6. April 2025

Das Gestrüpp hat mich wieder


Ich war doch recht lange Zeit vor allem auf mein Büro konzentriert, um fällige Arbeiten zu erledigen. Natürlich hätte ich jederzeit abhauen können, um mich in Kontraste zu bringen. Aber wie wir eben alle diese oder jene Bindungen haben, lebe ich in einer merkwürdigen Kohärenz. Es ist eine Art der klingenden Folgerichtigkeit, die mich auch unvernünftige Dinge tun läßt, wo es in sich schlüssig erscheint.

Nein, das läßt sich nicht rational verhandeln. Es ist mehr so wie man in einer Weise von Musikalität bei einer Melodie stellenweise voraussieht, wie sie weitergeht. So bin ich gelegentlich in der Welt. Daraus darf ich schließen, daß Erfahrungen aller Art in einem Menschen Instanzen herausarbeiten, die entscheidungsfähig sind.


Ich merke immer wieder, daß sich genau daraus etwas wie Lebenshaltung entwickelt. Das Praktische daran: ich muß nicht dauernd darüber nachdenken, was geschehen soll. Es klärt sich vielfach wie von selbst, was nichts anderes bedeutet als: einige Instanzen sind intakt und arbeiten ganz gut, treffen Entscheidungen.

Es wird mir selbst am deutlichsten, wenn ich stark unter Druck stehe. Dann dominieren zwei meiner Abteilungen denganzen Betrieb. Das Panik-Department und das Arbeitsinspektorat. Mein Panik-Department hat die klare Aufgabe Panik auszulösen, wenn’s wo eng wird. (Was sonst?) Die klassische Dialogsequenz im Krisenfall:
+) Department: „Wir brechen jetzt in Panik aus!“
+) Supervisor: „Stopp! Das ist der falsche Moment, um in Panik auszubrechen.“
+) Department: „Das ist der beste Moment, um in Panik auszubrechen.“

Dann schaltet sich das Arbeitsinspektorat ein, weil da noch unerledigte Dinge herumliegen. „Leute, ihr habt jetzt Pause, wir übernehmen. Geht von mir aus spazieren.“ Die Panik-Mannschaft geht eh gerne spazieren, brüllt dann irgendwas in die Gegend, schmeißt Abfallkörbe um, so Sachen. (Die können einem wirklich auf die Nerven gehen.)

Geht die ganze Angelegenheit in Summe glatt, atme ich durch, bekomme Freundlichkeits-Aussetzer und will eigentlich nur in die Stille. Oder ins Gestrüpp. Da fehlt mir dann auch jegliche Konzilianz. Und wenn du ein Millionär wärst, falls du mich herumschubst, beginnt der Ernst des Lebens, denn ich bin weder Pazifist, noch Diplomat.


Wie eingangs erwähnt, das Gestrüpp hat mich wieder. Es ist auf verblüffende Art Inhalt, in den ich hineinstolpere. Das hat kein Grübeln zu Folge, bloß Staunen. So als würden Poiesis und Praxis ineinander gehen, ich dabei das Ergebnis dieses Ereignisses werden. [Fortsetzung]

Postskriptum
Zu einem dieser Gestrüpp-Bilder war im Facebook zu notieren: "bevor wer fragt: das foto hat der förster gemacht. (so war es freilich nicht!) eigentlich ein schreib-retreat der abteilung für volkskultur: 'songs für ein besseres leben'. mein beitrag holpert noch etwas. die hook hab ich schon, am rest muß ich arbeiten. aber das hat hit-potential, sagt der kursleiter: ich! ich! ich! duuu nich."


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