unser aller Leben in allen Bereichen andauernd beschleunigt wurde.

Ich bin ein Papierfresser. Aufschreiben. Die Blätter sortieren. Eventuell in Mappen ordnen. Dann ebbt meine gelegentliche Komplexitätskrise ab. Die Erzählung, an der mir liegt, tritt zum Vorschein. Und allerweil reißt das Querverbindungen auf. Meine Facebook-Notiz zu diesem Foto mit den Mappen: „gespaltene gesellschaft? mumpitz! wir leben doch schon allerweil mit kollidierenden narrativen. und die sache mit der definitionsmacht?“


Das korrespondiert mit meinem vorherigen Logbuch-Eintrag „Clash of Narratives“; Zitat: „In diesem Zusammenstoß einander widersprechender Erzählungen kommt dem Dissens eine besondere Rolle zu, die ich erst genauer kennenlernen muß.“

Ich grüble derzeit über Kriterien für und Querverbindungen zwischen Fakten, Fiktion und Lüge. Das hängt unter anderem mit meinem Projektpart „Der milde Leviathan“ zusammen. Merken Sie es? Da beginne schon ich selbst leicht den Überblick zu verlieren. Wie soll ich von Ihnen erwarten, mir noch zu folgen?

Aber ich muß eben immer wieder mit Anlauf in solche Komplexität hineinspringen und dabei gegen das Gefühl des Ertrinkens angehen. Ich liebe diese Flut, die mich immer irgendwo hinträgt. Zurück zur Judenburg-Session! Ich hatte dazu auf Facebook notiert: „kein rednerpult, kein powerpoint, ich geh in judenburg mit handzetteln mitten unter die leute und erzähl die geschichte. (wingman: richard mayr)“


Darauf reagierte Kommunikationsexperte Heimo Lercher mit: „Chapeau! Es geht IMMER um die Story. Bilder dazu lenken die Phantasie in die richtigen Bahnen. Rednerpulte sind die Schutzschilder und PowerPoints die Gehhilfen (und Gehilfen) schwacher Erzähler.“ Ich so: „oh! könnt ich das schriftlich kriegen? (moment! hab ich ja!)“ Ich betone und unterstreiche also:

Es geht IMMER um die Story!

Davon handelt unsere Profession. Wer sich selbst vor die Story drängt, sich über seine Story erhebt, macht einen anderen Job. (Mir fällt zu solchem Posieren nichts ein.) Wenn ich vorhin „wingman: richard mayr“ erwähnt habe, das ist der Fotograf, mit dem ich nun schon eine Weile zusammenarbeite. Ich also das Textmonster und er der Mann, der Erzählungen auf visueller Ebene entfaltet.

Ich hab mich gestern neben ihm auf den Beifahrersitz gewuchtet und es ging quer durch dieses Regenwetter in die Obersteiermark. Das lief für mich unverschämt gut. Es begann damit, daß ich eine Runde mit einem verschärften 650er TR drehen konnte, der die Nummer 29 trug, mit welcher Sobek Zasada in Monte Carlo einst einen Sieg eingefahren hatte. Die Session kam satt auf den Punkt und wir beschlossen die Abendrunde in vorzüglicher Gesellschaft am Tisch einer Judenburger Pizzeria, um danach in die Nacht zu verschwinden.

+) Die Dokumentation


[Kalender] [Reset]