8. August 2025

Unter hochstehender Sonne


Die Hitze läßt sich nicht beiseite schieben. Also versuche ich, mich mit ihr anzufreunden. Heute wollte ich in jenes Zeitfenster hinein, für das die Tageshöchsttemperatur angekündigt war. (Lumpige 30 Grad.) Ist machbar. Zumal ich die Freiheit habe, mich langsam zu bewegen.

Ich hatte gestern die tausendjährige Eiche besucht, um eine Besprechung zu absolvieren. Welche Wohltat käme an solchen Tagen der Luft unter belaubten Ästen gleich? Bei der Gelegenheit habe ich Klarheit gefunden, wovon genau mein bevorzugtes „Dazwischen“ in kulturellen Prozessen handelt.

Selbstverständlich kann man mich jederzeit vor ein Publikum stellen, auch vor einige hundert Leute. So ist der Job gelegentlich. Das macht mir keinerlei Mühe. Aber wenn ich aus der Stille komme, habe ich dieses „Dazwischen“ besonders gerne. Ein Flackern, wo so vieles in der Schwebe ist. Nun hab ich das als einen Raum der „Transitobjekte“ markiert. Eine erste Annäherung an diese Zuschreibung: [Link]


Heute konnte ich dafür ins Grobe und feststellen, daß die Grube der Baustelle, welche ich mir laufend ansehe, noch kein Element des Bauwerks erhalten hat. Auf das frische Fundament wurde nun ein ausladender Kran gestellt. Ich halte aber für möglich, daß dieses Fundament auch für andere Zwecke geeignet ist, auf daß man es nicht wieder herausschremmen muß.

Und in der Gleisdorfer Bürgergase sah ich, daß ein in die Tage gekommener Sunnyboy seinen Porsche 911 Targa ausgeführt hat. Dieses bestechende Design von „Butzi“ Porsche, Sohn des Ferry, Enkel des Patriarchen Ferdinand. (Die haben eine benennbare Ahnenreihe wie Aristokraten.) Wir haben dem 911er übrigens ein NID-Booklet gewidmet: [Link]


Keine Sorge! Für mich hat das kulturgeschichtliche Relevanz. Ich bin selbst weder ein Autobesitzer, noch ein Automobilismus-Promotor. Ich staune bloß gelegentlich über die großen Annehmlichkeiten, die meine Kombination von Geburtsjahr und Geburtsort mir verschafft haben. (Die Volksmotorisierung gehört zu dieser Ära.)

Das hatte zwar seinen Preis, über den heute kaum wer sprechen will. Als Rotznase in den Reihen einer vom Krieg verrohten Gesellschaft mußte ein Kind eventuell mit einem hohen Level an Gewalttätigkeit zurechtkommen. Das wird heute immer noch von Kanaillen mit mäßigem Reflexionsvermögen auf die Kategorie „Gsunde Watschn“ relativiert.


Ich hab es aufgegeben, mich gegen diese Ansichten zu stellen, außer jemand mutet sie mir direkt und persönlich zu. Dann neige ich immerhin zur Tendenz, die pädagogische Qualität der physische Bedrohung zu demonstrieren. Aber ich bin dieser Dinge müde. Meist trennen mich noch ein paar wenige Widerworte davon, mich abzuwenden und solches Gesindel hinter mir zu lassen.

Ich gehöre einer Generation an, der gesamtgesellschaftlich von der Alterskohorte davor kaum interessante Rollenmodelle angeboten wurden. Aber vielleicht hat das ja was Erfrischendes, wenn so wesentliche Belange ganz neu entworfen werden müssen. Eines gilt freilich wie damals; so ganz allgemein: Mach bloß keine Fehler! Fehler werden nicht toleriert. Egal, in welchem Milieu. [Fortsetzung]


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