22. Februar 2025

Ein paar Sätze zu Ariel und Kfir


Ariel Bibas wurde nur vier Jahre alt, sein Bruder Kfir war ein Baby von zehn Monaten. Beide wurden von Mitgliedern der Hamas ermordet. Wie die Forensik belegt: mit bloßen Händen. Was soll ich denn über ein solches Ausmaß der Menschenverachtung, Grausamkeit und Gefühlskälte an Worten verlieren? Ich brauche in der Sache auch keine Adjektive, denn die Taten selbst sind an Aussagekraft nicht zu überbieten.

Es gibt in menschlicher Gemeinschaft ab und zu Ausnahmen, so hat man mir verschiedentlich versichert, da kommt jemand mit einer inneren Disposition zur Welt, die wir als pathologisch bezeichnen. Diese Sonderfälle sind eine enorme Bedrohung für ihre Mitmenschen. Solche Art der pathologischen Gewalttäter bleiben aber eine Seltenheit.

Wir wissen von anderen Varianten unermeßlicher Rohheit, die durch Vorkommnisse und Prozesse erwachsen. Beide dieser Versionen einer gewalttätigen Bedrohung in Menschengestalt, die als pathologisch eingestuft werden (volkstümlich: krankhaft), sind die Ausnahme.


Damit möchte ich unterstreichen, daß es mir mißfallen würde, die Mörder von Ariel und Kfir zu dämonisieren. Ich will sie als eine Warnung verstehen, wie weit außerhalb dessen, was wir für „normal“ halten möchten, Positionen der Gewaltbereitschaft innerhalb der Conditio humana vorkommen, bevor wir von krankhaften Zuständen sprechen können.

Damit sie mich recht verstehen, ich halte die Gewaltbereitschaft, wie sie in einer vorherrschenden Männerkultur Standard ist, generell für eine Anomalie unserer Spezies. Aber ich unterscheide – in Resonanz mit unserer Rechtskultur – zwischen kranken Menschen, deren Schuldfähigkeit wir für eingeschränkt halten, und zwischen gewalttätigen Menschen, die es sich erlauben, in ihrer Spannungsabfuhr extrem weit zu gehen.

Der Mord an Ariel und Kfir erschreckt mich in zwei Punkten. Erstens gibt es keine Schuld eines Kleinkindes, die mit einer Züchtigung beantwortet werden kann, wie überhaupt jegliche Züchtigung zu Maßnahmen gehört, die es grundsätzlich nicht geben darf. Das ist für mich keinesfalls diskutierbar, sondern ein Axiom. Diese Taten erzählen uns zweitens von einem Maximum an Distanzlosigkeit, die es braucht, um einen wehrlosen Menschen mit bloßen Händen zu ermorden..


Ich hoffe, wir haben ausreichenden Konsens, daß psychologische Fernbefunde völlig unzulässig und nichtssagend sind. Ich brauche freilich keinen psychologischen Befund, wo die Tat selbst so klar mitteilt, was der Fall ist. Der Mord an den Kindern ist nicht nur eine individuelle Tragödie, sondern auch eine Attacke auf die menschliche Gemeinschaft. Hier sehe ich einen Angelpunkt, an dem uns das alles ebenfalls betrifft.

Ich hoffe, es gibt in unserer Gesellschaft ausreichende Klarheit, daß so ein Ausmaß an Grausamkeit nicht vom Himmel fällt. Sie werden bei solchen Kanaillen von Tätern vermutlich feststellen können, daß ihrer Anmaßung meist ein „Krieg der Worte“ vorausging, aus dem sie sich selbst Legitimation ableiten. Ich denke, das Muster ist bewährt und global zu finden. Das meint: es kann überall auftauchen.

Ein Krieg der Worte hat den Zweck, Prozesse in Gang zu setzen, durch die Mitmenschen erst einmal als „Gegenmenschen“ markiert werden. Das führt dazu, sie schließlich als „Nichtmenschen“ zu betrachten. Dann beginnt das Foltern und Morden.

Was uns alle betrifft und was dieser Doppelmord unterstreicht: wir müssen darauf achten, ob und wo sich allenfalls ein Krieg der Worte anbahnt, der auf irgendwelche unserer Mitmenschen zielt. Dem müssen wir jederzeit entgegentreten.