3. Jänner 2024

Palästina und das Geplapper XIII

Meine Ansicht hat sich inzwischen noch vertieft. Ohne den Pazifismus wären wir verloren, denn wie sollten wir sonst davon wegkommen, daß brutalisierte Leute Rudel bilden und Waffen ziehen, um ihre Interessen durchzusetzen?

Ich sehe den Pazifismus als taugliche Strategie, um Gesellschaften in sich und die weltweite Gemeinschaft von Völkern in Verhältnisse zu bringen, die Waffengänge ausschließen. Aber neben dieser wichtigen strategischen Funktion bietet mir der Pazifismus keine taktischen Qualitäten, die ich brauche, wenn ein Aggressor beschlossen hat, auf mich loszugehen.


Entsprechend irritieren mich die vielen Polemiken und sogar überaus emotionalen Tiraden, wie ich sie anläßlich des Ringens der Ukraine gegen die russische Aggression erlebe. Akut aber vor allem gegen Israel, nachdem Kräfte der Hamas alle Grenzen überschritten haben, die mir in Sachen kollektiver Gewalttätigkeit bisher vertraut schienen.

Hierzulande rufen nun eine Ratgeber-Legion und etliche Hamas-Kollaborateure den Leuten im Nahen Osten zu, was dort geschehen solle und wie zu handeln sei. Ich staune! Mir scheint dagegen klar, was ich schon notiert habe: Wir, also wir hier, haben Israel nichts Nützliches zu bieten, um ihre Bürgerinnen und Bürger zu schützen. Wir, also wir hier, geben ihnen keine Sicherheit gegen derlei Grauen. Demnach wird man dort wohl nicht auf unsere „Ratschläge“ hören, sondern gegen die Hamas nach eigenem Gutdünken vorgehen.


Heimische Botschaften wie „Anscheinend glaubt Netanjahu, dass er durch das Töten und Misshandeln von Kindern die Hamas ausschalten kann. Das verstärkt doch alles nur.“ zeigen mir dieses Ausmaß an Besinnungslosigkeit und die Kompetenzmängel im Entschlüsseln politischer Kräftespiele während solcher Krisen.

Derlei sagenhaft unsinnige Polemiken boomen derzeit. So erspart man sich freilich eine seriöse, sachbezogene Befassung mit den aktuellen Problemlagen, muß dann auch nicht klären, was denn tatsächlich aus der Ferne ein relevanter und machbarer Beitrag zur Problemlösung wäre.

Ich fasse zusammen, was ich hier schon notiert hab: Es gibt nach meiner Überzeugung keinen „gerechten Krieg“ keinen „sauberen Krieg“ und keinen Krieg ohne Kriegsverbrechen. Dem wird sich der Staat Israel selbstverständlich zu stellen haben, wenn die Waffen wieder ruhen. Die Befassung damit hat schon begonnen.


Mir fehlen bei meinen Leuten derzeit die nachvollziehbaren Vorschläge, wie und wodurch man Israel und die Hamas von außen bewegen möchte, die Waffen zu senken. Ich ziehe es vor, mögliche Beiträge zur Befriedung der Welt vor Ort zu erbringen, also da, wo ich lebe.

Das heißt unter anderem, den „Krieg der Worte“ eindämmen, wo immer es geht. Auf seriösen Diskursen zu bestehen. Polemiken zu ächten, möglichst bannen. Hamas-Kollaborateure in die Schranken zu weisen.

Das hieße auch, sich einem österreichischen Volkssport zu stellen, dieser Mischung aus Intellektuellenfeindlichkeit und Antisemitismus, wobei man ja .je nach Bedarf – ein Ressentiment durch das andere ersetzen kann. Beides sind bewährte Werkzeuge, um Andersdenkende und Andersartige anzugreifen.

+) Palästina