Wozu also den Mythos reproduzieren? Ich vermute, es
fühlt sich besser an; offenbar auf allen Seiten der
Beteiligung. Ob Grazer Literaturhaus, Forum
Stadtpark, UniT etc., ob Mags wie die Lichtungen,
Manuskripte oder Perspektive, das ist nicht „Szene“
in einem vernetzten und solidarischen Sinn. Das ist
ein Milieu.
Etwas genauer, das sind
staatsnahe Einrichtungen, deren Bestand nur durch
öffentliche Gelder gesichert ist. Okay. Kein
Einwand! Aber könnten wir die Etiketten und
Überschriften in Ordnung bringen?
Klaus
Zeyringer, Autor von „Österreichische Literatur seit
1945“, hat unterwegs auch „Ehrenrunden im Salon“
(Kultur - Literatur – Betrieb) verfaßt. Das war
2007. Zum „Kulturmechanismus Salon-Fürstenhof“
dürfen wir da auch noch das Kommissariat rechnen.
Was sagt mir das? Aber seit damals hat sich der
steirische Literaturbetrieb doch essenziell
geändert? Das glaub ich ja sofort!

(Quelle: Spiegel)
Wie in Gesellschaften üblich und banal, haben
Institutionen ihre Cliquen, ihre Kerne und Umfelder,
ihre aktiven Netzwerke. Na gut, eine Summe von
Cliquen kann man Szene nennen. Das Gemeinsame? Hm.
Der Bedarf an staatlichen Mitteln?
Aber.
Fördern? Wie merkwürdig! Da hat sich an den
Sprachregelungen seit den letzten 50 Jahren
praktisch nichts geändert. Ich, falls ich
gelegentlich mit staatlichen Geldern arbeite, werde
ja nicht gefördert. Da geht es um Kofinanzierung
seitens eines Geschäftspartners, der in eine
vereinbarte Kooperation Geld einbringt, wo ich Know
how, Arbeitszeit und so manches Stück Infrastruktur
beisteuere Das ist keine Förderung, sondern ein
Deal.
Ergo: Ich. Werde. Nicht. Gefördert. Das
bedürfte eines Mäzens, der mir Mittel bietet, ohne
einen bestimmten Gegenwert zu verlangen. Sowas wäre
förderlich. Ein Sponsor fördert mich auch nicht. Mit
dem hab ich ebenfalls einen Handel, in dem ein
Leistungsaustausch vereinbart wurde. (Etwa, daß ich
dem Sponsor einen Imagegewinn ermögliche.)

Zitat: Natascha Gangl
Das Land Steiermark könnte mich mit einem Preis
oder Stipendium fördern. Aber solange wir
beiderseits einen rechtsverbindlichen Fördervertrag
unterschreiben, ist die Überschrift des Vertrages
irreführend, denn wir haben einen Deal, in dem die
fälligen Leistungen detailliert aufgeführt wurden.
Was soll ich von einer künstlerischen „Szene“
halten, die nicht einmal ihre Begriffe im Griff hat,
sondern das Framing der Politik übernimmt? Naja, da
wäre noch die Solidarität, welche die Schwachen
stärkt? Wirklich? Wir Leute vom Kunstvölkchen haben
ja eine Tendenz zum Prekariat.
Ich bin jetzt
seit Mitte der 1970er Jahre aktiver Teil dieses
Kunstbetriebs. Solidarität habe ich da in der Praxis
selten sehen können. Und wenn, dann bestenfalls
zeitlich und räumlich eher eng begrenzt. Aber
vielleicht ist das egal, denn möglicherweise sind
wir eine Glaubensgemeinschaft, die eben ihre
Andachtsübungen pflegt. Das muß sich mit der
Realität ja nicht decken. Realität? Okay. Also: mit
dem, was der Fall ist. [
Fortsetzung]
+)
Kulturpolitik (Eine Debatte)