Damit möchte ich unterstreichen, daß es mir
mißfallen würde, die Mörder von Ariel und
Kfir zu dämonisieren. Ich will sie als eine
Warnung verstehen, wie weit außerhalb
dessen, was wir für „normal“ halten möchten,
Positionen der Gewaltbereitschaft innerhalb
der Conditio humana vorkommen, bevor wir von
krankhaften Zuständen sprechen können.
Damit sie mich recht verstehen, ich
halte die Gewaltbereitschaft, wie sie in
einer vorherrschenden Männerkultur Standard
ist, generell für eine Anomalie unserer
Spezies. Aber ich unterscheide – in Resonanz
mit unserer Rechtskultur – zwischen kranken
Menschen, deren Schuldfähigkeit wir für
eingeschränkt halten, und zwischen
gewalttätigen Menschen, die es sich
erlauben, in ihrer Spannungsabfuhr extrem
weit zu gehen.
Der Mord an Ariel und
Kfir erschreckt mich in zwei Punkten.
Erstens gibt es keine Schuld eines
Kleinkindes, die mit einer Züchtigung
beantwortet werden kann, wie überhaupt
jegliche Züchtigung zu Maßnahmen gehört, die
es grundsätzlich nicht geben darf. Das ist
für mich keinesfalls diskutierbar, sondern
ein Axiom. Diese Taten erzählen uns zweitens
von einem Maximum an Distanzlosigkeit, die
es braucht, um einen wehrlosen Menschen mit
bloßen Händen zu ermorden..

Ich hoffe, wir haben ausreichenden
Konsens, daß psychologische Fernbefunde
völlig unzulässig und nichtssagend sind.
Ich brauche freilich keinen
psychologischen Befund, wo die Tat
selbst so klar mitteilt, was der Fall
ist. Der Mord an den Kindern ist nicht
nur eine individuelle Tragödie, sondern
auch eine Attacke auf die menschliche
Gemeinschaft. Hier sehe ich einen
Angelpunkt, an dem uns das alles
ebenfalls betrifft.
Ich hoffe, es
gibt in unserer Gesellschaft
ausreichende Klarheit, daß so ein Ausmaß
an Grausamkeit nicht vom Himmel fällt.
Sie werden bei solchen Kanaillen von
Tätern vermutlich feststellen können,
daß ihrer Anmaßung meist ein „Krieg der
Worte“ vorausging, aus dem sie sich
selbst Legitimation ableiten. Ich denke,
das Muster ist bewährt und global zu
finden. Das meint: es kann überall
auftauchen.
Ein Krieg der Worte
hat den Zweck, Prozesse in Gang zu
setzen, durch die Mitmenschen erst
einmal als „Gegenmenschen“ markiert
werden. Das führt dazu, sie schließlich
als „Nichtmenschen“ zu betrachten. Dann
beginnt das Foltern und Morden.
Was uns alle betrifft und was dieser
Doppelmord unterstreicht: wir müssen
darauf achten, ob und wo sich allenfalls
ein Krieg der Worte anbahnt, der auf
irgendwelche unserer Mitmenschen zielt.
Dem müssen wir jederzeit entgegentreten.