Die alten Slogans gegen den Krieg erscheinen mir wie
ein Pfeifen im finsteren Wald, damit jemand seine
Angst vor dem Dunkel mindern kann. Weshalb ich das
so sehe? Ich kenne nur diese Art, wie man Waffen zum
Schweigen bringt: eine engagierte Politik. Dabei
halte ich die alten Slogans für recht unerheblich.
Das verlangt eine aktuelle Variante von Politik,
die keine ist, wenn die Interaktion
zwischen/Kooperation von Staatskunst
(Funktionstagende) und Gemeinwesen
(Zivilgesellschaft) schwächelt oder weitgehend
fehlt.
Nun sehe ich aber, wie allerhand
Friedensfrömmler einerseits die alten Losungen
ausstreuen, andrerseits am Personal europäischer
Spitzenpolitik keine gutes Haar lassen und vielen
zuständigen Kräften Inkompetenz attestieren.
Okay. Also was nun? Und wie? Das möge man mir
erklären! Ich tippe auf großspurige Posen. Wer
in der EU-Politik vor allem korrupte Idioten
vermutet, hat mir nichts zu bieten. Bloß zu
räsonieren und Funktionstragende zu beschimpfen
ist ja eine Grundübung der Wasserträgerschaft
für auf dem Weg in den Faschismus. (Manche
Spitzenkräfte heimischer Politik tun überhaupt
nichts anderes als das.)
Dann wäre da
dieses rührende
„Nie wieder!“, ergänzt um diese
Attitüde, man würde
„Gegen das Vergessen“
stehen. Was denn vergessen? Wir fürchten etwas
aus guten Gründen, das war nie weg. Ich erinnere
mich an eine Debatte mit einem eifrigen
Gedenk-Folkloristen, der staunte, als ich ihm
einige Bücher vorlegte, die Ende der Achtziger,
Anfang der Neunziger erschienen sind, in denen
die Strategien wie Errungenschaften der Neuen
Rechten dokumentiert wurden. Das wußte der alles
nicht.

Wenn man Machtpraxis nicht versteht:
Treuherzige Befindlichkeitsprosa
und
Outrieren, wo rationale Argumente nützlich
wären.
Die Dauerhaftigkeit dessen, was nicht
vergessen werden soll, ist kulturell gesichert,
hat seine Codes und Strategien. Es muß nicht
erst wiederkehren, es hat sich in unserer
Gesellschaft schon Ende des 19. Jahrhunderts
eingenistet, ist mit seinen ideologischen
Optionen und verlockenden Bildern integraler
Bestandteil unserer Gemeinwesen. Es sucht seine
Möglichleiten jederzeit dort, wo
gesellschaftlicher Konsens und engagierte
Politik nicht genug Kraft haben, die
Menschenverachtung an eine Kette zu legen.
Dieser Bodensatz eines robusten Faschismus
zeigt seine Präsenz in Gewalt durch Sprache, Haß
und Hetze, aber auch durch innerfamiliäre Gewalt
sowie Gewalt gegen Mädchen und Frauen. Von da
aus eignet er sich für jedes höhere
Organisationslevel, hat Europa längst mit einem
neuen Kalten Krieg überzogen und sich in manchen
Weltgegenden als heißer Krieg manifestiert.
Ich meine jene mit Friedensfrömmler, von
denen ich bloß Slogans aus dem vorigen
Jahrhundert höre, die Europas Politik mit Verve
schlechtreden und mir weitere Belege ihrer
friedensfördernden Kompetenzen schuldig bleiben.
Ich bin überzeugt: so sehen – unter anderem -
Steigbügelhalter des Faschismus aus. [
Fortsetzung]
+)
Stahlgewitter+)
Kulturpolitik