Milena Renate Findeis hat in einer Reaktion auf
meine Glosse sehr treffend zusammengefaßt, was mich
da bewegt. Zitat:
„Zur realistischen
Einschätzung eines Genres gehören auch Zahlen und
wenn jemand als Berufswunsch Autor, Autorin angibt,
sollte er, sie wissen, wie die
Verdienstmöglichkeiten ausschauen. Bedarf es einer
Nebenbeschäftigung, so wie Kafka, der als
angestellter Jurist bei einer
Versicherungsgesellschaft sein Einkommen hatte? Aus
meinem Bekanntenkreis haben Autorinnen und Autoren
ihr Einkommen als Festangestellte von Rundfunk- und
TV-Anstalten, als Redakteure, Professoren oder
arbeiten als Aushilfe, wo sich gerade ein Job
anbietet.“Vorzüglich auf dem Punkt.
Hier ein noch ausführlicherer Findeis-Kommentar zum
Thema: [
Link]
Das sind Zusammenhänge, in denen es mich stört, wenn
via Medien Nachrichten daherkommen, in denen mit
einiger Definitionsmacht top down erklärt wird, was
es mit unserem Metier auf sich habe. Daß Natascha
Gangl jetzt als Beleg herhalten soll, was a) die
steirische Literaturszene sei und was b) die Meriten
dieser Szene seien, finde ich mehr als
diskussionswürdig.

(Quelle: Kleine Zeiung)
Zitat Martin Gasser:
„Natascha Gangl ist
einer starken steirischen Szene entwachsen. Die gilt
es zu pflegen.“ [
Quelle]
Ich halte das für angewandte Mythenbildung. Die
Intention kann ich mir denken, mag sie sogar für
redlich halten, aber die Conclusio finde ich
verfehlt.
Es könnte einem vor allem durch den
Umstand auffallen, daß sich dazu und in letzter Zeit
(auch bei anderen Gelegenheiten) jene Personen am
exponiertesten äußerten, die a) ein gute Anstellung
in einer halbwegs stabilen Kultureinrichtung haben
und/oder b) eine halbwegs stabile Kultureinrichtung
repräsentieren.
Verstehen Sie mich recht,
daran habe ich nichts auszusetzen. Ein relevantes
geistiges Leben verdankt die Steiermark in
nennenswertem Maß solchen Gegebenheiten. Aber wer
das als „Die Szene“ zusammenfaßt, sollte a) genauer
werden und b) auch Auskunft geben, was jene Leute
ausmachen, die sich solchen Strukturen nicht
anpassen möchten oder können.

Ich kenne bis heute nichts
Vergleichbares.
Ich spreche bewußt von einem Metier, also von
einem ganzen Berufsfeld. Was aber „Szene“ meint, ist
etwas anderes! Lassen Sie uns im Auge behalten, wie
gerne beim kulturpolitischen Diskurs der Steiermark
eine Art von Geschlossenheit angedeutet, auch
simuliert wird, die sich dann zum Beispiel in
solchen Sprachregelungen ausdrückt: „autonome
Initiativenszene“, „freie Szene“ etc.
Das
benennt ein sehr klar beschreibbares Milieu. So hat
es etwa zuletzt
Jeff Bernard in den 1990ern recht
aufschlußreich beschrieben. Oder die IG Kultur
Österreich mit ihren Publikationen zur Situation von
„sektor 3-Formationen“.
Wenig Derartiges kam nach, in den letzten Jahren
eher gar nichts. Aus guten Gründen, wie ich
unterstelle. Wir erleben in der Branche schon längst
einen verborgenen Verdrängungswettbewerb. Der machte
sich ab 2010 bemerkbar und war spätestens 2015
höchst akut. Aber das kann doch nicht sein! So sind
wir nicht! Naja… [
Fortsetzung]
+)
Kulturpolitik (Eine Debatte)
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Kommentar von
Milena Renate Findeis